Sprechstundenproblemchen

Warum gehen viele Menschen eigentlich so ungerne in Sprechstunden? Sei es die Konsultation eines Arztes, der Besuch beim Bürgeramt oder die die Beratung beim Professor, alle Situationen haben eins gemein: Sie sind unbefriedigend. Und zwar für beide Seiten, für denjenigen der die Sprechstunde anbietet und für die Person, die in die Sprechstunde kommt. Der Grund für die unbefriedigende Situation liegt darin, dass hier Routine die Interaktion einseitig determiniert und damit stört. Warum nur kann man sich damit nicht abfinden? Weiterlesen →

„We teach the World“

Da wir es hier gerade aktuell haben: Wissensgesellschaft, lebenslanges Lernen, pipapo. Es fällt nicht leicht von den Vorstellungen abzulassen, dass wir alle „Arbeitskraftunernehmer“ sind, geworfen in eine Welt voller Veränderung, die persönliches Engegament und Zukunftsoffenheit von uns einfordert.

Besonders geübt in der Darstellung solcher Weltanschauungen sind Coaches. Ziemlich neu rennen sie seit ca. 20 Jahren von Organisation zu Organisation und belehren die Mitglieder über die Probleme der Moderne und ihre Angebote von angemessenen Lösungen.

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Zur Dynamik der Wissensgesellschaft

Oder: die Mythen der Bildungsforschung

Ich werde niemanden damit überraschen, wenn ich schreibe, dass wir in einer Wissensgesellschaft leben, deren gesellschaftlicher, organisationaler und individueller Wandel immer schneller voranschreitet und in der wissensbasierte Qualifikationen und lebenslanges Lernen von höchster Priorität sind, um den mehrdimensionalen Wandel nicht nur zu bewältigen, sondern auch gestalten zu können. Jeder kann und darf unhinterfragt behaupten, dass wir es mit einer dynamischen Wissensgesellschaft zu hätten. Die fraglose Verbreitung dieser beiden gesellschaftlichen Mythen überrascht mich allerdings jedes mal aufs Neue. Wer oder was ist denn die „Wissensgesellschaft“ und wo ist der Tacho, auf dem man die zunehmende Geschwindigkeit des gesellschaftlichen Wandels ablesen kann?

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Funktion und Folgen von Fördervereinen

Dieser Tage beginnt für viele Kinder der schulische Ernst des Lebens. Für viele andere wird er in weiterführenden Schulen noch einmal verschärft. Was für die Kinder mit neuen Belastungen einhergeht, sollte für Eltern eigentlich mit Entlastung verbunden sein. Kinder in staatlicher Obhut, das gibt wieder Freiraum für das eigene Leben.

Seit etwa (grob geschätzten) 15 Jahren sind es jedoch nicht nur die Kinder, die eingeschult werden, sondern in Maßen auch wieder deren Eltern. Kaum eine deutsche Einschulungszeremonie kommt dieser Tage ohne die Bitten um elterliches Engagement und die Vorstellung des Fördervereins der Schule aus.

Und es sind gerade die Einschulungsveranstaltungen, die genutzt werden, Eltern mit Mitgliedschaftsanträgen für Fördervereine zu überrumpeln. Wahrscheinlich, weil die Stimmung gut und der Gruppenzwang ausgeprägt ist. Wenn die Umgebung neu ist, orientiert man sich an den anderen. Wenn so das erste Elternpaar vor den Augen der anderen im Sack ist, lassen sich die anderen leicht nachziehen. Wer wollte an diesem wichtigen Tag schon Widerworte geben – geht ja auch nur um 10 Euro.

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Die Biografiefalle

Sinn und Unsinn von Praktikervorträgen

Die BA-Studiengänge sollen berufsqualifizierend sein. Dass hier ein gap zwischen Wunsch und Wirklichkeit besteht, ist offensichtlich. Vorträge von „Praktikern“ werden in Reformdiskursen als das Allheilmittel dargestellt um die wissenschaftliche Theorie mit der beruflichen Praxis zu verbinden. Leider sind die meisten Praktikervorträge, die in Universitäten organisiert werden, kontraproduktiv. Denn Praktiker, die über sich und ihre Berufsfindung sprechen, idealisieren oder bagatellisieren ihren eigenen Werdegang derart, dass orientierungsbedürftige Studierende entweder auf Grund der biografischen Geschlossenheit der Darstellung verunsichert werden oder ihr Studium vollkommen naiv zu Ende bringen.

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Funktion und Leistung …

… sind zwei Paar Schuhe, wenn man Niklas Luhmann Glauben schenken möchte („Politische Theorie im Wohlfahrtsstaat“, Olzog 1981). In gesellschaftstheoretischer Perspektive skizziert er die moderne Gesellschaft anhand der Ausdifferenzierung gleichrangiger Funktionssysteme.

Die „Funktion“ von Teilsystemen wie der Politik, des Rechts, der Wissenschaft oder des Erziehungssystems – gemeinhin als „Bildungssystem“ bezeichnet – beschreibe ihr Verhältnis zum Ganzen, der Gesellschaft. Das politische System übernimmt die Bereitstellung von Durchsetzungsfähigkeit für kollektiv verbindliche Entscheidungen.

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Bildung macht auch nicht mehr IQ!

(Anmk. des Autors: Wer den Text strukturlos findet, kann das Argument im letzten Absatz als Essenz lesen.)

Bei Telepolis titelte man kürzlich „Sinkt mit steigendem IQ der religiöse Glaube?“ (Ich verlinke nicht, da ich den Inhalt des Textes gar nicht kenne, da es nur um den Titel gehen soll.)

Diese Überschrift birgt ein wenig Brisanz in sich, da sie suggeriert, was wir eh vermuten. Dass nämlich ein religiöser Glaube (womöglich noch praktiziert) umso wichtiger für die Menschen ist, die sich ansonsten an wenig Intellekt für alternative Erklärungen halten können. Mit der Folge des Mechanismuses, dass sie den Mangel an eigenem Wissen ausgleichen, in dem sie umso mehr anderen glauben. Das Religion heute, besonders für Atheisten, nur noch als Ursache allen Übels in der Welt statt findet, liegt auf der Hand. (Davon gehe ich zumindest aus, da ich diesen Glauben von mir selbst kenne.)

Dieser Kurzschluss soll hier kurz durchdacht werden.

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