(Neu-) Ordnungen der Massenmedien.

Der vorliegende Artikel geht auf Stefans Angebot zurück, hier ein eigenes (zwischenzeitliches) Resümee der Diskussion um die künftige Rolle der Massenmedien veröffentlichen zu können. Die Diskussion selbst schließt an den ursprünglichen Artikel über die Selektionskriterien der Wikipedia an. Alle wesentlichen Gedanken dazu finden sich bereits in den entsprechenden Kommentaren – hier soll noch einmal explizit auf einige für mich besonders bedeutende Aspekte der Diskussion hingewiesen werden. Die Überlegungen bleiben, was ihrem Gegenstand geschuldet ist, notwendig hypothetisch – mehr als ohnehin findet der Flug über den Wolken statt.

Die Organisation.

Wie ist die Wikipedia, an der einige der folgenden Überlegungen exemplarisch durchgespielt werden sollen, formal organisiert? In Unterscheidung zu anderen sozialen Systemen stehen bei der Beobachtung von Organisationen ihre Anerkennungs- bzw. Mitgliedschaftsregeln im Zentrum der Aufmerksamkeit: Für die Kommunikationen im sogenannten „Web2.0“ (im Allgemeinen) und für jene innerhalb der Wikipedia (im Besonderen) stellt sich daher zunächst die Frage der Mitgliedschaft. Weiterlesen →

Zum Umbau des Systems der Massenmedien

Die Einführung und Etablierung neuer Verbreitungstechnologien bringt massive gesellschaftliche Veränderungen mit sich. Und die Theorie der Gesellschaft steht in der Folge vor dem Problem, den Veränderungen mit neuen oder modifizierten Begrifflichkeiten Rechnung zu tragen. Problematisch deshalb, weil eine gleichzeitige Veränderung von Theorie und Gesellschaft ein vergleichendes Beobachten unmöglich macht. Ich plädiere daher für eine konservative Anwendung systemtheoretischer Überlegungen zum Funktionssystem der Massenmedien, weil es mir nicht zwingend notwendig erscheint, mit einem massiven Eingriff in theoretische Grundannahmen zu reagieren, um neue Phänomene zu beschreiben.
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Zum fehlenden externen Selektionsmechanismus der Wikipedia

Rund um die deutsche Wikipedia gibt es gegenwärtig Aufruhr, da einige Admins (Wikipedia-Leute) Texte von Autoren (Welt-Leute) löschen und dies mit ihrem Katalog für Relevanzkriterien begründen.

Die Wikipedia ist ein besonderes Projekt. Sie ist, in erster Linie, eine Organisation und folgt somit klaren Regeln in Bezug auf: Wer darf was und wer darf nicht. In diesem Sinne ist sie eine gewöhnliche Organisation. Sie verfügt über Verfahren durch die geregelt wird, wer zu den Entscheidern gehört und was und wie entschieden wird.

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Zur Transformation von Werten

…in das Schema politischer Probleme und Interessen am Beispiel „Sicherheitspolitik“

Die Ausgangsthese von Niklas Luhmann lautet: Interessenkonflikte sind letztlich triviale Konflikte, denn sie können vermittelt werden – sei es durch Kompromisse, Geldzahlungen, Drohungen und Gewalteinsatz. Religionskonflikte, ethische und Identitätskonflikte über nicht verhandlungsfähige Werte sind dagegen nicht politisierbar (2000: 218). Die anschließende These soll sein, dass unter einer vermeintlichen Friedens- und Sicherheitspolitik „Werte“ in das Schema von „Interessen“ und „Problemen“ transformiert werden (können) und damit politisch verhandelbar werden (bzw. scheinen).

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Sprechstundenproblemchen

Warum gehen viele Menschen eigentlich so ungerne in Sprechstunden? Sei es die Konsultation eines Arztes, der Besuch beim Bürgeramt oder die die Beratung beim Professor, alle Situationen haben eins gemein: Sie sind unbefriedigend. Und zwar für beide Seiten, für denjenigen der die Sprechstunde anbietet und für die Person, die in die Sprechstunde kommt. Der Grund für die unbefriedigende Situation liegt darin, dass hier Routine die Interaktion einseitig determiniert und damit stört. Warum nur kann man sich damit nicht abfinden? Weiterlesen →

Blogs und Kommunikationsherrschaft

Die Gunst der öffentlichen Meinung zu haben, ist für alle Organisationen, seien sie politisch oder andersweitig aktiv, von enormer Bedeutung, sofern sie nicht nur öffentlich auftreten, sondern ihre Entscheidungen auch öffentlich rechtfertigen müssen. Parteien und Verbände sind dabei besonders gefordert, sich mit der öffentlichen Meinung und ihrer gekonnten Beeinflussung auseinanderzusetzen. Für öffentlichkeitswirksame Organisationen steht und fällt ihr Erfolg häufig mit der Anerkennung ihrer Entscheidungen durch die Öffentliche Meinung zusammen. Daher wundert es nicht, dass Theo Zwanziger foldenden Satz zum Credo der Öffentlichkeitsarbeit des DFB gemacht hat:

“Wenn sie die Kommunikationsherrschaft nicht haben, sind sie immer Verlierer.”

Nur leider lässt sich die öffentliche Meinung nicht so leicht beeinflussen, was vor allem daran liegt, dass es sich hier um ein prinzipiell unabgeschlossenes Konglomerat öffentlicher Kommunikation handelt, die nach einer Eigenlogik operiert und sich nicht linear-kausal steuern lässt. Die Eigenrationalität und Eigenständigkeit öffentlicher Meinungsbildung wird durch das Internet noch einmal verstärkt, was am jüngsten Beispiel einer Auseinandersetzung zwischen DFB und dem freien Sport-Journalisten Jens Weinreich deutlich wird.

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„We teach the World“

Da wir es hier gerade aktuell haben: Wissensgesellschaft, lebenslanges Lernen, pipapo. Es fällt nicht leicht von den Vorstellungen abzulassen, dass wir alle „Arbeitskraftunernehmer“ sind, geworfen in eine Welt voller Veränderung, die persönliches Engegament und Zukunftsoffenheit von uns einfordert.

Besonders geübt in der Darstellung solcher Weltanschauungen sind Coaches. Ziemlich neu rennen sie seit ca. 20 Jahren von Organisation zu Organisation und belehren die Mitglieder über die Probleme der Moderne und ihre Angebote von angemessenen Lösungen.

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Google ist nicht subjektiv

Fast jeder Internetnutzer kennt die Google-Suche und die meisten benutzen sie auch. In Deutschland hat der Konzern bei der Internetsuche so einen großen Marktanteil (rechts unten „Suchmaschinen“ auswählen), dass man getrost von einem Monopol sprechen kann. Monopole sind nicht nur aus marktwirtschaftlicher Sicht bedenklich. Denn Google’s Suchergebnisse sind in der Regel das Tor zu bisher unbekannten Informationen aus dem Internet. Und der Türsteher bestimmt bekanntlich, wer rein kommt und wer vor der Tür abgewiesen wird. Das Bild des Türstehers in Verbindung mit Google ist geläufig, aber bei genauerer Betrachtung nicht treffend. Denn es ist ja so, dass Google niemanden abweist, der auf der Suche nach Informationen ist. Google hat es jedoch in der Hand, welche Informationen es sind, die auch angezeigt werden. Die Suche übernimmt daher eher die Aufgabe eines Partnervermittlers und bestimmt, wer dem Suchenden als erstes und wer als ihm als letztes vorgeschlagen wird. Und statistische Auswertungen zeigen, dass die erste Empfehlung auch diejenige ist, die am häufigsten angenommen wird. Wer nicht unter den ersten 10 Suchtreffern zu finden ist, der führt ein Leben zweiter Klasse. Aber der Weltmarktführer hat beim Sortieren der Informationen keine bösen Absichten. „Don’t be evil“ schreibt sich Google selbst auf die Fahnen. Kritische, ängstliche oder unabhängige Geister mag das kaum beruhigen. Denn zu jeder Unterscheidung gehört die andere Seite. Und welche Seite als die gute bezeichnet wird, das ist nun mal vom Beobachter abhängig. So können die guten Absichten des Suchmaschinengiganten durchaus den Schaden für andere bedeuten. Zensur im Auftrag der chinesischen Gutmenschen, die ein ganzes Volk unterdrücken, ist aus Google’s Perspektive nicht böse. Dieser Kampf ist jedoch ausgefochten, Google zensiert weiter fleißig und ist dennoch in den Augen der meisten Nutzer auf der Seite des Guten zu verorten. Aber wie schafft Google das? Weiterlesen →

Der Placebo-Effekt des politischen Systems

Über die „zivilisierende“ Wirkung der Ökonomisierung von unlösbaren Problemen

Wer kennt das Problem nicht: Es ist Ende des Monats und das Konto ist leer? Jeder Ökonom hat dafür eine rationale Lösung. Kostendeckung heißt das böse Wort, das uns für das leidende Sparen in der Gegenwart den erlösenden Konsum in der Zukunft verspricht. Für das politische System bestehen die gleichen, restriktiven Kalküle wie in privaten Haushalten und wirtschaftlichen Organisationen. Für den Staat als politische Organisation lauten die zwei Prinzipien der Kostendeckung: Steuern rauf oder Ausgaben runter. Doch wie soll ein moderner Wohlfahrtsstaat über die Bedingungen von Zahlung und Nicht-Zahlung entscheiden, wenn seine Maxime in einer pareto-optimalen Wohlfahrtssteigerung besteht?

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Die Biografiefalle

Sinn und Unsinn von Praktikervorträgen

Die BA-Studiengänge sollen berufsqualifizierend sein. Dass hier ein gap zwischen Wunsch und Wirklichkeit besteht, ist offensichtlich. Vorträge von „Praktikern“ werden in Reformdiskursen als das Allheilmittel dargestellt um die wissenschaftliche Theorie mit der beruflichen Praxis zu verbinden. Leider sind die meisten Praktikervorträge, die in Universitäten organisiert werden, kontraproduktiv. Denn Praktiker, die über sich und ihre Berufsfindung sprechen, idealisieren oder bagatellisieren ihren eigenen Werdegang derart, dass orientierungsbedürftige Studierende entweder auf Grund der biografischen Geschlossenheit der Darstellung verunsichert werden oder ihr Studium vollkommen naiv zu Ende bringen.

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Es gibt immer was zu tun.

Überlegungen zur Abweichungsbeobachtung in der Weltgesellschaft

Berlusconi schneidere sich neues Immunitätsgesetz, meldet die Online-Redaktion des Nachrichtenmagazins DER SPIEGEL im Juni 2008. Er plane das Gesetz, damit er nicht wegen eines anhängigen Korruptionsverfahrens verurteilt werde.

Die Meldung ist aus zwei Gründen bemerkenswert. Zum einen kann man fragen, warum eine deutsche Zeitschrift überhaupt über einen Vorgang in Italien berichtet. Es handelt sich offensichtlich um ein Ereignis von überregionaler Bedeutung, ja sogar um ein Weltereignis, wie die Recherche auf den Webseiten der US-amerikanischen NEW YORK TIMES ergibt, die ebenfalls über Berlusconis Gesetzesvorhaben berichtet. Zum anderen ist auffällig, warum dem Ereignis überhaupt Nachrichtenwert zugewiesen wird. Augenscheinlich wird in diesem Fall eine Abweichung von öffentlichen Verhaltensstandards registriert, denn Berlusconi plant einen politischen Eingriff in die Rechtssprechung, genauer: über kollektiv verbindliches Entscheiden soll die Rechtssprechung in der Weise festgelegt werden, dass er als Person-im-Staatsamt nicht strafrechtlich verfolgt werden kann.

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Ein Kopf muss rollen

Wie Organisationen ihre Strukturen „schmerzlos“ ändern

„Unser Unternehmen will die Globalisierung mitgestalten.“ Dieses Ziel gab der neue Vorstandsvorsitzende letzte Woche bekannt. In seiner Drei-Monats-Bilanz unterstrich er: „Wir alle leben in einer Welt, die sich mit großer Dynamik verändert. Wir wollen ein Unternehmen sein, das an diesem Veränderungsprozess mitwirken möchte.“ In seiner Amtszeit hat er bereits Schritte eingeleitet, um dieses Ziel zu erreichen: „Wir haben die Organisationsstruktur den neuen Anforderungen angepasst, haben Projekte, Inhalte und Ressourcen gebündelt. Was wir als Unternehmen tun, muss Menschen nutzen.“ Dieser Schwerpunkt wird auch im neuen Claim deutlich: „Menschen motivieren. Zukunft verbessern.“

Die Mitarbeiter des Unternehmens werden sich vermutlich fragen, welche Konsequenzen der anvisierte organisationale Wandel der neuen Führung für sie haben wird, und inwiefern dieser ihr Verhalten bzw. ihre Arbeit beeinflussen wird. Bleibt Frau Müller noch Leiterin des Teams? Wird das bewilligte Projekt zum „Strategic Leadership“ nicht mehr fortgesetzt werden?

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