Freitag, 11. Mai 2018, 17:02 Uhr
Wissenschaftliche Wahrheit scheint bedroht! Man verteidigt sie schon weltweit in Protestmärschen auf der Strasse – oder setzt man sie so nur der politischen Entscheidung aus, als eine Position unter vielen und das entgegen des eigenen Anliegens, sie vor jedem politischen Kalkül und Zweifel zu bewahren? Und was hat die Soziologie hier beizutragen? Ist sie überhaupt mit genannt, wenn Menschen für „die Wissenschaft“ auf die Strasse gehen?
Wir diskutieren die (Selbst-)Widersprüche der Politisierung wissenschaftlicher Wahrheit, die Bedeutung von Trump für solchen Protest, und kommen schliesslich auf die Gründung der Akademie für Soziologie zu sprechen.
Und ja, das könnte etwas miteinander zu tun haben…
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Zu hören sind:
Feed:
https://feed.sozialtheoristen.de/podcast
Roland Preuß schlägt in der heutigen Ausgabe der SZ auf der Meinungsseite vor, Plagiate verjähren zu lassen und bezieht sich dabei direkt auf die Diskussionen rund um die Doktorarbeit von Anette Schavan. Dieser (inhaltlich wie praktisch abstruse) Vorschlag ist für mich besonders interessant, weil er einen zentralen Aspekt der Diskussionen widerspiegelt. Es geht dabei um eine differenzierungstheoretische Perspektive. So lässt sich das Ringen um Wahrheit und politische Hoheit als ein Wechselspiel von Eingriffs- und Schließungsversuchen von Wissenschaft und Politik verstehen. Im Kern lautet die Forderung von Roland Preuß, die erfolgreiche Plagiatsprüfung von dem Entzug des Titels zu trennen: Weiterlesen →
Über die unterschiedlichen Möglichkeiten der Kommunikation von Lernfähigkeit
In Zeiten einer täglich neu ausgerufenen und diskutierten Finanzkrise (auf kriegsdeutsch: Finanzschlacht, Schuldenfeuer, EZB-Operation Bertha) ist der Informationsdruck hoch, um die Themenschwelle der Agenda zu überschreiten und gesellschaftliche Resonanz zu erzeugen. Resonanz im Mediensystem richtet sich nach den sogenannten Nachrichtenfaktoren, zu dessen verbreitester Maxime wohl die Formel des only bad news is good news zählt. Schlechte Nachrichten für die Investmentbank Goldman Sachs war das öffentliche Kündigungsschreiben (Why I am leaving…) eines ehemaligen Mitarbeiters.
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Sascha Lobo ist sicher nicht der einzige, aber sicherlich ein relativ prominenter Vertreter, der wiederholt mehr E-Government und mehr Mitbestimmung, bzw. Bürgerbeteiligung durch das Internet fordert. Aktuell tut er dies via Spon und schließt:
Was wir jetzt nicht brauchen, sind keine Experimente. Und die müssen so lange durchgeführt werden, bis ausreichend viele und unterschiedliche Leute mitmachen.
Mitbestimmung oder Bürgerbeteiligung via Internet, oder jetzt Neudeutsch: E-Government, klingen ideal, wünschenswert und erfreulich. Das virtuelle ‚Hurra, jetzt geht es los‘-Geschrei scheint einem fast aus jedem solcher Statements entgegen zu kommen. Doch es passiert nichts. Seit Jahren übrigens. Und dass, obwohl technisch längst alle Möglichkeiten zur Verfügung stehen. Die digitale Revolution des politischen Systems bleibt aus. Und das hat Gründe.
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Die FAS titelt heute „Neues Deutschland“ und bildet dazu die in Nachdenklichkeit versunkenen aber auch Engagement zeigenden Köpfe der Minister: Schröder, von der Leyen, zu Guttenberg und Röttgen ab. Den Weg vom Briefkasten zurück war ich überrascht, denn eigentlich ist gerade überhaupt nicht die Zeit, in der eines der besseren Printmedien anfangen könnte, Schwarz/Gelb schönzureden. Aber noch bevor ich oben ankam, wandelte sich mein Gedankengang.
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Die Einführung und Etablierung neuer Verbreitungstechnologien bringt massive gesellschaftliche Veränderungen mit sich. Und die Theorie der Gesellschaft steht in der Folge vor dem Problem, den Veränderungen mit neuen oder modifizierten Begrifflichkeiten Rechnung zu tragen. Problematisch deshalb, weil eine gleichzeitige Veränderung von Theorie und Gesellschaft ein vergleichendes Beobachten unmöglich macht. Ich plädiere daher für eine konservative Anwendung systemtheoretischer Überlegungen zum Funktionssystem der Massenmedien, weil es mir nicht zwingend notwendig erscheint, mit einem massiven Eingriff in theoretische Grundannahmen zu reagieren, um neue Phänomene zu beschreiben.
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Die Gunst der öffentlichen Meinung zu haben, ist für alle Organisationen, seien sie politisch oder andersweitig aktiv, von enormer Bedeutung, sofern sie nicht nur öffentlich auftreten, sondern ihre Entscheidungen auch öffentlich rechtfertigen müssen. Parteien und Verbände sind dabei besonders gefordert, sich mit der öffentlichen Meinung und ihrer gekonnten Beeinflussung auseinanderzusetzen. Für öffentlichkeitswirksame Organisationen steht und fällt ihr Erfolg häufig mit der Anerkennung ihrer Entscheidungen durch die Öffentliche Meinung zusammen. Daher wundert es nicht, dass Theo Zwanziger foldenden Satz zum Credo der Öffentlichkeitsarbeit des DFB gemacht hat:
“Wenn sie die Kommunikationsherrschaft nicht haben, sind sie immer Verlierer.”
Nur leider lässt sich die öffentliche Meinung nicht so leicht beeinflussen, was vor allem daran liegt, dass es sich hier um ein prinzipiell unabgeschlossenes Konglomerat öffentlicher Kommunikation handelt, die nach einer Eigenlogik operiert und sich nicht linear-kausal steuern lässt. Die Eigenrationalität und Eigenständigkeit öffentlicher Meinungsbildung wird durch das Internet noch einmal verstärkt, was am jüngsten Beispiel einer Auseinandersetzung zwischen DFB und dem freien Sport-Journalisten Jens Weinreich deutlich wird.
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Am Beispiel des Atommülllagers Asse II in Niedersachsen lässt sich gegenwärtig beobachten, wie Lösungen zum Problem werden können. Christoph Seidler von DER SPIEGEL berichtet, dass hier etwa 130.000 Fässer mit schwach- und mittelradioaktivem Abfall in einem ehemaligen Bergwerk lagern, das Gestein jedoch zunehmend porös werde, so dass Einsturzgefahr bestehe. Folgt man der Darstellung, ist das Einsickern von Salzwasser bereits seit Ende der 1980er Jahre bekannt. Es gilt als Ursache dafür, dass man es in Asse zunehmend mit marodem Gemäuer zu tun hat. Und dann ist da noch diese dubiose radioaktive Lauge …
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Überlegungen zur Abweichungsbeobachtung in der Weltgesellschaft
Berlusconi schneidere sich neues Immunitätsgesetz, meldet die Online-Redaktion des Nachrichtenmagazins DER SPIEGEL im Juni 2008. Er plane das Gesetz, damit er nicht wegen eines anhängigen Korruptionsverfahrens verurteilt werde.
Die Meldung ist aus zwei Gründen bemerkenswert. Zum einen kann man fragen, warum eine deutsche Zeitschrift überhaupt über einen Vorgang in Italien berichtet. Es handelt sich offensichtlich um ein Ereignis von überregionaler Bedeutung, ja sogar um ein Weltereignis, wie die Recherche auf den Webseiten der US-amerikanischen NEW YORK TIMES ergibt, die ebenfalls über Berlusconis Gesetzesvorhaben berichtet. Zum anderen ist auffällig, warum dem Ereignis überhaupt Nachrichtenwert zugewiesen wird. Augenscheinlich wird in diesem Fall eine Abweichung von öffentlichen Verhaltensstandards registriert, denn Berlusconi plant einen politischen Eingriff in die Rechtssprechung, genauer: über kollektiv verbindliches Entscheiden soll die Rechtssprechung in der Weise festgelegt werden, dass er als Person-im-Staatsamt nicht strafrechtlich verfolgt werden kann.
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