Matthew McConaughey

Ohne Übertreibung kann ich sagen, dass ich diesen Trailer von „Interstellar“ in den letzten Monaten mehr als hundert mal gesehen habe. Christopher Nolan hat ein neues Thema gefunden, eigentlich das letzte, nach dem Wahnsinn („Memento“), dem Spiel („Dark Knight“) und dem Traum („Inception“) wendet er sich in „Interstellar“ der Flucht zu und damit der Menschheit, der Geschichte, der Welt – schlicht allem. Der Cliffhanger des Trailers ist, dass das Thema des Films auch die Hoffnung oder die Verzweiflung sein könnte. Diese Vermutung weckt einer von Nolans Lieblingen vor der Kamera, Michael Caine, der das vor Ewigkeit und für sie geschriebene „Do not go gentle into that good night“ vorträgt.

„Rage, rage against the dying of the light.“ Wie weit es Nolan treiben wird, ist schon deutlich geworden. Was wir über die lichtfressenden schwarzen Löcher, die wir nicht sehen, die aber die letzte Rettung bieten, wissen, werden wir aus „Interstellar“ wissen – weil sie noch nie sichtbarer gemacht wurden, als in diesem Film. So ähnlich wird es für vieles gelten. Matthew McConaughey lernen wir gerade erst kennen, im Trailer als Retter seiner selbst, seiner Familie und der Menschheit. Und das ist der Umschlagpunkt. Hat man sich bei Spielbergs „Jurrasic Park“ noch gewundert, wie die Kinder des Forschers mit auf die Insel gerieten, also aus dramaturgischen Gründen mitgerettet werden mussten, wird „Interstellar“ alle Filmgrenzen sprengen.

Der Held wird ein ganz anderer, einer, der nicht seine Familie verlässt um die Welt zu retten, sondern der sich fast heimlich davon stiehlt, um seine und „Millionen andere Familien“ zu beschützen. „Hättest du deiner Tochter nicht sagen können, dass du versuchst die Welt zu retten?“ „Nein. Wenn du selbst Kinder bekommst, wird dir eins klar: Du willst, dass sie sich sicher fühlen.“ Der Knackpunkt ist nicht, dass das so gesagt wird, sondern wie McConaughey es sagt, wie er das „safe“ am Ende des Satzes fast verschluckt. Niemanden bei Verstand lässt das kalt. Und dazu diese Musik, die im Film von Hans Zimmer sein wird.

Ich schreibe das als Hinweis auf einen Krautreporter-Text zu Matthew McConaughey, der mal nicht dadurch auffällt, der längste Text aller Zeiten zu sein, sondern in dem recht subjektiv aber präzise beschrieben wird, wie es ist, mit Matthew McConaughey zu reden, ihm also bei der Ununterscheidbarkeit von persönlicher Begegnung und Schauspiel zuzuschauen. Wir alle wissen beispielsweise, dass die Oscar-Verleihungen Teil der Show sind, aber wir müssen uns doch fragen, was das bedeutet, bei einer Dankesrede wie der McConaugheys…

Veröffentlicht von Stefan Schulz

Diplom-Soziologe aus Jena via Bielefeld in Frankfurt am Main. Kümmert sich promovierend um die Bauernfamilien des 12. Jahrhunderts mit ihrem Problem der erstmaligen "Kommunikation unter Unbekannten" und ist heute Journalist. stefanschulz.com

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