Stabsstellen: Allzweckwaffen oder Feigenblätter?

Bild: Sustainable Economies Law Center (CC BY-SA 2.0, via flickr)

 

Stabsstellen gibt es in (Hochschul-)Verwaltungen mittlerweile zu den unterschiedlichsten Themen: Umwelt, Diversität, Internationalisierung usw. Aber sind diese Stellen wirklich Treiber von Veränderungen oder handelt es sich vielmehr um elegante Feigenblätter? Der Beitrag untersucht Möglichkeiten und Hindernisse von Stabsstellen.*

Seit einigen Jahren wird es immer voller in den Leitungsetagen von Hochschulen. Um als modern wahrgenommen zu werden, müssen Hochschulen sich um mehr und mehr Aufgaben kümmern: Organisationsentwicklung, Internationalisierung, Diversität, Umwelt- und Klimaschutz, Familienfreundlichkeit, Digitalisierung, Transfer von Wissen oder Wissenschaftskommunikation. In diesem Zusammenhang hat eine Art von Stellen einen besonderen Zuwachs in Hochschulverwaltungen erfahren: die Stabsstelle.

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Gehörst du zur Familie? – Intimität in der Firma

Unternehmen haben die Familie entdeckt: sie wollen selbst zur Familie werden. Kaum noch ein Konzern mag auf vertraulich-behagliche Töne verzichten. So sympathisch das erscheinen mag, so nützlich könnte es für Beschäftigte sein, doch lieber Distanz zu halten. Die sozialen Bedingungen von Firma und Familie sind vollkommen unterschiedlich.

Herrliche Eintracht: Mutters Geburtstag im Loriot-Film „Papa ante portas“ (1991) Bild: MDR/ARD
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Die brauchbare Unordnung der Lehre

Diese Bestuhlung lässt die Herzen der traditionell Lehrenden höher Schlagen – (digitales) Methodenfeuerwerk und politische Korrektheit? Nein Danke. Foto: Peter Miller /Flickr (CC BY-NC-ND 2.0)

 

Von Marcel Schütz und Lukas Daubner*

In der Universität gibt es derzeit eine große Erzählung: vom Defizit ihrer Lehre. Marginalisiert erscheine sie, für wissenschaftliche Karriere praktisch unnütz. Wo man auch hinhört, pessimistischer Grundton. Diesem Mangel, heißt es, sei mit strategischer Tatkraft zu begegnen. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft will neuerdings nebenher „Lehrgemeinschaft“ heißen. In den Hochschulen feilt man an „Lehrstrategien“. Das wundert nicht, empfiehlt der Wissenschaftsrat doch ganze „Lehrverfassungen“ – Lehre landauf, Lehre landab. Bei alledem schwingen gut verdeckte Vorurteile mit: Zu wenig engagiert, wenn nicht gar schlecht werde gelehrt. Man empfiehlt, was seit Jahrhunderten anscheinend sträflich vernachlässigt wurde: vermehrt Lehrangebot für Lehrende, auf dass sie verstehen, was sie tun und erloschener Elan neu entfacht werden möge.

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Burn-Out-Diagnosen

Zwischen Fremd- und Selbstausbeutung – Ein Plädoyer für eine dritte Beobachtungsebene und einen ersten Ausweg

Es sind die sadistischen Auszüge der modernen Leistungsgesellschaft, so die umlaufende Erklärung für die Diagnose eines neu bezeichneten Phänomens: Burn-Out. Eine Nation ist plötzlich ausgelaugt, überlastet und überfordert. Als Rezept gegen die neue Volkskrankheit wird ein Cry-Out verschrieben. Empört Euch! gegenüber einer geldgeilen Gesellschaft, die den kapitalistischen Raubbau an der Marke Arbeitskraft salonfähig gemacht hat.

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Differenzen der Hochschulen

In seiner Abschiedsrede als Präsident der Humboldt Universität zu Berlin überrascht Christoph Markschies mit der Überlegung, dass in Deutschland trotz Abschwächung ideologischer Borniertheiten immer noch keine wirkliche Differenzierung von Hochschultypen möglich sei („Universitäten können nicht allen alles bieten“, FAZ vom 28.10.2010). Überraschend ist ebenfalls seine Schlussfolgerung. Die deutsche Hochschullandschaft sei „also“ nicht konkurrenzfähig, weder im Verhältnis mit angloamerikanischen Spitzenuniversitäten („entschlossene Elitenförderung“) noch in Bezug auf das Ziel, „die breite Masse“ adäquat auszubilden.

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(Neu-) Ordnungen der Massenmedien.

Der vorliegende Artikel geht auf Stefans Angebot zurück, hier ein eigenes (zwischenzeitliches) Resümee der Diskussion um die künftige Rolle der Massenmedien veröffentlichen zu können. Die Diskussion selbst schließt an den ursprünglichen Artikel über die Selektionskriterien der Wikipedia an. Alle wesentlichen Gedanken dazu finden sich bereits in den entsprechenden Kommentaren – hier soll noch einmal explizit auf einige für mich besonders bedeutende Aspekte der Diskussion hingewiesen werden. Die Überlegungen bleiben, was ihrem Gegenstand geschuldet ist, notwendig hypothetisch – mehr als ohnehin findet der Flug über den Wolken statt.

Die Organisation.

Wie ist die Wikipedia, an der einige der folgenden Überlegungen exemplarisch durchgespielt werden sollen, formal organisiert? In Unterscheidung zu anderen sozialen Systemen stehen bei der Beobachtung von Organisationen ihre Anerkennungs- bzw. Mitgliedschaftsregeln im Zentrum der Aufmerksamkeit: Für die Kommunikationen im sogenannten „Web2.0“ (im Allgemeinen) und für jene innerhalb der Wikipedia (im Besonderen) stellt sich daher zunächst die Frage der Mitgliedschaft. Weiterlesen →

Zum fehlenden externen Selektionsmechanismus der Wikipedia

Rund um die deutsche Wikipedia gibt es gegenwärtig Aufruhr, da einige Admins (Wikipedia-Leute) Texte von Autoren (Welt-Leute) löschen und dies mit ihrem Katalog für Relevanzkriterien begründen.

Die Wikipedia ist ein besonderes Projekt. Sie ist, in erster Linie, eine Organisation und folgt somit klaren Regeln in Bezug auf: Wer darf was und wer darf nicht. In diesem Sinne ist sie eine gewöhnliche Organisation. Sie verfügt über Verfahren durch die geregelt wird, wer zu den Entscheidern gehört und was und wie entschieden wird.

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Sprechstundenproblemchen

Warum gehen viele Menschen eigentlich so ungerne in Sprechstunden? Sei es die Konsultation eines Arztes, der Besuch beim Bürgeramt oder die die Beratung beim Professor, alle Situationen haben eins gemein: Sie sind unbefriedigend. Und zwar für beide Seiten, für denjenigen der die Sprechstunde anbietet und für die Person, die in die Sprechstunde kommt. Der Grund für die unbefriedigende Situation liegt darin, dass hier Routine die Interaktion einseitig determiniert und damit stört. Warum nur kann man sich damit nicht abfinden? Weiterlesen →

„We teach the World“

Da wir es hier gerade aktuell haben: Wissensgesellschaft, lebenslanges Lernen, pipapo. Es fällt nicht leicht von den Vorstellungen abzulassen, dass wir alle „Arbeitskraftunernehmer“ sind, geworfen in eine Welt voller Veränderung, die persönliches Engegament und Zukunftsoffenheit von uns einfordert.

Besonders geübt in der Darstellung solcher Weltanschauungen sind Coaches. Ziemlich neu rennen sie seit ca. 20 Jahren von Organisation zu Organisation und belehren die Mitglieder über die Probleme der Moderne und ihre Angebote von angemessenen Lösungen.

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Planwirtschaft reloaded

Durch Innovationsbemühungen vorwärts in die Vergangenheit?

Die Planwirtschaft ist wieder auf dem Vormarsch. Fast jeder wird dies im Alltag beobachten können. Und um Missverständnisse auszuräumen, sei vorweg gesagt, worum es nicht geht: Die Planwirtschaft wird den Kapitalismus nach der Bankenkrise nicht ersetzen. Auch wenn sich einige dies wünschen mögen, gibt es die Planwirtschaft nicht zurück (es sind halt die Leser der SuperIllu…). Und doch finden sich unmissverständliche Anzeichen für den Rückkehr der Planwirtschaft. Der Wandel vollzieht sich allerdings nicht im politischen System, sondern vielmehr auf allgemeiner organisationaler Ebene und ist eng mit den Stichworten Qualitätssicherung, Zielvereinbarung, leistungsbezogene Vergütung, Evaluation und Reform verbunden. Es sieht ganz danach aus, als ob die Planwirtschaft auf organisationaler Ebene eine Renaissance erlebt, die abseits intendierter Ziele ganz praktisch realisiert wird. Wie konnte es dazu kommen?

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Google ist nicht subjektiv

Fast jeder Internetnutzer kennt die Google-Suche und die meisten benutzen sie auch. In Deutschland hat der Konzern bei der Internetsuche so einen großen Marktanteil (rechts unten „Suchmaschinen“ auswählen), dass man getrost von einem Monopol sprechen kann. Monopole sind nicht nur aus marktwirtschaftlicher Sicht bedenklich. Denn Google’s Suchergebnisse sind in der Regel das Tor zu bisher unbekannten Informationen aus dem Internet. Und der Türsteher bestimmt bekanntlich, wer rein kommt und wer vor der Tür abgewiesen wird. Das Bild des Türstehers in Verbindung mit Google ist geläufig, aber bei genauerer Betrachtung nicht treffend. Denn es ist ja so, dass Google niemanden abweist, der auf der Suche nach Informationen ist. Google hat es jedoch in der Hand, welche Informationen es sind, die auch angezeigt werden. Die Suche übernimmt daher eher die Aufgabe eines Partnervermittlers und bestimmt, wer dem Suchenden als erstes und wer als ihm als letztes vorgeschlagen wird. Und statistische Auswertungen zeigen, dass die erste Empfehlung auch diejenige ist, die am häufigsten angenommen wird. Wer nicht unter den ersten 10 Suchtreffern zu finden ist, der führt ein Leben zweiter Klasse. Aber der Weltmarktführer hat beim Sortieren der Informationen keine bösen Absichten. „Don’t be evil“ schreibt sich Google selbst auf die Fahnen. Kritische, ängstliche oder unabhängige Geister mag das kaum beruhigen. Denn zu jeder Unterscheidung gehört die andere Seite. Und welche Seite als die gute bezeichnet wird, das ist nun mal vom Beobachter abhängig. So können die guten Absichten des Suchmaschinengiganten durchaus den Schaden für andere bedeuten. Zensur im Auftrag der chinesischen Gutmenschen, die ein ganzes Volk unterdrücken, ist aus Google’s Perspektive nicht böse. Dieser Kampf ist jedoch ausgefochten, Google zensiert weiter fleißig und ist dennoch in den Augen der meisten Nutzer auf der Seite des Guten zu verorten. Aber wie schafft Google das? Weiterlesen →

Asoziale Soziologen

Über eine rein analytische Disziplin

Könnte es sein, dass sich unter Soziologen und Soziologinnen eine besonders hohe Zahl von Menschen befindet, die mit einer sehr geringen Sozialkompetenz ausgestattet sind, sprich häufig asozial auftreten?

Man kennt die unbestätigte These, dass besonders viele geistig, emotional oder psychisch versehrte Menschen dazu neigen ein Psychologiestudium zu beginnen. Quasi als Selbsttherapie. In der Hoffnung, dass sich durch das Studium ihre Probleme lösen, die sie sich vor sich selbst oder einem Therapeuten nicht eingestehen wollen, lernen sie andere Leute zu therapieren. Eine gewagte Aufgabe. Vielleicht ist das noch nicht einmal eine These, sondern einfach nur ein Klischee. Mag sein. Weiterlesen →