Digitale Revolution ohne Verantwortung?

Sascha Lobo ist sicher nicht der einzige, aber sicherlich ein relativ prominenter Vertreter, der wiederholt mehr E-Government und mehr Mitbestimmung, bzw. Bürgerbeteiligung durch das Internet fordert. Aktuell tut er dies via Spon und schließt:

Was wir jetzt nicht brauchen, sind keine Experimente. Und die müssen so lange durchgeführt werden, bis ausreichend viele und unterschiedliche Leute mitmachen.

Mitbestimmung oder Bürgerbeteiligung via Internet, oder jetzt Neudeutsch: E-Government, klingen ideal, wünschenswert und erfreulich. Das virtuelle ‚Hurra, jetzt geht es los‘-Geschrei scheint einem fast aus jedem solcher Statements entgegen zu kommen. Doch es passiert nichts. Seit Jahren übrigens. Und dass, obwohl technisch längst alle Möglichkeiten zur Verfügung stehen. Die digitale Revolution des politischen Systems bleibt aus. Und das hat Gründe.

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Zum Umbau des Systems der Massenmedien

Die Einführung und Etablierung neuer Verbreitungstechnologien bringt massive gesellschaftliche Veränderungen mit sich. Und die Theorie der Gesellschaft steht in der Folge vor dem Problem, den Veränderungen mit neuen oder modifizierten Begrifflichkeiten Rechnung zu tragen. Problematisch deshalb, weil eine gleichzeitige Veränderung von Theorie und Gesellschaft ein vergleichendes Beobachten unmöglich macht. Ich plädiere daher für eine konservative Anwendung systemtheoretischer Überlegungen zum Funktionssystem der Massenmedien, weil es mir nicht zwingend notwendig erscheint, mit einem massiven Eingriff in theoretische Grundannahmen zu reagieren, um neue Phänomene zu beschreiben.
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Google ist nicht subjektiv

Fast jeder Internetnutzer kennt die Google-Suche und die meisten benutzen sie auch. In Deutschland hat der Konzern bei der Internetsuche so einen großen Marktanteil (rechts unten „Suchmaschinen“ auswählen), dass man getrost von einem Monopol sprechen kann. Monopole sind nicht nur aus marktwirtschaftlicher Sicht bedenklich. Denn Google’s Suchergebnisse sind in der Regel das Tor zu bisher unbekannten Informationen aus dem Internet. Und der Türsteher bestimmt bekanntlich, wer rein kommt und wer vor der Tür abgewiesen wird. Das Bild des Türstehers in Verbindung mit Google ist geläufig, aber bei genauerer Betrachtung nicht treffend. Denn es ist ja so, dass Google niemanden abweist, der auf der Suche nach Informationen ist. Google hat es jedoch in der Hand, welche Informationen es sind, die auch angezeigt werden. Die Suche übernimmt daher eher die Aufgabe eines Partnervermittlers und bestimmt, wer dem Suchenden als erstes und wer als ihm als letztes vorgeschlagen wird. Und statistische Auswertungen zeigen, dass die erste Empfehlung auch diejenige ist, die am häufigsten angenommen wird. Wer nicht unter den ersten 10 Suchtreffern zu finden ist, der führt ein Leben zweiter Klasse. Aber der Weltmarktführer hat beim Sortieren der Informationen keine bösen Absichten. „Don’t be evil“ schreibt sich Google selbst auf die Fahnen. Kritische, ängstliche oder unabhängige Geister mag das kaum beruhigen. Denn zu jeder Unterscheidung gehört die andere Seite. Und welche Seite als die gute bezeichnet wird, das ist nun mal vom Beobachter abhängig. So können die guten Absichten des Suchmaschinengiganten durchaus den Schaden für andere bedeuten. Zensur im Auftrag der chinesischen Gutmenschen, die ein ganzes Volk unterdrücken, ist aus Google’s Perspektive nicht böse. Dieser Kampf ist jedoch ausgefochten, Google zensiert weiter fleißig und ist dennoch in den Augen der meisten Nutzer auf der Seite des Guten zu verorten. Aber wie schafft Google das? Weiterlesen →

Die Biografiefalle

Sinn und Unsinn von Praktikervorträgen

Die BA-Studiengänge sollen berufsqualifizierend sein. Dass hier ein gap zwischen Wunsch und Wirklichkeit besteht, ist offensichtlich. Vorträge von „Praktikern“ werden in Reformdiskursen als das Allheilmittel dargestellt um die wissenschaftliche Theorie mit der beruflichen Praxis zu verbinden. Leider sind die meisten Praktikervorträge, die in Universitäten organisiert werden, kontraproduktiv. Denn Praktiker, die über sich und ihre Berufsfindung sprechen, idealisieren oder bagatellisieren ihren eigenen Werdegang derart, dass orientierungsbedürftige Studierende entweder auf Grund der biografischen Geschlossenheit der Darstellung verunsichert werden oder ihr Studium vollkommen naiv zu Ende bringen.

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Es gibt immer was zu tun.

Überlegungen zur Abweichungsbeobachtung in der Weltgesellschaft

Berlusconi schneidere sich neues Immunitätsgesetz, meldet die Online-Redaktion des Nachrichtenmagazins DER SPIEGEL im Juni 2008. Er plane das Gesetz, damit er nicht wegen eines anhängigen Korruptionsverfahrens verurteilt werde.

Die Meldung ist aus zwei Gründen bemerkenswert. Zum einen kann man fragen, warum eine deutsche Zeitschrift überhaupt über einen Vorgang in Italien berichtet. Es handelt sich offensichtlich um ein Ereignis von überregionaler Bedeutung, ja sogar um ein Weltereignis, wie die Recherche auf den Webseiten der US-amerikanischen NEW YORK TIMES ergibt, die ebenfalls über Berlusconis Gesetzesvorhaben berichtet. Zum anderen ist auffällig, warum dem Ereignis überhaupt Nachrichtenwert zugewiesen wird. Augenscheinlich wird in diesem Fall eine Abweichung von öffentlichen Verhaltensstandards registriert, denn Berlusconi plant einen politischen Eingriff in die Rechtssprechung, genauer: über kollektiv verbindliches Entscheiden soll die Rechtssprechung in der Weise festgelegt werden, dass er als Person-im-Staatsamt nicht strafrechtlich verfolgt werden kann.

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Mission Statement

Alles, was gesagt wird, lässt sich auch anders sagen. Und es wird glücklicherweise immer einfacher, dies in größerem Stil zu tun. Die Sozialtheoristen stellen sich diesem Spiel der auch anders möglichen Beobachtung. Und erwarten den Widerspruch.

Als dieses Mission Statement entsteht, operiert dieses Blog bereits seit einigen Monaten. Der Anfang ist gemacht, werden Einige sagen. Ist dieses Statement also das Ende des Anfangs? Wir beobachten das anders. Bereits mit dem ersten Buchstaben waren wir „Mittendrin“. Denn wer kann schon sagen, wann etwas beginnt. Wir sind sicher: sozialtheoristisch kommuniziert wird schon seit langem. In den zahlreichen soziologischen Seminaren der Hochschulen dieser Welt, in den unüberschaubar vielen Nächten des gepflegten studentischen Diskurses, zwischen den Tausenden Buchdeckeln, die in gut sortierten Bibliotheken zu finden sind – um nur einige Beispiele zu nennen. Von einem Anfang zu sprechen, wäre Willkür. Und vermessen.

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