Vor allem in den späteren Werken Luhmanns taucht immer wieder der Begriff der Paradoxie auf. Was aber hat es mit dem Begriff auf sich? Oder präziser formuliert: Welche Rolle spielt der Begriff in der Systemtheorie, dass seine extensive Nutzung an zentralen Stellen der Theorie gerechtfertigt ist?
Ohne Anspruch darauf, diese Frage vollständig beantworten zu können, soll der Begriff der Codierung an dieser Stelle im Vordergrund stehen, um zu verdeutlichen, warum der Hinweis auf Paradoxien – trotz des Anscheins reiner intellektueller Spielerei – dennoch wichtig und vor allem theoriearchitektonisch bewundernswert konsistent und intelligent platziert ist.
Unter einer Paradoxie verstehen wir dabei einen selbstreferentiellen Widerspruch, also einen Widerspruch in Bezug auf sich selbst.
Code:
Unter einem Code verstehen wir die Leitdifferenz eines Systems, also eine Einrichtung, die sämtliche Operationen eines Systems steuert.
Ein Code besitzt dabei zwei Werte- einen Positivwert und einen Negativwert. Der Negativwert des Codes bezeichnet dabei einen Reflektionswert, der nicht erreicht werden darf. Im Prinzip fungiert der Wert als Abstoßungspunkt für den Positivwert. Das bedeutet dann im Umkehrschluss, dass der Positivwert des Codes Anschlüsse garantiert. Dritte Werte sind dabei radikal ausgeschlossen (tertium non datur). Der Code ist also hochgradig selbstreferentiell und findet keinerlei Korrelate seiner selbst in der Umwelt des Systems.
Paradoxien:
Wendet man aber den Code eines jeden Systems auf sich selber an, kommt es zu Paradoxien. Man kann Paradoxien also als Hinweise darauf verstehen, dass jedes System nur in sich selbst angelegt ist und auf der Ebene des Codes zu keinerlei Fremdreferenz befähigt ist. Dritte Werte sind ausgeschlossen und können ausschließlich über Programme wieder in das System eingeführt werden. Ohne diesen Gedanken weiter ausführen zu wollen, wird deutlich, dass die Nutzung des Begriffes der Paradoxie damit auf die These der verlorenen (integrativen) Einheit der Weltgesellschaft hinweist und somit eine zentrale These der Systemtheorie auf logischer Ebene belegt.
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