Kategorie: Horizontal
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Was bleibt, ist der Supermarkt
Seit mehr als einem halben Jahrhundert erfreuen uns volle Regale und möglichst kurze Warteschlangen. An jeder Straßenecke lauern die Einkaufstempel. Doch ausgerechnet als soziale Räume entdecken wir sie gerade nochmal neu. Eine kleine Kulturgeschichte des Selbstbedienungskonsums. S O Z I A L T H E O R I S T E N S P E Z…
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Integration statt Revolution: Twitter ist auch nicht die Welt
Proteste in den sozialen Medien minimieren nicht die Demonstrationen auf der Straße. Im Gegenteil: analoge und digitale Protestformen weisen vielfältige Verschränkungen auf, wie der Stuttgarter Soziologe Ulrich Dolata in der Zeitschrift für Soziologie berichtet. Die sozialen Medien sind der Raum für Forderungskataloge. Offensichtlich hat im Netz laufend jemand etwas zu fordern. Bleibt die Anzahl…
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Was (Hochschul-)Ratgeber verschweigen
Die Nachfrage nach Ratgebern scheint mit Zunahme von gesellschaftlicher Komplexität zu wachsen. Es gibt sie mittlerweile zu allen erdenklichen Themen. Und so gibt es auch diverse Ratgeber für den Hochschulbereich. Allerdings sind die Hinweise und Tipps – mit wenigen Ausnahmen – recht oberflächlich. Der Grund dafür ist einfach: Sie unterschlagen die für den organisationalen Alltag…
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Immer noch mehr als nur Glaubensverwaltung
Der Fall scheint klar: Die Kirchen verlieren Mitglieder – nicht zuletzt wegen Skandalen und einem wachsenden Desinteresse am organisierten Glauben. Daneben schwindet die institutionelle Bindung in vielen anderen Bereichen der Gesellschaft: in Parteien, Gewerkschaften oder Vereinen. Doch „Kirche“ bezeichnet nicht nur eine übergeordnete Organisation, einen Apparat, sondern in erster Linie tatsächliche örtliche Gemeinschaft. Die interaktive…
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„Die Gesellschaft expandiert die Eskalation des Terrors“
Der Terroranschlag auf eine Synagoge in Halle hat Erschütterung und Diskussion ausgelöst: über Ursachen, Verantwortung und Folgen. Abseits lauter Kontroverse ist der Terror auch ein Thema der Gesellschaftstheorie. Wie kommt es eigentlich, dass Terror sich in der modernen Gesellschaft regelrecht „festgebissen“ hat und sich gar noch weiter ausdehnt? Nach einem Gastbeitrag in der Neuen Zürcher…
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Evangelisch in epischer Breite – Interview: „Für Fontanes Erzählkonzept sind Pastoren prächtige Agenten“
Die Erzählwelt Theodor Fontanes ist auch eine der Dorfkirchen und Landgeistlichen. Werke wie „Unterm Birnbaum“ oder „Der Stechlin“ zeugen vom starken religiösen und theologischen Interesse ihres Schöpfers. Was aber hat den Dichter dazu bewogen, seinen literarischen Fokus immer wieder auf die Eigenheiten protestantisch-preußischer Provinz im ausgehenden 19. Jahrhundert zu legen? Der Theologe und Schriftsteller Reiner…
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Von der List der Vernunft – Im Gespräch: der Jurist und Publizist Horst Meier
Der Kasseler Verfassungsrechtler und frühere Strafverteidiger Horst Meier schreibt seit drei Jahrzehnten über Rechtspolitik und befasst sich insbesondere mit der rechtsstaatlichen Entwicklung der Bundesrepublik, wofür er zuletzt den Pressepreis des Deutschen Anwaltsvereins erhielt. Von ihm erschienen Arbeiten zu den Verbotsprozessen gegen die SRP und NPD und zur Kritik des Verfassungsschutzes. – Ein ausführliches Sozialtheoristen-Gespräch über…
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Wann gibt es Neuwahlen? – Kleiner bundesrepublikanischer Rück- und Ausblick mit Indizien
Vermutlich in keiner anderen Legislaturperiode des Bundestages ist das Wort auch nur annähernd oft gefallen. Bekommt neben Österreich auch Deutschland bald schon „vorgezogene Neuwahlen“? Immerhin eine Beobachtung gibt Hinweise. Nach dem Doppel-Rücktritt von Andrea Nahles aus ihren Parteiämtern kommt die Diskussion über mögliche Neuwahlen abermals verstärkt in Gang. Lange schon verharrt die SPD in einer…
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Der Blick fürs Unwesentliche: zur Beobachtung des Unfalls
Unfälle sind zu erwarten. Und doch irgendwie auch nicht. Erscheinen sie uns deshalb so vertraut wie unbekannt? Kleine Ortung. Seit der Unfall (urspr. ungevelle, ungeval) buchstäblich in die Welt kam, ist die „konkrete Bedeutung“ des Wortes fall, wie der Duden etymologisch notiert, im Deutschen mit der Zeit „völlig verblasst“ (1997, S. 771, Sp. 1-2). Seit…
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Gehörst du zur Familie? – Intimität in der Firma
Unternehmen haben die Familie entdeckt: sie wollen selbst zur Familie werden. Kaum noch ein Konzern mag auf vertraulich-behagliche Töne verzichten. So sympathisch das erscheinen mag, so nützlich könnte es für Beschäftigte sein, doch lieber Distanz zu halten. Die sozialen Bedingungen von Firma und Familie sind vollkommen unterschiedlich. Es ist nicht ungewöhnlich, dass zur Beschreibung von…
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Ein Reich in Bewegung
Ende 1918 wäre Prinz Max von Baden beinahe „Reichsverweser“ geworden, ein kommissarischer Kaiser, und Deutschland Monarchie geblieben. Doch kaum ist Wilhelm II. abgesetzt, wird die Republik ausgerufen. Um das deutsche Kaiserreich ranken sich auch nach einem Jahrhundert noch allerlei Mythen und Vorurteile – es überwiegt das Bild von Stechschritt und Pickelhaube. Die Historikerin Hedwig Richter…
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Die brauchbare Unordnung der Lehre
Von Marcel Schütz und Lukas Daubner* In der Universität gibt es derzeit eine große Erzählung: vom Defizit ihrer Lehre. Marginalisiert erscheine sie, für wissenschaftliche Karriere praktisch unnütz. Wo man auch hinhört, pessimistischer Grundton. Diesem Mangel, heißt es, sei mit strategischer Tatkraft zu begegnen. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft will neuerdings nebenher „Lehrgemeinschaft“ heißen. In den Hochschulen…