Es gab gestern zwei gute Tweets, die es wert sind, kurz kommentiert festgehalten zu werden.
Ich hatte hier die Tage schon einmal von der „Parallelitätsallergie“ gesprochen, unter der all die Gebildeten leiden, die sich nicht trauen, aus bekannten und bestätigten Fakten eine eigene Geschichtstheorie zu ers(p)innen. Man will sich schließlich nicht lächerlich machen. Doch so wie es klug ist, einzusehen, dass jedwede Realitätskonstruktion ihre Probleme hat, auch die, die sich durch Zeitungslektüre ergibt, gibt es gute Gründe, über abenteuerliche Vorstellungen von dem was um einen herum passiert miteinander zu reden – und sei es nur der lustige Plausch beim Essen.
Thomas Stadler hat dann gestern auf einen interessantes Phänomen hingewiesen. Die Parallelitätsallergie betrifft nur den einfachen Bürger, der sich über „die“ Politiker und Manager „da oben“ Gedanken macht. Erstaunlicherweise gibt es sie nicht, wenn sich Politiker und Manager Gedanken über die gemeinen Bürger machen. „Digitale Bomben“, allseits bereite „Selbstmordattentäter“, „Gefährder“ (um es mal bei einem Politikfeld zu belassen) sind aus dieser Blickrichtung völlig akzeptabel und sogar massenmedial kommunizierbar.
Wir veranstalten einen Kampf gegen den Terrorismus, lassen schwerbewaffnete Polizisten durch Menschenmengen patrouillieren, speichern Fluggastdaten für 15 Jahre und wollen ein abschaltbares Internet und bieten dafür eine Faktenlage, die umgekehrt ebenso rechtfertigen würde, dass sich jeder Bürger auf Staatskosten mit einem Anti-Earthquakemachine-Trägheitsgenerator ausrüstet.
Tweet #2 von Frank Rieger geht in eine ähnliche Richtung. Nicolas Sarkozy war so mutig, sich die gestandenen Internetmilliardäre einzuladen um ihnen dann einen Vortrag über den Primat der Politik zu halten. Das muss recht lustig gewesen sein, denn die Politik fällt ja die letzten Jahre durch ihr Gelingen auf. Und so wie ihr die Krisenbewältigung, die Wohlstandssicherung und die Regulierung der Finanzmärkte heldenhaft gelungen ist, wird ihr auch die Regulierung des Internets gelingen. Die Anstrengungen der Politik, eine befriedete Welt zu schaffen, in der niemand unnötig hungert und leidet, sind schließlich auch im Internet gefragt!
Und auch hier gilt, die wirklichen Gründe und Hintergründe dieser „eG8“-Veranstaltung sind ziemlich egal, es lohnt, sich die dort geführten Diskussionen anzusehen und sich ein eigenes, aktuelles Bild von der Sachlage, dem Zustand und der Perspektive des Internets zu machen.
Schreibe einen Kommentar