Schon seit einer Weile finde ich es auffällig, dass die nach Fukushima einsetzende Debatte zum Atomausstieg von der Atomkraftlobby gerade dahin gehend ausgebeutet wird, vor den Risiken eines überhasteten Atomausstiegs zu warnen. Strom könne ausfallen, weil das Netz für wechselhaften Ökostrom nicht ausgelegt ist. Das Ausmaß an Investitionen in ein neues Stromnetz könne noch nicht abgesehen werden. Kurzum: Strom wird ausfallen und gleichzeitig teurer werden. Damit sei zu rechnen.
Der Umstand, dass man hier inakzeptables Risiko gegen durchaus verkraftbares Risiko ausspielen möchte, wird, so meine Beobachtung der letzten Wochen, viel zu selten gesehen. Ich finde es erstaunlich, dass nicht mal Ulrich Beck als unser aller „Risiko“-Experte darauf verweist.
Das ist aber nur eine kleine Ergänzung zu seinem heutigen Text in der F.A.Z.. Dieser enthält viele kluge Gedanken und Argumentationen, die es wert sind, gelesen und auch ein bisschen gelernt zu werden. Denn darunter ist auch folgender Gedanke: Der Atomausstieg ist nur die eine Seite der Medaille, der Ökostromeinstieg die andere. Die eine Seite ist politisch geregelt, die andere noch nicht.
Gerade jetzt wäre die Chance gegeben, ein gesellschaftliches Projekt zu formulieren, dass alle betrifft, aber nur politisch gelöst werden kann: Die Energiewende. Sie könnte „das Ende vom Ende der Politik“ sein. Insbesondere bestünde die Möglichkeit, dass die Grünen erst jetzt richtig loslegen. Die Energiewende erfordert politische Kreativität, bürgerliches Engagement, wissenschaftliche und wirtschaftliche Konstruktivität – es könnte, nach 20 Jahren, mal wieder ein echtes, mitreißendes Projekt werden.
Ein erster Schritt könnte darin bestehen, dass „Atomkraft, nein danke!“ Zeichen auszutauschen, damit niemals wieder jemand auf die Idee kommt, das sei ein notwendiger Beitrag in einer noch laufenden Diskussion.
(Bild: Diogo Martins)
Daraus wird nichts:
Verhinderung von Kernfusionsforschung ist jetzt das Thema – und wenn das durch ist, kommt wahrscheinlich der Kirschkern an den Pranger.