Twitterianische Liebeserklärung

Gestern war „tazlab“, das „Zukunftslabor der taz“. Nach ein paar #tazlab-Tweets bin ich darauf aufmerksam geworden. Der recht witzige 343max war für ein Podium angekündigt, auf dem zu meiner Überraschung auch Rainer Langhans eingetaktet war. Er fiel, für uns junge Generation, schon im Dschungelcamp durch seine imposante Gelassenheit auf. Seit dem interessiert es mich, wenn er sich aktuell äußert.

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Wissen, was man tut (Hinweis)

Da wir gerade beim Thema waren. Es hat Sinn, sich selbst und andere darüber zu informieren, was man tut. Bzw., wenn man es eben noch nicht weiß, darüber zu diskutieren. Dazu findet im Herbst in Berlin eine interessante Veranstaltung von und für Studierende statt: Ein Soziologiekongress zum Thema „Komplexe neue Welt“ und es geht, sehr sympathisch, nicht darum zeitdiagnostische Behauptungen zu formulieren, sondern gemeinsam festzustellen, was überhaupt Sache ist: „Was ist neu?“ und „Was ist geblieben?“

Obwohl wir Sozialtheoristen mit den Veranstaltern dieses Kongresses bislang nichts zu tun haben, kommen wir sehr gerne der Bitte nach, auf die Veranstaltung und den dazugehörigen Call for Papers hinzuweisen.

Wissen, was man tut

So. Ich bin jetzt im Bilde. Es gibt eine neue Öffentlichkeit, sie heißt Query-Öffentlichkeit. Statt dass, wie früher, irgendwelche „Sender“ entscheiden, was ich wissen darf, entscheide von nun an ich, der „Empfänger“, was ich wissen will. Da nämlich alles, was ich wissen wollen könnte, total verfügbar ist, muss ich nur meine Queries im Griff haben, um an meine Ziele zu kommen. Alles, was ich brauche, ist „Filtersouveränität“, die neue „Informationsethik“ mit der ich den „Kontrollverlust“ überwinde. Ach ja, ein Kontrollverlust entsteht, „wenn die Komplexität der Interaktion von Informationen die Vorstellungsfähigkeiten eines Subjektes übersteigt“. (Wer mehr davon will, bitte hier nachlesen.)

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Was er müsste (und was er könnte)

Eine der aktuell beliebten Zeitdiagnosen gipfelt darin, der Politik vorzuwerfen, sie entscheide und handle nur auf Sicht mit einer Perspektive von maximal 5 Jahren. Allzu leicht lässt sie sich von Volk und Medien beeindrucken, hänge ihre Fähnchen in den Wind und wäre rückgratlos opportunistisch. Der zu häufig vorkommende politische Aktionismus scheint das sogar zu bestätigen. Doch letztlich ist es eine zu schnelle Diagnose. Sie ignoriert, dass Parteien nicht nur –zig, sondern Zehntausende Mitglieder haben, dass die Regierung nicht nur aus einem prominenten Kabinett, sondern einem Beamtenapparat besteht, dessen Personalstärke in Tausenderschritten gerundet wird und dass das Parlament nicht nur aus Fraktionsvorsitzenden und –geschäftsführern besteht, sondern über 600 Personen umfasst, die allein aus gegenseitiger Unbekanntheit nicht zur gemeinsamen, heimlichen Intrige gegen die ‚zukünftigen Generationen‘ befähigt sind.

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Ende der Kreditfähigkeit (reformuliert)

Mein letzter Text, über das Ende des Funktionierens des Kreditprinzips im Banken- und AKW-Betrieb, wurde von Kusanowsky interessant ergänzt. Allerdings legte er einen kleinwenig anderen Schwerpunkt. Seine Ergänzung (paraphrasiert): Die wachstumspflichtige Kreditwirtschaft (Prämisse) benötigt zügig, zuverlässig und nachhaltig Energielieferungen (These), die sie durch die Atomkraft bekommt (Argument). Das würde ich so erstmal unterstützen. Da ich in meinem Text allerdings einen bestimmten Mechanismus herausstellen wollte, und dieser sowohl in meinem Text selbst als auch in der fremden Antwort untergegangen ist, schreibe ich meinen Text aus anderer Perspektive noch einmal.

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Ende der Kreditfähigkeit

Der Begriff Kredit verweist auf das Aufschieben von Zahlungen. Diese einfachste Form der Begriffsverwendung ist massenmedial inzwischen so präsent, dass die eigentliche Funktionsweise schon nicht mehr behandelt wird. Anstatt Tatsachen zu erklären, wird einfach auf den tradierten Begriff Kredit (als massenmedial taugliches Schema) zurückgegriffen und schon ist die Lage Irlands, Griechenlands, der Frankfurter Rundschau und die von 1860 München beschrieben: Diese Länder und Institutionen haben Schulden, die sie nicht bezahlen können – sie stehen vor tief greifenden Veränderungen.

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Konstruktive und destruktive Interessenpolitik

(Der Krieg beschäftigt alle, auch mich. Obwohl mir dazu nichts besonders Soziologisches einfällt, missfallen mir manche Formen des Argumentierens. Daher an dieser Stelle ein eigener Beitrag.)

Ich frage mich ja, ob die Kanzlerin früh morgens am Telefon sitzt und mithört, wenn in Afghanistan kritische Kampfeinsätze mit deutscher Beteiligung laufen. Als Deutschland sich im Kosovo-Einsatz erstmalig in der Nachkriegszeit militärisch im Ausland engagierte, so erfuhr man nachträglich durch Doris Schröder-Kopf, blieb Gerhard Schröder nachts wach, verfolgte die Einsätze im Kanzleramt mit und schloss den Tag erst ab, als alle deutschen Piloten wohlbehalten zurückkehrten.

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Brüderles einfache Welt

Heute war wieder einer der „Lehrbuchtage“. Ein Tag, an dem ein dozierender Sozialwissenschaftler sein Notizbuch zückt und die Kuriositäten der sozialen Wirklichkeit notiert um empirisches Dekomaterial für kommende Theorieveranstaltungen zu haben. Für ein Uni-Seminar ist das gut und witzig, für den Vorgeführten eher nicht. Heute traf es Bundesminister Rainer Brüderle.

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Personelle Expertise in den Massenmedien

Mit der Libyen- und Fukushima-Berichterstattung sind in den letzten Tagen und Wochen zwei massenmediale Arbeitsprinzipien in den Vordergrund getreten, die zwar nicht wirklich neu sind, in ihrer Intensität aber dennoch überraschen: (1) der „high frequency“ Journalismus per Liveticker und (2) der totale Verlass auf das externe Expertentum. Interessanterweise finden sich in keinem der (mir bekannten) Journalismus-Praxisbücher dazu hinreichende Darstellungen, selbst dann nicht, wenn sie als Standardwerk gelten und in der 18. aktualisierten und erweiterten Auflage vorliegen. Zwar gibt es zu beiden Phänomenen grundlegende Darstellungen, schließlich ist es Selbstverständnis der massenmedialen Akteure und Institutionen sowohl aktuell als auch wahrheitsgetreu zu informieren, dennoch blieben einige weiterführende, durchaus praktische Fragen ungeklärt.

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Semantikmüll: „Rest-Risiko“

Die Atomkraft-Diskussion hat erfreulicher Weise wieder Fahrt aufgenommen. Durch die neuen Gewissheiten, was alles nicht nur als Möglichkeit, sondern inzwischen als harte Realität anzusehen ist, ist es sogar gelungen, das Sicherheitsgefasel vorläufig oder endgültig ad absurdum zu führen. Das ist ein erster Punktsieg – es geht jetzt um das Risiko.

Allerdings dreht sich die Diskussion nun um die Idee eines „Rest-Risikos“, so war es heute vor allem in Bundesrat zu hören und es ist zu befürchten, dass diese Idee die kommende Debatte dominiert. Die Politik hat nämlich, in welcher strategischen Absicht auch immer, eine semantische Nebelkerze geworfen, deren Verblendungspotenzial auf drei Säulen beruht: „Rest-Risiko“, „politisches Moratorium“ und „technische Überprüfung“.

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