Unmenschlicher Güterverkehr

Heute, am 42-Tag, hat Google 00:00 Uhr die News veröffentlicht, dass sie seit Monaten mit sich selbst steuernden Autos über kalifornische Highways fahren. Laser auf dem Dach, kartographierte Straßen, Kameras, Bewegungssensoren und der Google-Software-Hardware-Komplex machen dies möglich.

Der Spiegel fragt sich nun, warum Google an einer sachfremden Technik forscht, für die es noch kein Geschäftsmodell gibt. Man muss den Redakteuren anscheinend auf die Sprünge helfen: Sich selbst steuernde LKWs, die auf der linken Autobahnspur (die natürlich eine neue Bedeutung erhält) im 50m Abstand fahren und sich nie überholen, sondern die Spur nur zum von der Autobahn abfahren verlassen. Allein diese Umsetzung sollte Milliarden wert sein.

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Muss man ja wohl lesen müssen

Muss Angela Merkel ein Buch lesen, wenn es von einem Bundesbankvorstand kommt und eine „öffentliche Debatte“ über seinen Inhalt und zwangsläufig auch über den Autor geführt wird? Nein! Denn wenn es ein belletristisches Lesebuch wäre, würde es zu keiner derartigen Debatte führen, wenn es dagegen ein Sachbuch oder enger ein wissenschaftliches Buch ist, reicht es erst mal, sich als Kanzlerin von seinem Stab ein Dossier zum Thema und Buch anfertigen zu lassen und diese 5 Seiten zu lesen.

Wissenschaftliche Literatur liest sich nämlich einfacher als gedacht, wenn man mit Verstand an einen Text herantritt. Denn das was in Belletristik das Wunder darstellt, ist in der wissenschaftlichen Literatur „Füllmasse“, die sich um Prämissen, Thesen und Argumente legt und aus kleinen Ideen große Bücher macht.

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Konservative in der Klemme

Nicht nur in Deutschland erlebt der Konservatismus und seine politischen Protagonisten und Anhänger gerade das ernste Problem der Abgrabung der Machtmasse von rechts. Diese Veränderung scheint grundlegend. Der politische und Ideologische Kampf zwischen den Konservativen und Progressiven bzw. den Konservativen, Liberalen und Sozialisten ist historisch und nervenaufreibend. Über die Jahrhunderte konnte sich mal die eine, mal die andere Seite in schönerem Licht darstellen. Die Lager sind gebaut und die Gräben tief. Doch es bestand doch immer die (philosophisch untermauerte) Gewissheit, dass, wenn eine Seite die Oberhand hat, bald die Gegenbewegung kommt und letztlich eine Balance gehalten wird. Anfänglich bestand dieser Gegensatz zwischen Diktaturen (Volk = Partei) und Demokratien („Volkspartei“ geg. „Volkspartei“), heute hat sich die Gesellschaft, der Komplexität wegen, ganz auf der Demokratieseite eingependelt und trägt den Konflikt intern lösungslos fort. Alle vier Jahre werden die Regierung ausgetauscht und hin und wieder erscheint ein neues Buch.

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Integrieren sie sich bitte

(1) Die „Integrationskurse“, die seit 2005 in Deutschland laufen und als Abendschulkurse für Zugewanderte angeboten werden, beinhalten 600 Stunden Deutschunterricht und lehren 45 Stunden „Grundkenntnisse über Recht, Geschichte und Kultur in Deutschland“ (Zitat siehe FAZ-Link).

(2) Die „Geburtsvorbereitungskurse“, die seit ewig in Deutschland angeboten werden, bereiten angehende Eltern auf ihren Nachwuchs und dessen Geburt vor. In 8 Doppelstunden wird gelernt, wie man ein Kind hält, wäscht und stillt.

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Schwarz/Gelbe Wahlkampfnachwehen

Im letzten Text (Schwarz/Gelb-Kritik-Kritik) ging es um die Feststellung, dass die aktuelle Bundesregierung eine äußerst demokratische Veranstaltung ist. Das für diese Aussage ausschlaggebende Phänomen ist die enge Verknüpfung zweier im politischen Tagesgeschäft eigentlich streng getrennter und sich widersprechender Verfahrenslogiken: 1. Legitimationserzeugung, 2. Entscheidungsfindung.

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Schwarz/Gelb-Kritik-Kritik

Die FAS titelt heute „Neues Deutschland“ und bildet dazu die in Nachdenklichkeit versunkenen aber auch Engagement zeigenden Köpfe der Minister: Schröder, von der Leyen, zu Guttenberg und Röttgen ab. Den Weg  vom Briefkasten zurück war ich überrascht, denn eigentlich ist gerade überhaupt nicht die Zeit, in der eines der besseren Printmedien anfangen könnte, Schwarz/Gelb schönzureden. Aber noch bevor ich oben ankam, wandelte sich mein Gedankengang.

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Schirrmacher – über gute Politiker statt schlechte Journalisten


Folgender kurzer Text ist nicht im soziologisch abgeklärten Erklärungsmodus geschrieben, passt aber dennoch hier hin.

Das Problem der Politik ist, dass ein Volk die Regierung bekommt, die es verdient. Das ist ein netter Spruch, der tatsächlich irgendwie stimmt. Der Spruch stimmt aber nicht nur, weil Politiker vom Volk gewählt werden, die dadurch schuld an ihrer Politik sind. Ein Aspekt an dem Punkt, dass ein Volk selbst Schuld sei, ist auch: Niemand sonst kann schuld sein – und darin ist die Politik ziemlich einzigartig.

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Too fast for Love – Systems theory´s Mimicry

Systems theory is, doubtless, a controversial and contentious field of sociological theory-building. Nonetheless or rather because of it, the theory seems to, to a surprisingly great extent, attract critics – may that be critique uttered by social scientists or students. The matter by itself is, of course, not actually surprising as science is based upon the ongoing process of criticizing the work of others. What, indeed, stuns is the quality of most of the critiques – or better: the lack of quality most discussions are characterized by and their willingness to abide by this standard – if that.

In the course of time one happens to grow accustomed to the fanciest critiques. They range from “where is the subject/ actor” to “oh, way too complicated”. The favorite is for sure: no one outside of Bielefeld uses Luhmann. All this stuff is ideally suited to make an earnest observer crack up. And, by the way, it doesn´t really matter if the critique comes from most scientific articles or is uttered in a seminar: the bottom line is always the same. Let´s just take this classic regional thing: one tends to the assertion that the analytical value of a theory doesn´t depend upon its regional use – especially not of the use in or outside of Bielefeld. Obviously, for some obscure reasons, this just doesn´t seem to be right for the users of the regional argument… Incidentally… yes, the coinjoinability of science is the main counterargument. But to be earnest: measured by the publications as to systems theory the theory doesn´t run the risk of vanishing but rather to play, admittedly, a smaller role in today´s sociology which is truly kind of scaring as other theories normally don´t match systems theory´s level of dissolving everyday life categories and re- describe them.

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Soziale oder gesellschaftliche Vernetzung?

Wenn man sich vor einem Soziologiestudium Gedanken darüber macht, über was man etwas lernen möchte, denkt man sicherlich schnell an „die Gesellschaft“ und „soziale Beziehungen“. Wenn man das Nachdenk- und Lesestudium dann absolviert hat, bemerkt man, dass gerade in diesen beiden Hinsichten nur weitere Fragen dazugekommen sind. „Die Gesellschaft“ und „soziale Beziehungen“ sind einfach stetig offene Punkte, um sie legen sich die Problemstellungen, wie das alles möglich sei und daran arbeitet man sich ab. (Auch der kleine Artikel hier weist nur auf Probleme hin ohne Antworten zu präsentieren.) Jeder hält seine eigenen Antworten parat, die Einzeln selten befriedigend sind und sich oft nur mit Mühe gegenseitig ergänzen.

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Demokratische Informationsgewinnung durch Komplexität reduzierende Kollektiv-Maschinenintelligenz

Das ZDF-Nachtstudio übers Internet mit Sascha Lobo, Mario Sixtus, Astrid Herbold und Peter Kruse ist weder interessant noch unterhaltsam. Mit Sascha Lobo als Außnahme reden sich alle beim Internetbeschreiben in Rage, nutzen Begriffe die nicht ganz klar sind und führen vernunft- und homozentrische Paradigmen, die schon vor 50 Jahren als albern abgehakt wurden. Die Sendung verlief ungefähr so:

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Gesellschaftlich abgemeldet / individuell eingerichtet

Dieser Text „Sozialhilfe auf fünf Jahre begrenzen“ von Gunnar Heinsohn ist etwas merkwürdig. Ich hab ihn zuerst überflogen, dachte mir dabei, es sei wohl wieder so ein Text der eine dieser Feuilleton-Debatte anschieben soll, sofern DIE ZEIT noch weitere Moralprofessoren in der Hinterhand hat, sah dann jedoch, dass es ein Beitrag von Gunnar Heinsohn ist und las ihn nochmal gründlicher.

Naja, vielleicht gibt es noch einen zweiten Gunnar Heinsohn. Dem den ich bisher kannte, hätte ich solche Sätze nicht zugeschrieben:

Die deutsche politische Führung scheint fest entschlossen, weiter auf dem erfolglosen, immer teurer werdenden Weg der verfehlten Einwanderungs- und Sozialpolitik zu gehen.

Solange die Regierung das Recht auf Kinder als Recht auf beliebig viel öffentlich zu finanzierenden Nachwuchs auslegt, werden Frauen der Unterschicht ihre Schwangerschaften als Kapital ansehen.

Naja.

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