Selbstdarstellung: Übers Bluffen und Blenden während der Promotion

Eine gut temperierte Selbstdarstellung ist überlebenswichtig für eine erfolgreiche Promotion. Überzieht man die Selbstdarstellung allerdings, bringt das Nachteile mit sich.*

Graduation by Andrew Schwegler (CC BY-SA 2.0)

 

In einer ähnlichen Weise hat der eine oder die andere die folgende Szene bestimmt selbst schon einmal erlebt: In einem Workshop oder einem Kolloquium wird ein theoretischer Aspekt diskutiert. Alle Beteiligten, die mitdiskutieren, tun so, als wüssten sie, was das Konzept impliziert, werfen selbstsicher mit Begriffen um sich. Die Diskussion trägt sich fort. Einige folgen dem Pingpong der Argumente ehrfürchtig und wundern sich, warum sie all das nicht wissen. Ringt sich dann jemand dazu durch, seine oder ihre Unwissenheit zu entblößen und nach der Bedeutung eines Begriffs oder Konzepts zu fragen, wird deutlich, dass bei den Beteiligten weitaus weniger Klarheit darüber herrscht, worüber sie gerade diskutiert haben. Erst die mutige Nachfrage offenbart, dass der Austausch – zumindest im Falle einiger – vom sich gegenseitig Blenden getragen wurde.

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Die brauchbare Unordnung der Lehre

Diese Bestuhlung lässt die Herzen der traditionell Lehrenden höher Schlagen – (digitales) Methodenfeuerwerk und politische Korrektheit? Nein Danke. Foto: Peter Miller /Flickr (CC BY-NC-ND 2.0)

 

Von Marcel Schütz und Lukas Daubner*

In der Universität gibt es derzeit eine große Erzählung: vom Defizit ihrer Lehre. Marginalisiert erscheine sie, für wissenschaftliche Karriere praktisch unnütz. Wo man auch hinhört, pessimistischer Grundton. Diesem Mangel, heißt es, sei mit strategischer Tatkraft zu begegnen. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft will neuerdings nebenher „Lehrgemeinschaft“ heißen. In den Hochschulen feilt man an „Lehrstrategien“. Das wundert nicht, empfiehlt der Wissenschaftsrat doch ganze „Lehrverfassungen“ – Lehre landauf, Lehre landab. Bei alledem schwingen gut verdeckte Vorurteile mit: Zu wenig engagiert, wenn nicht gar schlecht werde gelehrt. Man empfiehlt, was seit Jahrhunderten anscheinend sträflich vernachlässigt wurde: vermehrt Lehrangebot für Lehrende, auf dass sie verstehen, was sie tun und erloschener Elan neu entfacht werden möge.

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Die Biografiefalle

Sinn und Unsinn von Praktikervorträgen

Die BA-Studiengänge sollen berufsqualifizierend sein. Dass hier ein gap zwischen Wunsch und Wirklichkeit besteht, ist offensichtlich. Vorträge von „Praktikern“ werden in Reformdiskursen als das Allheilmittel dargestellt um die wissenschaftliche Theorie mit der beruflichen Praxis zu verbinden. Leider sind die meisten Praktikervorträge, die in Universitäten organisiert werden, kontraproduktiv. Denn Praktiker, die über sich und ihre Berufsfindung sprechen, idealisieren oder bagatellisieren ihren eigenen Werdegang derart, dass orientierungsbedürftige Studierende entweder auf Grund der biografischen Geschlossenheit der Darstellung verunsichert werden oder ihr Studium vollkommen naiv zu Ende bringen.

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