Es war ja eigentlich klar, dass man zu Zeiten einer Frauenfußball-Weltmeisterschaft im eigenen Lande nicht in Ruhe keinen Fußball gucken darf. Wenn es um Frauen in Männerdomänen geht, werden Gefälligkeitshobbys zu Staatsbürgerpflichten. Und gerade diejenigen, die von Fußball keine Ahnung haben, das auch genau so schreiben*, fangen plötzlich an mit Vorwürfen, man sei als expliziter Frauenfußballverweigerer gleich den Homophoben.
Die Formel ist ganz einfach: Der der Fußball nur zu WM- und EM-Zeiten guckt hat keine Ahnung vom Fußball. Er verweigert sich dem Fundament des globalen Fußballgeschehens, lässt den Vereinsfußball links liegen und nascht alle zwei Jahre von den Sahnehäubchen. Solange diese Rosinenpickerei persönlich als Fußballerleben klassifiziert wird, ist klar, dass man mal eben, weil Frauenfußball-Weltmeisterschaft ist, für einen Monat staatstragendes Interesse zeigen kann.
Für viele andere Fußballfreunde ist Fußball jedoch ein kleinwenig mehr. Ein Generationen verbindendes Ereignis, das selbst große Städte wöchentlich in Tollhäuser verwandelt, von dem man sich Geschichten, manchmal auch Geschichte, erzählt, die ständig fortgeschrieben wird.
Wer glaubt, man müsse jetzt Fußball gucken, weil Frauen auch das Recht haben Fußball zu spielen, irrt. Wer glaubt, über Fußball dürfe man keine dummen Witze machen, irrt noch mehr. Wer glaubt, der Sexismus zur Frauenfußball-WM sei im Publikum entstanden und keine Marketingstrategie der Veranstalter, irrt gewaltig.
Der Moment der Akzeptanz von Frauenfußball ist dann gekommen, wenn bei einem Bundesligaspiel von der Tribüne und vorm Fernseher gerufen werden kann: „Du spielst ja wie ein Mädchen!“ und nicht missverstanden wird, weil irgendwelche zuhörenden Leute, wegen eigener Stereotypdenke, die Unterscheidung „Mädchen/Junge“ „Mädchen/Frau“ verwechseln. Frauenfußball ist dann akzeptiert, wenn diejenigen, die anderen einen „Stock im Po“ unterstellen sich ihres eigenen Pfahls entledigt haben.
*kurz noch mal einen ergänzenden Blick geworfen: Der oben verlinkte Enno findet, Frauenfußball sei toll, weil es endlich mal „einfach nur Fußball“ ist, ohne „Holland-Komplex“, „Wembeley-Tor-Lala“ usw.
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