Fröhlicher Jahresausklang

Vielleicht war 2013 das letzte fröhliche Jahr, zumindest das letzte, das nach vorgeschriebener Fröhlichkeit funktioniert. Es ist jedenfalls kaum vorstellbar, dass in einer Ecke noch jemand sitzt an dem die Verheißungen des Solutionism vorbeigingen. Für 2014 dürften wir alle hinreichend desensibilisiert sein. Und die Werbemenschen werden nach ihrem Ministorytelling auch keine Asse mehr im Ärmel haben – kein Wunder das Apples Jahresausklangsclip „Misunderstood“ heisst…

Edward Snowden wird dafür noch einiges einfallen. Seine Botschalft lautete ja bis jetzt: verdachtslose Massenüberwachung auf irgendwelchen Servern. Sollte sich an den politischen Reaktionen nichts ändern wird 2014 das Jahr, in dem nicht nur die Stuxnet-Hintergründe belegt werden, sondern an dem wir auch von den 230 anderen jährlichen gezielten Attacken des amerikanischen Cyber-Command zuerst ihre absurden Namen und danach ihre Details erfahren. Die kleinen Geräte in unseren Händen werden in diesen Megastories wohl eine Hauptrolle spielen.

Kaiser Alexander ist dann schon nicht mehr im Amt. Sein Nachfolger wird irgendwas erzählen. Den Eindruck abwenden, dass die Gefahr in den Systemen und Technologien selbst steckt, wird den Werbevordenkern nicht mehr gelingen. Also schauen wir sie uns noch ein bisschen an, die schönen, herzwärmenden Werbevideos. Und seien wir alle mal gespannt, was wir nächstes Jahr für Videos sehen werden.

Veröffentlicht von Stefan Schulz

Diplom-Soziologe aus Jena via Bielefeld in Frankfurt am Main. Kümmert sich promovierend um die Bauernfamilien des 12. Jahrhunderts mit ihrem Problem der erstmaligen "Kommunikation unter Unbekannten" und ist heute Journalist. stefanschulz.com

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