Was kann der König?

Dieser Tage hat, endlich, William seine Kate geheiratet. Eine schöne Zeremonie, zwei Versprechen, besiegelnde Küsse und Ringe – eine romantische Traumhochzeit aus dem Märchenbuch. Oder anders: Am 29. April 2011 hat Fürst William Arthur Philip Louis Mountbatten-Windsor, KG die bürgerliche Catherine Elizabeth Middleton geheiratet und wurde dadurch Herzog von Cambridge. Romantische Traumhochzeit oder ernste Staatsräson, das ist die Frage. Und es war natürlich beides.

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Unerträgliche Individualität

Ich vermute, ich muss mein, noch nie vorgetragenes aber bei Anlass stets mitlaufendes, hartes Urteil gegenüber All-Inclusive-Pauschaltouristen überdenken. Es gibt anscheinend doch nachvollziehbare Gründe, für viel Geld in ein fremdes Land zu fliegen und dort mit Absicht nichts weiter zu erleben, als ein nach globalen Standards gestyltes Hotel, 10 m Sand und überall gleiches Wasser.

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Mitmachen, Bessermachen, Rumnölen

Die Reflexe funktionieren noch. Gott sei Dank, denn ohne sie, bliebe von der deutschen “politischen Blogosphäre”* beinah nichts. Die Herren um “netzpolitik.org” haben einen Verein gegründet, die “digitale Gesellschaft”. Doch statt das internetgestützte Engagement begeistert zu begrüßen oder wohlwollend zu ignorieren entschied man sich vielerorts für den dritten Weg, mit dem beinah jede politische Regung in- und außerhalb des Internets begleitet wird: Man hört davon und regt sich auf. Die Kritikpunkte in einem Satz: Die digitale Gesellschaft ist ein abgeschotteter Lobbyverein, der sich anmaßt, die „Netzgemeinde“ zu vertreten und vom Publikum Leistung einfordert, ohne Mitsprache einzuräumen.

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Frechheiten einstecken und austeilen

Ich bin die vergangenen Tage durch ein paar Bücher geflogen, die sich als Praxisliteratur mit Schreiben und Sprache befassen. Ich denke, ich habe jetzt einen verwertbaren Überblick über die zum Standard gehörend geltenden Bücher und Autoren, die sich mit guter und sinnvoller Deutschverwendung befassen. Die inhaltliche Ausbeute war allerdings dürftig. Ohne einzelne Werke herauszugreifen, waren wirklich hilfreiche Tipps so selten, dass sie sich irgendwann als Überraschungen einstellten, die den öden Verlauf der Bücher durchbrachen.

Ein Buch stellt jedoch eine Ausnahme dar: Deutsch für Kenner – Die neue Stilkunde von Journalist, Verlagsleiter, Chefredakteur, Journalismuslehrer, Honorarprofessor und Medienpreisträger Wolf Schneider. Endlich mal kein Pädagogikbuch, dass einen stets daran erinnert, dass man am besten seinen eigenen Weg findet, Leidenschaft benötigt und das Buch bitte weniger als Regelwerk denn als Anregungshilfe verstehen möge. W. Schneider beginnt das Buch zwar mit dem Hinweis, dass es in Amerika eine „Readability“-Forschung gäbe, die sich zäh als „Verständlichkeitsforschung“ in Deutschland etabliert, doch von solchen in gewisser Weise objektiven Grundlagen driftet er schnell ab um radikal subjektiv nicht nur über die gute Sprache zu sinnieren, sondern sich auch über den konkreten Sprachgebrauch in Zeitungen, Betriebsanleitungen und Amtsblättern lustig zu machen und aufzuregen. Das Buch ist mit Haltung und Erfahrung geschrieben und erfüllt, während sich die andere Literatur mit ungestellten Fragen und unklaren Prinzipien herumschlägt, genau dadurch seinen Zweck.

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Ideeninfizierung und Immunreaktionen

Frank Rieger hat in der heutigen FAZ einen 2000-Worte Artikel geschrieben, der eindrucksvoll und historisch unterfüttert aufzeigt, wie die Gesellschaft in das Atomzeitalter hineingestolpert ist. Am Anfang stand die theoretische Erkenntnis. Das darauf folgende Manhattanprojekt führte zur Bombe. Beim Plutonium brüten fiel die Wärme an, die anfangs noch als lästiges Abfallprodukt bald zur Idee der zivilen Atomkraft-Dampfmaschine führte und drei Jahrzehnte später standen in der ganzen Welt Atomkraftwerke. Soweit ist es, extrem nüchtern betrachtet, eine soziologische Bilderbuchgeschichte. Eine wissenschaftliche Idee führte zu politischen Ideen, die sich auch wirtschaftlich auszahlten. Ohne zentrale Kontrolle, ohne finale Absichten blühte eine Idee auf, die der Menschheit Siege, Wohlstand und Kontinuität brachte – bis eins, noch eins und noch ein weiteres Atomkraftwerk kaputt gingen und schlagartig gelernt werden musste, dass die Realität nicht nach Lehrbuch funktioniert. Nur war das Lernen jetzt nicht mehr partikulares Anliegen, sondern gesellschaftlicher Auftrag.

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Twitterianische Liebeserklärung

Gestern war „tazlab“, das „Zukunftslabor der taz“. Nach ein paar #tazlab-Tweets bin ich darauf aufmerksam geworden. Der recht witzige 343max war für ein Podium angekündigt, auf dem zu meiner Überraschung auch Rainer Langhans eingetaktet war. Er fiel, für uns junge Generation, schon im Dschungelcamp durch seine imposante Gelassenheit auf. Seit dem interessiert es mich, wenn er sich aktuell äußert.

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Ende der Kreditfähigkeit (reformuliert)

Mein letzter Text, über das Ende des Funktionierens des Kreditprinzips im Banken- und AKW-Betrieb, wurde von Kusanowsky interessant ergänzt. Allerdings legte er einen kleinwenig anderen Schwerpunkt. Seine Ergänzung (paraphrasiert): Die wachstumspflichtige Kreditwirtschaft (Prämisse) benötigt zügig, zuverlässig und nachhaltig Energielieferungen (These), die sie durch die Atomkraft bekommt (Argument). Das würde ich so erstmal unterstützen. Da ich in meinem Text allerdings einen bestimmten Mechanismus herausstellen wollte, und dieser sowohl in meinem Text selbst als auch in der fremden Antwort untergegangen ist, schreibe ich meinen Text aus anderer Perspektive noch einmal.

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Ende der Kreditfähigkeit

Der Begriff Kredit verweist auf das Aufschieben von Zahlungen. Diese einfachste Form der Begriffsverwendung ist massenmedial inzwischen so präsent, dass die eigentliche Funktionsweise schon nicht mehr behandelt wird. Anstatt Tatsachen zu erklären, wird einfach auf den tradierten Begriff Kredit (als massenmedial taugliches Schema) zurückgegriffen und schon ist die Lage Irlands, Griechenlands, der Frankfurter Rundschau und die von 1860 München beschrieben: Diese Länder und Institutionen haben Schulden, die sie nicht bezahlen können – sie stehen vor tief greifenden Veränderungen.

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Expertenkommissionen im atompolitischen Wahlkampf

Sichere „Regierungstechnik“ oder unkontrollierbares „Rest-Risiko“?

Im politischen Kräftemessen wird so manches gesellschaftliche Problem in den verstrahltesten Semantikmüll verpackt – und vielleicht wird auch der Begriff des Rest-Risikos am Ende der medialen Verwertungskette bei einem letzten Recycling in ein Unwort des Jahres gekleidet. Ausgangspunkt für diese bunte Wortschöpfung war diesmal nicht die globale Finanzkrise, sondern die unfassbare Erdbeben- und Atomkatastrophe in Japan. So pervers der beobachtete Zusammenhang auch ist, er war politisch folgenreich: Die mediale Berichterstattung über die Lage in Fukujima hat in Deutschland das Thema Atompolitik erneut resonanzfähig gemacht.

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Semantikmüll: „Rest-Risiko“

Die Atomkraft-Diskussion hat erfreulicher Weise wieder Fahrt aufgenommen. Durch die neuen Gewissheiten, was alles nicht nur als Möglichkeit, sondern inzwischen als harte Realität anzusehen ist, ist es sogar gelungen, das Sicherheitsgefasel vorläufig oder endgültig ad absurdum zu führen. Das ist ein erster Punktsieg – es geht jetzt um das Risiko.

Allerdings dreht sich die Diskussion nun um die Idee eines „Rest-Risikos“, so war es heute vor allem in Bundesrat zu hören und es ist zu befürchten, dass diese Idee die kommende Debatte dominiert. Die Politik hat nämlich, in welcher strategischen Absicht auch immer, eine semantische Nebelkerze geworfen, deren Verblendungspotenzial auf drei Säulen beruht: „Rest-Risiko“, „politisches Moratorium“ und „technische Überprüfung“.

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Politische Reflexion im Wohlfahrtsstaat

“Die Politik stößt gegenwärtig an die Grenzen ihrer Möglichkeiten. Die Illusionen des Wohlfahrtsstaates zerbrechen, seine ungewollten Nebenfolgen konterkarieren längst seine guten Absichten: Der Wohlfahrtsstaat gerät zwischen die Mahlsteine der Probleme, die er selbst verursacht. Die Politik re(a)giert ratlos.” So steht es seit 30 Jahren auf der Rückseite eines der sonderbarsten Texte der politischen Soziologie, das Niklas Luhmann mit dem Titel “Politische Theorie im Wohlfahrtsstaat” schrieb.

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Soziale Ausglegungsfälle

Im letzten Artikel ging es um die auf jede größere regionale Naturkatastrophe mittlerweile folgende globale Kulturkatastrophe. Der Zwang, eine Atomkatastrophe wie die in Japan mitzuerleben, führt dazu, das der bestehende Semantikapparat, der für Diskussionen seit Jahren und Jahrzehnten genutzt wird, ein geändertes strukturelles Fundament bekommt. Aus manchen Befürchtungen wurden Gewissheiten aus vielen Vermutungen wurden harte Fakten.

Im momentanen Ablauf der Krise erhärtet sich dabei langsam aber sicher eine Erkenntnis, die eventuell höherer Aufmerksamkeit bedarf, wenn das momentan zu lösende Problem hinreichend abgekühlt ist. Man sieht schon, der aktuelle Fall dient nur als Metapher.

Die Idee, dass Industrieanlagen auf irregulären Ablauf hin ausgelegt werden müssen und dass eine Grenzziehung zwischen Denkbar und Planbar (GAU) und Denkbar aber Unplanbar (Super-Gau) zu ziehen ist – ein „Rest“-Risiko also gesehen aber nicht mit kalkuliert wird – ist ein Zugeständnis an die Wirklichkeit, das nicht nur naturwissenschaftlich-technische, sondern auch soziale Riesenmaschinen betrifft.

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