Rezension: Professor*in für Anfänger*innen und Fortgeschrittene. Tipps für (angehende und aufbauende) Profs

Bild: Professors, by Raul Pacheco-Vega (CC BY-NC-ND 2.0)

 

Die Nachfrage nach Ratgebern scheint mit Zunahme von gesellschaftlicher Komplexität zu wachsen. Es gibt sie mittlerweile zu allen erdenklichen Themen. Und so gibt es auch diverse Ratgeber für den Hochschulbereich. Allerdings sind die Hinweise und Tipps – mit wenigen Ausnahmen – recht oberflächlich. Der Grund dafür ist einfach: Sie unterschlagen die für den organisationalen Alltag so wichtige informale Seite der Organisation. Der Bildungspsychologe Thomas Götz macht in seinem gerade in zweiter Auflage erschienene Ratgeber „Professor*in für Anfänger*innen und Fortgeschrittene. Tipps für (angehende und aufbauende) Professor*innen“ vieles besser.*

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Selbstdarstellung: Übers Bluffen und Blenden während der Promotion

Eine gut temperierte Selbstdarstellung ist überlebenswichtig für eine erfolgreiche Promotion. Überzieht man die Selbstdarstellung allerdings, bringt das Nachteile mit sich.*

Graduation by Andrew Schwegler (CC BY-SA 2.0)

 

In einer ähnlichen Weise hat der eine oder die andere die folgende Szene bestimmt selbst schon einmal erlebt: In einem Workshop oder einem Kolloquium wird ein theoretischer Aspekt diskutiert. Alle Beteiligten, die mitdiskutieren, tun so, als wüssten sie, was das Konzept impliziert, werfen selbstsicher mit Begriffen um sich. Die Diskussion trägt sich fort. Einige folgen dem Pingpong der Argumente ehrfürchtig und wundern sich, warum sie all das nicht wissen. Ringt sich dann jemand dazu durch, seine oder ihre Unwissenheit zu entblößen und nach der Bedeutung eines Begriffs oder Konzepts zu fragen, wird deutlich, dass bei den Beteiligten weitaus weniger Klarheit darüber herrscht, worüber sie gerade diskutiert haben. Erst die mutige Nachfrage offenbart, dass der Austausch – zumindest im Falle einiger – vom sich gegenseitig Blenden getragen wurde.

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Ausgeforscht – Das Ende einer Fachzeitschrift

Fast drei Jahrzehnte schrieben Ökonomen, Soziologen und Psychologen für das auf interessante Weise ungewöhnliche Journal „Managementforschung“. Mit dem charmanten Nischenangebot ist nun Schluss. Ein Blick auf grundsätzliche Feinheiten im akademischen Publikationswesen. – Und Versuch eines Nachrufs.

In die Jahre gekommen? Einige Bände der Zeitschrift Managementforschung. Bild: Privat.

Kürzlich war zu erfahren, dass die Zeitschrift „Managementforschung“ bereits mit dem laufenden Jahrgang eingestellt werde. In einer abschließenden Stellungnahme würdigten die Herausgeber die beinahe dreißigjährige Entwicklung des Blattes und begründeten ihren Schritt – nicht ohne manches ungenau oder unerwähnt zu lassen – damit, dass das Journal seinen Zweck, die deutsche Publikationslandschaft im behandelten Themenfeld einerseits stärker an internationale Diskurse anzubinden, andererseits sich über die Grenzen der Betriebswirtschaftslehre hinaus für sozialwissenschaftliche Forschung zu öffnen, erreicht habe. Und so schrieben die Herausgeber: „Mission accomplished“.

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Dr. plag. (plagium)

Lügenbaron

Roland Preuß schlägt in der heutigen Ausgabe der SZ auf der Meinungsseite vor, Plagiate verjähren zu lassen und bezieht sich dabei direkt auf die Diskussionen rund um die Doktorarbeit von Anette Schavan. Dieser (inhaltlich wie praktisch abstruse) Vorschlag ist für mich besonders interessant, weil er einen zentralen Aspekt der Diskussionen widerspiegelt. Es geht dabei um eine differenzierungstheoretische Perspektive. So lässt sich das Ringen um Wahrheit und politische Hoheit als ein Wechselspiel von Eingriffs- und Schließungsversuchen von Wissenschaft und Politik verstehen. Im Kern lautet die Forderung von Roland Preuß, die erfolgreiche Plagiatsprüfung von dem Entzug des Titels zu trennen: Weiterlesen →

Wissenschaft 2.0

Angesichts der Entwicklungen neuer Kommunikationstechniken rund um das Internet sehen sich die Produktionspraktiken einiger Funktionssysteme vor große Herausforderungen gestellt. Die „Holzmedien“ wissen nicht, wie sie mit den werbefinanzierten Angeboten im Internet umgehen sollen und die Akteure des Gesundheitssystems haben einen virtuellen Horror vor öffentlich einsehbaren Rankings ihrer Dienstleistungen. Auch das Publizieren wissenschaftlicher Forschungsergebnisse verändert sich durch das technisch Machbare. Ein paar Gedanken zum Thema „Wissenschaft 2.0“. Weiterlesen →

Differenzen der Hochschulen

In seiner Abschiedsrede als Präsident der Humboldt Universität zu Berlin überrascht Christoph Markschies mit der Überlegung, dass in Deutschland trotz Abschwächung ideologischer Borniertheiten immer noch keine wirkliche Differenzierung von Hochschultypen möglich sei („Universitäten können nicht allen alles bieten“, FAZ vom 28.10.2010). Überraschend ist ebenfalls seine Schlussfolgerung. Die deutsche Hochschullandschaft sei „also“ nicht konkurrenzfähig, weder im Verhältnis mit angloamerikanischen Spitzenuniversitäten („entschlossene Elitenförderung“) noch in Bezug auf das Ziel, „die breite Masse“ adäquat auszubilden.

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Zum Umbau des Systems der Massenmedien

Die Einführung und Etablierung neuer Verbreitungstechnologien bringt massive gesellschaftliche Veränderungen mit sich. Und die Theorie der Gesellschaft steht in der Folge vor dem Problem, den Veränderungen mit neuen oder modifizierten Begrifflichkeiten Rechnung zu tragen. Problematisch deshalb, weil eine gleichzeitige Veränderung von Theorie und Gesellschaft ein vergleichendes Beobachten unmöglich macht. Ich plädiere daher für eine konservative Anwendung systemtheoretischer Überlegungen zum Funktionssystem der Massenmedien, weil es mir nicht zwingend notwendig erscheint, mit einem massiven Eingriff in theoretische Grundannahmen zu reagieren, um neue Phänomene zu beschreiben.
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Religiöser und anderer Glaube

Religion, Gott und Glaube, das sind die Schlagworte der Texte, die mich die Woche am meisten interessiert haben. Irgendwie ist Richard Dawkins „Gotteswahn“, ein Buch, das ich aus Prinzip nicht lesen würde, hochgekocht und wurde, wie es das Thema hergibt, kontrovers und teilweise leicht emotional besprochen. Ergebnisse sind: Religion ist Bullshit, Gott ist keine so einfach zu umreißendes Phänomen und: es ist ein interessantes Thema, aber eben nur, solange es Thema bleibt.

Das Problem der Religion ist, das die Gesellschaft nicht ohne sie auskommt und nie ohne sie auskam. Religion ist der, wenn alle anderen Stricke des Weltbildes (Familienzusammenhalt, Karriereplanung, Fitnessplanung, …) reißen, letztlich übrig bleibende, ununterschiedene, absolut gesetzte Rückhalt, den man als Individuum, mit anderen Individuen, findet. Besonders wenn man sich einer unzähmbaren, unsicheren, unstabilen und inkonsistenten gesellschaftlichen Realität gegenüber ausgeliefert sieht.

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Zur Dynamik der Wissensgesellschaft

Oder: die Mythen der Bildungsforschung

Ich werde niemanden damit überraschen, wenn ich schreibe, dass wir in einer Wissensgesellschaft leben, deren gesellschaftlicher, organisationaler und individueller Wandel immer schneller voranschreitet und in der wissensbasierte Qualifikationen und lebenslanges Lernen von höchster Priorität sind, um den mehrdimensionalen Wandel nicht nur zu bewältigen, sondern auch gestalten zu können. Jeder kann und darf unhinterfragt behaupten, dass wir es mit einer dynamischen Wissensgesellschaft zu hätten. Die fraglose Verbreitung dieser beiden gesellschaftlichen Mythen überrascht mich allerdings jedes mal aufs Neue. Wer oder was ist denn die „Wissensgesellschaft“ und wo ist der Tacho, auf dem man die zunehmende Geschwindigkeit des gesellschaftlichen Wandels ablesen kann?

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Wirtschaft und Wissenschaft – das passt nicht! (update)

Wenn ich einen wissenschaftlichen Text lese, beginne ich nach dem Titel mit dem Inahltsverzeichnis, dass gibt den ersten thematischen Überblick. Als zweites folgt der Blick in die angegebene Literatur, dies gibt Aufschluss über den Kontext der Studie, die Autoren und den Inhalt. Als drittes folgt das Lesen des ausgewiesenen Abstracts, durch das sich letzlich klärt, ob ich in den Text der Arbeit selbst einsteige.

Heute morgen verwies mich meine Morgenlektüre auf eine wissenschaftliche Studie, in der angeblich behauptet wird, dass der Hartz IV Monatssatz im Vergleich zu seinem Ziel, der Grundsicherung, zu hoch bemessen sei. Man könne dieses Ziel auch mit Monatssätzen von 132 Euro für Erwachsene und 79 Euro für Kinder erreichen.

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