Nach Luther und Sherlock gibt es eine wirklich gute neue Serie wieder aus Amerika: Person Of Interest. Während Luther eine komische Welt und Sherlock eine merkwürdige Person in den Mittelpunkt stellt, sind es bei Person of Interest die Personen und die Welt. Die Serie spielt in der Jetztzeit, aber eigentlich greift es doch ein paar Jahre, vielleicht Jahrzehnte voraus. Ohne zu spoilern, ich habe selbst erst die ersten beiden Folgen gesehen, kann man kurz darüber reden was passiert.
Nach dem 11. September wurde eine Maschine entwickelt, die aus der Verknüpfung aller Daten und mit Hilfe von Algorithmen, Terror vorhersagen soll. Die erste Etappe der Entwicklung, das Datensammeln, klappte ganz gut. Die zweite Etappe, das Datenauswerten, ist ein Problem. Das Setup sieht so aus: Kameras und Mikrofone überall in New York City und ein riesiger Serverraum. Die Maschine rechnet für sich, kein Mensch greift mehr in die Algorithmen ein. Auch der Entwickler der Maschine erhält von ihr nichts weiter als Zahlen: Sozialversicherungsnummern von Menschen. Der Rest ist Detektiv- und Polizeiarbeit. Vielleicht ein gelungener 42-Witz. Auf jeden Fall Grund genug für Stoff mehrerer Staffeln.
Denn die Zahlen teilen sich in zwei Arten. Die einen betreffen Terrorismus. Die anderen (tödliche) Kriminalität. Die Maschine wurde zum Schutz der nationalen Sicherheit entwickelt. Der Schutz des Einzelnen ist ein unerwünschtes Nebenprodukt. So geschieht alle 18h in NYC ein Mord und obwohl Opfer oder Täter bekannt sind, wird nicht eingegriffen. Ein schönes Zitat: „We don’t build this, to save somebody. We build it, to save everybody.“
Also, ich kann das nur wärmstens Empfehlen. Denn natürlich gibt es nun den Einzelkämpfer, der sich um die Einzelschicksale kümmert und nach und nach werden die ganzen Fragen aufgeworden. Wer etwas gegen Pre-Crime-Szenarien, Rasterfahndung, Staatsbürgerkontrolle, Postprivacy, INDECT einzuwenden hat, also jeder, möge sich das mal anschauen. Die Serie diskutiert diese Fragen nicht viel, aber sie regt dazu an. Ebenso wird eine andere Utopie/Dystopie-Unterscheidung aufgehoben. Denn die Frage, wer überwacht die Überwacher?, stellt sich in der Serie nicht, weil es keine Überwacher mehr gibt. Niemand, auch der Entwickler nicht, versteht die Maschine. Sie funktioniert einfach und ist nützlich, indem sie einen Datenstrom zur Verfügung stellt, der nichts darüber sagt, wie er zu nutzen ist.
Es ist so ein bisschen wie mit den Datenbergen die Google und Facebook heute produzieren. Sie sind da, aber wer weiß schon, was man durch sie nun weiß?
Zustimmung! Spannende Serie, sehr interesante Prämissen. Ich bin gespannt wie sie die bisher gelegten Fährten weiterführen, zB was damals mit dem Co-Entwickler und Harold passiert ist. Scheint ja gut zu laufen, so dass man erwarten kann, dass es noch eine Staffel gibt…
Die Serie werde ich mir auf jeden Fall mal anschauen. Danke für den Tipp.
Ich kann mich nur immer wieder über die Qualität amerikanischer Fernsehserien in den letzten zehn Jahren wundern. Es ist, also ob sie derart über sich selbst ins Zweifeln gekommen sind, dass sie endlich auch ein tieferes Nachdenken über ihr Dasein im Fernsehen goutieren.
Was alles an raffinierten Erzähltheorien ausgegraben und umgesetzt wurde! Es ist eine lange Kette von genialen Einfällen: 24, How I met your mother, Lost, Mad Men, Band of Brothers, Game of Thrones, Desperate Housewifes, Californication, The Wire. Kommt mir das nur so vor, oder gibt es da wirklich eine veränderung gegenüber der Vorzeit?
Wäre vielleicht auch soziologisch interessant, wenn man mal davon absieht,das ein Grund dafür die Tatsache ist, dass man mit Serien mehr Geld verdienen kann als mit Kinofilmen.