Quantum Sociology

Quantum Mechanics and Everyday Life 

Die Quantenphysik fasziniert, seitdem sie sich um die Wende des letzten Jahrhunderts entwickelt hat, seit Max Planck’s Entdeckung 1900, den Solvay Konferenzen (insbesondere 1927) und den vielfältigen Diskussionen zwischen Niels Bohr, Max Born, Werner Heisenberg, Wolfgang E. Pauli, Louis de Broglie, Paul Dirac, Albert Einstein, Erwin Schrödinger und weiteren. Zu den Greatest Hits der Quantenphysik zählen jene kontraintuitiven Prinzipien der Komplementarität und Unsicherheit, des Entanglements (Quantenverschränkung) und Tunnelings, der Superposition und Wellenfunktion. Auch wenn die Diskussionen über die philosophischen Bedeutungen dieser Fundamente der Quantenmechanik bisher wenig Einstimmigkeit erzeugt haben (Schlosshauer, Kofler, Zeilinger 2013), kann mathematisch und experimentell gezeigt werden, dass Quanten in Form von Atomen, Photonen und Elektronen bis zum Punkt des Kollapses, der Messung als Wellen und als Partikel ‚existieren’, dass ihre Position und ihr Bewegungszustand nicht gleichzeitig gemessen werden können, dass sie nicht-lokal und über größere Distanzen hinweg korrelieren, dass sie durch nichtdurchlässige Grenzen passieren können und sicherlich auch, dass Schrödingers Katze potenziell gleichzeitig lebendig und tot ist, bis die Box geöffnet und hineingesehen wird (Baumann, Sexl 1984, Auletta 2001, Czasny 2010, Kiefer 2011, Osterhage 2014).

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Integration statt Revolution: Twitter ist auch nicht die Welt

Proteste in den sozialen Medien minimieren nicht die Demonstrationen auf der Straße. Im Gegenteil: analoge und digitale Protestformen weisen vielfältige Verschränkungen auf, wie der Stuttgarter Soziologe Ulrich Dolata in der Zeitschrift für Soziologie berichtet. 

Protestbewegungen wie jene für mehr Demokratie werden oft im Netz angestoßen und manifestieren sich auf den Straßen. Bild: afp/Frankfurter Rundschau

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Was (Hochschul-)Ratgeber verschweigen

Die Nachfrage nach Ratgebern scheint mit Zunahme von gesellschaftlicher Komplexität zu wachsen. Es gibt sie mittlerweile zu allen erdenklichen Themen. Und so gibt es auch diverse Ratgeber für den Hochschulbereich. Allerdings sind die Hinweise und Tipps – mit wenigen Ausnahmen – recht oberflächlich. Der Grund dafür ist einfach: Sie unterschlagen die für den organisationalen Alltag so wichtige informale Seite der Organisation. Und wird Informalität doch mal behandelt, fällt dies irritierend auf.

Auf viele Fragen auf die es im Organisationsalltag ankommt, geben Ratgeber nur einseitige Antworten. Bild: pixabay (geralt)

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Von der List der Vernunft – Im Gespräch: der Jurist und Publizist Horst Meier

Der Kasseler Verfassungsrechtler und frühere Strafverteidiger Horst Meier schreibt seit drei Jahrzehnten über Rechtspolitik und befasst sich insbesondere mit der rechtsstaatlichen Entwicklung der Bundesrepublik, wofür er zuletzt den Pressepreis des Deutschen Anwaltsvereins erhielt. Von ihm erschienen Arbeiten zu den Verbotsprozessen gegen die SRP und NPD und zur Kritik des Verfassungsschutzes. Ein ausführliches Sozialtheoristen-Gespräch über die freiheitliche demokratische Grundordnung, dubiose Hitler-Spenden in der Nachkriegszeit, den Umgang mit extremen politischen Positionen und über den Bedarf einer unaufgeregten Bewertung.

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Gehörst du zur Familie? – Intimität in der Firma

Unternehmen haben die Familie entdeckt: sie wollen selbst zur Familie werden. Kaum noch ein Konzern mag auf vertraulich-behagliche Töne verzichten. So sympathisch das erscheinen mag, so nützlich könnte es für Beschäftigte sein, doch lieber Distanz zu halten. Die sozialen Bedingungen von Firma und Familie sind vollkommen unterschiedlich.

Herrliche Eintracht: Mutters Geburtstag im Loriot-Film „Papa ante portas“ (1991) Bild: MDR/ARD
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Ein Reich in Bewegung

Ende 1918 wäre Prinz Max von Baden beinahe „Reichsverweser“ geworden, ein kommissarischer Kaiser, und Deutschland Monarchie geblieben. Doch kaum ist Wilhelm II. abgesetzt, wird die Republik ausgerufen. Um das deutsche Kaiserreich ranken sich auch nach einem Jahrhundert noch allerlei Mythen und Vorurteile – es überwiegt das Bild von Stechschritt und Pickelhaube. Die Historikerin Hedwig Richter erinnert an Aufbrüche, Reformen und soziale Bewegungen der fast fünf Jahrzehnte währenden Reichsgeschichte. 

Personaltableau einer Epoche: Die Familie Hohenzollern feiert im Juni 1913 im Berliner Stadtschloss das 25. Kronjubiläum Wilhelms II. Ein Jahr vor dem Krieg scheint die Dynastie sicher. Im ganzen Reich läuft zu dieser Zeit die Imagekampagne „Unser Kaiserpaar“: Postkarten für die Erwachsenen, Bastelhefte für die Kinder. Bild: Fotolia.
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Für ein Realismusgebot in der Diskussion über künstliche Intelligenz

Working Paper 5/2018

Kaum noch jemand traut sich die Geschichte vom smarten Kühlschrank zu erzählen, der auf einer Lebensmittelplattform automatisch die fehlende Milch nachbestellt. Zwar ist es technisch kein Problem, einen Kühlschrank mit Sensoren auszustatten, die entsprechend gekennzeichnete Lebensmittelverpackungen erkennen können. Aber der alltägliche sehr menschliche Blick in den Kühlschrank, ob noch genug Milch da ist, zeigt, dass die inzwischen über zehn Jahre alte Geschichte vom nachbestellenden Kühlschrank lediglich eine der vielen nicht erfüllten Technik-Phantastereien zu bleiben scheint.

Technikhistorische Forschungen haben gezeigt, dass die meisten technischen Voraussagen und Visionen Hirngespinste geblieben sind. Die meisten Voraussagen werden im Nachhinein so zurechtinterpretiert, dass man den Eindruck bekommt, dass hier Trendforscher über hellseherische Fähigkeiten verfügt haben, aber ein genauerer Blick zeigt, dass richtige Voraussagen technischer Entwicklungen eine äußerst seltene Ausnahme sind. Die Geschichte der Trendforschung, der Technikfolgenabschätzung und der Zukunftsprognostik ist eine Geschichte von Irrungen und Wirrungen.[1]

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Die Renaissance des militärischen Schnupperpraktikums

 

 

Working Paper 4/2018

 

Die Forderung nach der Einführung einer einjährigen Dienstpflicht wird von ihren Verfechtern mit viel Emphase vorgebracht. Junge Menschen könnten über ein „Gesellschaftsjahr“ ihrem Land „etwas zurückgeben“ und würden dadurch den Zusammenhalt im Land stärken. Eine Dienstpflicht für alle könnte zur Entwicklung der „Persönlichkeit“ beitragen – ein Effekt, der durch Turboabitur und Studienzeitverkürzung auf der Strecke bleibe. Junge Menschen könnten durch eine Dienstpflicht lernen, endlich wieder früh „Verantwortung zu übernehmen“ und für „andere einzustehen“.

Die Verfechter geben einen Strauß von Möglichkeiten für die Ableistung eines solchen verpflichtenden Dienstjahres an – in der Pflege, bei der Feuerwehr, in der Bundeswehr, im Naturschutz oder in der Entwicklungshilfe. Aber diese Vielfalt an Möglichkeiten und Begründungen kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass es einen einzigen Grund gibt, weswegen Politiker der CDU das Konzept der Dienstpflicht für junge Männer und Frauen reaktiviert haben: die eklatanten Probleme der Bundeswehr, ausreichend Personal zu finden. Es ist in der Bundeswehr ein offenes Geheimnis, dass trotz teurer Werbekampagnen, trotz einer erheblichen Absenkung der Anforderungen und trotz eines Anhebens der Anreizmechanismen Jahr für Jahr Trausende von jungen Menschen zu wenig für den Dienst an der Waffe gewonnen werden können. Die Wiedereinführung der Wehrpflicht im Gewand einer Dienstpflicht für alle Männer und Frauen soll hier Abhilfe schaffen.

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Das moralisierende Unternehmen

Flickr: juanjominor

Wie die Forderung nach Integrietät Mitarbeiter zu Heuchlern macht

Working Paper 3/2018

Integrität ist die neue Lieblingsvokabel im Management. Mitarbeiter sollen sich nicht mehr nur an staatlichen Gesetzen und internen Regeln orientieren, sondern sich auch unter moralischen Gesichtspunkten korrekt verhalten. Die Spitzen der Organisationen verpflichten sich zu einer „integren Unternehmenspolitik“, bekennen sich zu einer „werteorientierten Führung“ und fordern von ihren Mitarbeitern eine „moralische Haltung“ ein. Unternehmen richten inzwischen die Position des Chief Integrity Officer ein. Verwaltungen starten umfassende Programme zur Förderung von Integrität unter den Mitarbeitern. Krankenhäuser verteilen Fragenkataloge, mit deren Hilfe Mitarbeiter vor jeder Entscheidung abschätzen können, ob sie den Ansprüchen an Integrität entspricht oder nicht.

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„Die Rettungsorganisation hat sich nach Eschede weiterentwickelt“ – Interview mit dem Unfallmediziner Ewald Hüls

Ewald Hüls war am 3. Juni 1998 Leitender Notarzt beim ICE-Unglück in Eschede. Als Chefarzt der Zentralen Notaufnahme im Allgemeinen Krankenhaus Celle ist er auf Unfall- und Rettungsmedizin spezialisiert. Ein Gespräch über Eschede, die organisatorischen Herausforderungen während Rettungseinsätzen und die Folgen für die ärztliche Praxis bei Großschadensereignissen.

Dr. Ewald Hüls leitete die Rettung der Unfallopfer beim ICE-Unglück in Eschede. Foto: Privat/Hüls. Weiterlesen →

Leitbildprosa reicht nicht – Kann man Diversität in der Universität managen?

1910 wurden die ersten Frauen in den Hochschulverwaltungen als Schreibgehilfinnen zugelassen. Bis dahin wurde ihnen diese Stellung verwehrt, da die Männer in den Verwaltungen und auf den Lehrstühlen argumentierten, dass Frauen aufgrund ihres ‚weiblichen Naturells‘ nicht in der Lage seien Geheimnisse zu wahren oder die Handschrift der Ordinarien entziffern zu können. Zumal ihre physische Leistungsfähigkeit durch die ‚periodischen Umstände‘ beeinträchtigt sei. Auch ohne dieses drastische historische Beispiel zeigt ein Blick auf die moderne Hochschule schnell, dass sich die Erwartungshaltung und Realität hinsichtlich der Vielfalt ihrer Mitglieder in den letzten 100 Jahren gewandelt hat. Heute schmücken sich Hochschulen mit Diversitätsleitbildern und -strategien. In diesen bekennen sie sich zu der ‚Förderung der Wahrnehmung, Anerkennung und Nutzung von Vielfalt‘ oder zur ‚Sensibilisierung für Ungleichbehandlungen und Wertschätzung jeglicher Differenzen in allen Lebenslagen‘. Hochschulleitungen reflektieren damit gesellschaftliche und hochschulpolitische Anforderungen. Wie Digitalisierung, Umweltschutz oder Internationalisierung ist Diversität ein weiteres Thema von dem erwartet wird, dass sich die Organisation Hochschule um Lösungen bemüht.

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Ausgeforscht – Das Ende einer Fachzeitschrift

Fast drei Jahrzehnte schrieben Ökonomen, Soziologen und Psychologen für das auf interessante Weise ungewöhnliche Journal „Managementforschung“. Mit dem charmanten Nischenangebot ist nun Schluss. Ein Blick auf grundsätzliche Feinheiten im akademischen Publikationswesen. – Und Versuch eines Nachrufs.

In die Jahre gekommen? Einige Bände der Zeitschrift Managementforschung. Bild: Privat.

Kürzlich war zu erfahren, dass die Zeitschrift „Managementforschung“ bereits mit dem laufenden Jahrgang eingestellt werde. In einer abschließenden Stellungnahme würdigten die Herausgeber die beinahe dreißigjährige Entwicklung des Blattes und begründeten ihren Schritt – nicht ohne manches ungenau oder unerwähnt zu lassen – damit, dass das Journal seinen Zweck, die deutsche Publikationslandschaft im behandelten Themenfeld einerseits stärker an internationale Diskurse anzubinden, andererseits sich über die Grenzen der Betriebswirtschaftslehre hinaus für sozialwissenschaftliche Forschung zu öffnen, erreicht habe. Und so schrieben die Herausgeber: „Mission accomplished“.

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