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Eine Volksbefragung, die zwischen Anarchie und Elend wählen lässt, die weniger Renaissance als letztes Mittel eines nicht mehr funktionierenden Modells ist und die im Raum steht, damit man zukünftig sagen kann, die Bürger hätten es selber so entschieden, ist keine Demokratie. Griechenland zeigt vielmehr die Ausweglosigkeit, die wohl bald für alle gilt. Man kann noch so tun, als ob – aber es sind nicht mehr die Entscheidungen, die den Weg vorgeben. Mangel lässt sich nicht gestalten, sondern nur erdulden.

Was aber noch längst nicht bedeutet, dass man deswegen in pessimistische Schockstarre verfallen muss. Ausgereizt ist nur das alte Gesellschaftsmodell. Und wo bleibt die Revolution? Sie ist gar nicht nötig. Wer sich heute engagiert bei Anonymus, #Occupy oder den Piraten tut gut daran, keine alten Mauern einzureisen, sondern neue Grundsteine zu legen.

(Bild: nualabugeye)

Veröffentlicht von Stefan Schulz

Diplom-Soziologe aus Jena via Bielefeld in Frankfurt am Main. Kümmert sich promovierend um die Bauernfamilien des 12. Jahrhunderts mit ihrem Problem der erstmaligen "Kommunikation unter Unbekannten" und ist heute Journalist. stefanschulz.com

4 Kommentare

  1. tuli sagt:

    also ich weiß wofür ich mich entscheiden würde: Anarchie!

    (meint ihr vielleicht Anomie?)

  2. leonido sagt:

    welcher mangel lässt sich nur erdulden?

    das kommt mir doch zu sachzwanghaft daher.

    auf einen blick illustriert die „gemachtheit“ dieser krise – und damit auch die möglichkeit von auswegen – diese jüngste NYT graphik:

    http://www.nytimes.com/imagepages/2011/09/04/opinion/04reich-graphic.html

    umverteilung (von unten nach oben) war das problem. umverteilung (von oben nach unten) ist ein ausweg. (im fall von griechenland: umverteilung innerhalb der EU und innerhalb des eigenen landes.)

    ist nicht einfach? mag sein. hat aber mit „mangel“ und „erdulden“ nichts zu tun…

  3. C.K. sagt:

    Egal wen ich lese, allerorten Dissens und Einordnungsprobleme.
    Ich verstehe nicht, wieso Mangelerduldung keine Demokratie sein soll, bzw eine Entscheidung darüber nicht demokratisch. Es gibt ja statt Ja auch das Nein und vielleicht ein Drittes, Viertes?
    Das Nein ist halt eventuell weniger folgenreich, aber wer weiss das wirklich? Werden hier nicht unbewertbare Optionen auf unklare Zukunftsszenarios gewählt?

  4. Stefan Schulz sagt:

    Es gibt, statt der jetzt anberaumten Entscheidung, eine dritte (und weitere) Optionen. Aber die würden erstmal einen Neustart bedeuten. Die jetzige Lösung ist gut für die Banken und schlecht für die Menschen (daran ändert auch die geplante Volksbefragung nichts). Es gibt so viele Möglichkeiten, das umzudrehen – es wird aber noch keine derartige Lösung forciert. Man wartet einfach, bis es nicht mehr anders geht – nur gesellt sich dann vielleicht doch noch die auch von Schirrmacher schon erwähnte Militäraktion hinzu. Man sieht doch jetzt schon, dass alles schlecht ist – wieso wartet man noch weiter?

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