Immer noch mehr als nur Glaubensverwaltung

Der Fall scheint klar: Die Kirchen verlieren Mitglieder – nicht zuletzt wegen Skandalen und einem wachsenden Desinteresse am organisierten Glauben. Daneben schwindet die institutionelle Bindung in vielen anderen Bereichen der Gesellschaft: in Parteien, Gewerkschaften oder Vereinen. Doch „Kirche“ bezeichnet nicht nur eine übergeordnete Organisation, einen Apparat, sondern in erster Linie tatsächliche örtliche Gemeinschaft. Die interaktive Kraft der Kirche erweist sich insofern keineswegs als unmodern.

Konfession als Kontrast: Hier steht er wohl und auch woanders – der Reformator polarisiert beträchtlich und trotzt dennoch Wind und Wetter. Bild: IMAGO

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Religiöser und anderer Glaube

Religion, Gott und Glaube, das sind die Schlagworte der Texte, die mich die Woche am meisten interessiert haben. Irgendwie ist Richard Dawkins „Gotteswahn“, ein Buch, das ich aus Prinzip nicht lesen würde, hochgekocht und wurde, wie es das Thema hergibt, kontrovers und teilweise leicht emotional besprochen. Ergebnisse sind: Religion ist Bullshit, Gott ist keine so einfach zu umreißendes Phänomen und: es ist ein interessantes Thema, aber eben nur, solange es Thema bleibt.

Das Problem der Religion ist, das die Gesellschaft nicht ohne sie auskommt und nie ohne sie auskam. Religion ist der, wenn alle anderen Stricke des Weltbildes (Familienzusammenhalt, Karriereplanung, Fitnessplanung, …) reißen, letztlich übrig bleibende, ununterschiedene, absolut gesetzte Rückhalt, den man als Individuum, mit anderen Individuen, findet. Besonders wenn man sich einer unzähmbaren, unsicheren, unstabilen und inkonsistenten gesellschaftlichen Realität gegenüber ausgeliefert sieht.

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These zur amerikanischen Religiosität

Da schrieb ich gestern noch:

Ähnliche Verständnisschwierigkeiten haben wir, wenn wir uns anschauen, wie religiös Amerika ist und wie sehr die Religion die Politik beeinflusst, obwohl es kaum ein Land gibt, dass die Säkularität ernster nimmt.

Das scheint tatsächlich so paradox zu sein, dass allein ein schnell hergeleiteter Ansatz fehlt, das zu erklären.

Fällt es mir heute, beim Fernsehen gucken, wie Schuppen von den Augen. Es gibt tatsächlich eine Erklärung, die den amerikanischen Pragmatismus und die extreme Religiosität zufrieden stellend fassen kann.

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Bildung macht auch nicht mehr IQ!

(Anmk. des Autors: Wer den Text strukturlos findet, kann das Argument im letzten Absatz als Essenz lesen.)

Bei Telepolis titelte man kürzlich „Sinkt mit steigendem IQ der religiöse Glaube?“ (Ich verlinke nicht, da ich den Inhalt des Textes gar nicht kenne, da es nur um den Titel gehen soll.)

Diese Überschrift birgt ein wenig Brisanz in sich, da sie suggeriert, was wir eh vermuten. Dass nämlich ein religiöser Glaube (womöglich noch praktiziert) umso wichtiger für die Menschen ist, die sich ansonsten an wenig Intellekt für alternative Erklärungen halten können. Mit der Folge des Mechanismuses, dass sie den Mangel an eigenem Wissen ausgleichen, in dem sie umso mehr anderen glauben. Das Religion heute, besonders für Atheisten, nur noch als Ursache allen Übels in der Welt statt findet, liegt auf der Hand. (Davon gehe ich zumindest aus, da ich diesen Glauben von mir selbst kenne.)

Dieser Kurzschluss soll hier kurz durchdacht werden.

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