Ich werde mal versuchen, in dieser kurzen Skizze hier, sowohl Stefans Artikel als auch Ennos Artikel zu behandeln- aus dem Grund (schon wieder) ein neuer Artikel und kein Kommentar.
Vorschalten möchte ich meinem Beitrag allerdings eine Frage und zwar die, ob man nicht mit einiger Berechtigung fragen könnte, ob ein soziales System, dass sich rekursiv über Kommunikation reproduziert, überhaupt in eine Krise geraten kann?
Um aber ins Thema einzusteigen: Ich denke, ebenso wie Enno, dass es nicht möglich ist, die aktuelle Finanzkrise kausal aufzuschlüsseln, eben weil Kausalität ein Endloshorizont ist, in den man irgendwann mehr oder weniger willkürlich eine Zäsur einführen muss, um Beobachten überhaupt erst zu ermöglichen. Ich würde dabei allerdings nicht soweit gehen, zu sagen, dass es aus diesem Grund keine Ursache für die momentane Krise gibt. Sobald ein Beobachter die Krise unter dem Schema Kausalität beobachtet, können auch Ursachen angegeben werden- die dann sicherlich mehr oder weniger adäquat sein können. Man kann also nie ontologisch die Ursache der Krise ausmachen, weil es diese nicht gibt- sie muss über einen Beobachter konstruiert (mit Unterscheidungen beobachtet) werden. Dementsprechend kann es auch keine falschen Kausalpläne geben, woran sollte man die Falschheit dieser Pläne auch messen wollen, wenn man auf die Vorstellung einer seienden Realität verzichtet? Sicherlich kann man die Adäquanz im Nachhinein beurteilen, aber eben wieder nur als distinktionsgeleitete Beobachtung- dieses Mal im Schema richtig/falsch. Aber sie können nicht in dem Sinne falsch sein, dass sie nicht mir der Realität übereinstimmen.
Ich denke weiterhin, Technologie (und das macht ja auch der Titel des von Enno zitierten Luhmann- Aufsatzes deutlich) muss man in erster Linie im Spannungsfeld der Selbstreferenz des Systems denken. Also geht es wieder um die Frage von Steuerung. Wie kann man überhaupt von Steuerung reden, wenn man es mit einem System zu tun hat, das ausschließlich im Bezug auf sich selber operiert? Für das Wirtschaftssystem bedeutet dies, dass das System immer im Bezug auf Zahlungen operiert. Und das macht es, meiner Meinung nach, sinnlos, die Frage nach der Gier zu stellen geschweige denn den Verzicht auf Gier moralisch einzufordern. Ebenso wenig wie der Profisport Niederlagen (auch nicht durch Fairness) honoriert, honoriert das Wirtschaftssystem das Ausbleiben von Zahlungen. Und wahrscheinlich muss das auch so sein, mit dem negativen Effekt, dass so einerseits Doping und andererseits erhöhte Risikobereitschaft sedimentiert wird. Was passiert, wenn Zahlungen ausbleiben, gerade bei Banken, die ja mit Zahlungsversprechen handeln, kann man im Moment beobachten. Das System kann zwar dafür kritisiert werden, dass es intransparent ist und sicherlich eher Anreize dafür setzt risikoaffirmativ als -avers zu handeln, aber mehr ist nicht möglich. Versucht man dann noch zu reflektieren, dass der Horizont, der dies forciert sich aus dem Sinn zusammensetzt, der um die Aktualität und Potentialität von Zahlungen oszilliert, muss man die Frage, wer schuld sei ebenso aufgeben wie massenmedial geprägte Verantwortungszurechnung auf Personen.
Die Kontextur, die das Wirtschaftssystem aufspannt, lässt keine weiteren Möglichkeiten zu als zwischen Zahlung und Nicht- Zahlung umzuschalten. Was aber versucht werden kann, ist zukünftig Zahlungsmöglichkeiten zu schaffen und dies geht eben nur über das geflügelte Wort des Systemvertrauens. Wenn die Zahlungen der Banken untereinander ausbleiben, funktioniert das System nicht. Aus diesem Grund ist wahrscheinlich das Einfordern von Vertrauen das Einzige, was übrig bleibt. Auch wenn man weiß, dass man damit die diabolische Seite des Kommunikationsmediums anschreit, die Bedingung seiner symbolischen Seite ist.
Und das auch die Forderungen nach Vertrauen letztlich an der Selbstreferenz der Systeme zerschellen kann, sei zugegeben.
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