Zur Religionshaftigkeit von Managementmoden

In ihrer Machart haben Managementmoden eine hohe Ähnlichkeit mit Religionen. Es wird ein Weg versprochen, mit dem die Arbeit – und weitergehend das Leben – wieder einen Sinn haben kann. Es werden Prinzipien gepriesen, mit denen man in neue Bewusstseinsstufen vordringen könne. Es werden Katastrophen prophezeit, wenn man sich nicht der neuen Gedankenwelt verschreibt. Versprochen wird nicht nur die Erlösung des Einzelnen, sondern der ganzen Welt.

Man erkennt die Anlehnung von Religionen schon am Sprachgebrauch. Es ist die Rede von den „sieben Todsünden“ des Managements. Managementprinzipien werden als „zehn Gebote“ der Organisation ausgeflaggt. Manager zögern nicht, sich ihren Mitarbeitern gegenüber als „Chief Evangelist“ zu bezeichnen.

Die Religionsähnlichkeit von Managementmoden greifen Kritiker auf und bemängeln, dass Verfechter von Managementkonzepten sich wie Anhänger eines Kultes verhielten. Sie würden sich zu einer Gruppe von Auserwählten zählen, die begriffen hätten, wie Organisationen heutzutage zu funktionieren hätten. Die Pflege eines Managementkonzepts auf Seminaren und Konferenzen erinnere an eine „spirituelle Praxis“, in der sich die Teilnehmer in einen beseelten Zustand versetzen würden.

Was bei dieser Kritik jedoch übersehen wird, ist, dass die Managementkonzepte gerade aufgrund ihrer nahezu religiösen Aufladung wichtige Funktionen in Organisationen erfüllen. Kurz: Gerade weil Managementmoden große Ähnlichkeiten mit Religionen haben, können sie eine zentrale Rolle in Veränderungsprozessen von Organisationen spielen.


Aus „Managementmoden nutzen. Eine sehr kurze Einführung“ (Springer VS 14,90). Die Publikation der Auszüge soll die Auseinandersetzung mit den Überlegungen zu Managementmoden ermöglichen. 

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