Der Streit (Georg Simmel, 1908)

REZENSION

Von der „wunderbaren Unzerreissbarkeit der Gesellschaft“

Was konstituiert die Soziologie als eigenständige Wissenschaft? Georg Simmel beantwortet diese Frage in dem Band „Soziologie“ differenztheoretisch über die Unterscheidung von Inhalt und Form. Als Inhalt bezeichnet er die individuellen Motive, Interessen und Zwecke, die die Materie der Vergesellschaftung bilden und selbst noch keine Sozialität konstituieren. Erst indem sich das isolierte Nebeneinander der Individuen zu bestimmten Formen des Miteinander und Füreinander gestaltet, entsteht Vergesellschaftung. Simmel grenzt dabei die Soziologie von einer ontologisch begründeten Wissenschaft ab, indem er betont, dass die besonderen Wechselwirkungen zwischen Individuen nicht eindeutig erfasst werden können, sondern je nach Betrachter begrifflich unterschiedlich zu deuten sind.

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