In den Medien ist aktuell überall die Rede davon, dass die Börsenlage einen ausgetrockneten Kreditmarkt zwischen den Banken geschuldet ist, dies wiederum sei auf einen Vertrauensverlust zurückzuführen.
Hier mal die Wahrheit: Die Akteure der Finanzwirtschaft wissen gar nicht, was Vertrauen ist, da sie es bereits vor etwa einem Jahrzehnt abgeschafft haben. Vertrauen ist, ganz ursprünglich gedacht, der grundlegende Mechanismus, der greift, wenn durch Kontinuität Vereinfachungen akzeptiert werden. Man erwartet, dass das zwanzigste Ereignis, wie die neunzehn vorherigen ablaufen. Man erwartet von seiner Familien Unterstützung, von Freunden Freude und von Gegnern Missbilligung. Vertrauen stützt Erwartungen, positive wie negative. Allerdings bleibt Vertrauen normalerweise immer unbestimmt und diffus, basiert auf Intuition und ist an Personen gebunden. Seit die Welt komplizierter wurde, spielte auch Systemvertrauen eine Rolle, aber grundsätzlich unterscheidet es sich vom beschriebenen Personenvertrauen nicht. Solange wir nicht erfolgreich in die Zukunft gucken können, brauchen wir Vertrauen.
Die Finanzjongleure der Börsen und Investmentabteilungen der Banken wollten das nicht länger akzeptieren. Vertrauen bedeutet Risiko und Risiko musste minimiert werden. Irgendwann kam man auf die Idee, die Risiken einfach abzuschaffen. Anstatt dem Vertragspartner zu vertrauen, dass geliehenes Geld termingerecht zurückfließt, hat man sich gegen den Ausfall des Rückflusses versichert. Die Kosten dieser Versicherungen drückten zwar etwas auf den Gewinn, jedoch wurde dafür das Risiko des Geschäftes ausgemerzt. Es bestand sogar die Möglichkeit, eine viel höhere Summe als die des zu versichernden Kreditvolumens zu versichern. Ein Ausfall des Kredits hätte also viel höhere Gewinne gebracht als das ordentliche Geschäft.
Besonders witzig war der Moment, in dem man begann, sich gegen den Ausfall von Staatsanleihen zu versichern. Wenn man eine Staatsanleihe der USA, sagen wir für 1000 Euro, erwirbt, kann man sich für weitere 2.60 Euro pro Jahr dagegen versichern, im Falle eines Bankrotts der USA leer auszugehen.
Kleiner Exkurs: Bankrott der USA bedeutet ungefähr, dass 10 Billionen Dollar von heute auf Morgen nichts mehr bedeuten und das die Soldaten der weitesten verbreiteten und bestausgerüsteten Armee der Welt mit ihren Atombomben und Panzern um ihr unmittelbares Überleben kämpfen müssen, da sie nicht mehr finanziert werden. Bzw. keiner weiß, was es bedeutet.
Wie kann man behaupten, dass bis letztes Jahr „Vertrauen“ darin bestand, dass diese Versicherungen was bringen??? Es ist undurchdachtes Geschwätz.
Seit 10 Jahren hat man sich gegen jeden und alles versichert. Bereits im Januar diesen Jahres gab es in der FAZ einen Text, der beschrieb, wie sich das Geschäft der Kreditversicherungen entwickelte. Wenn der CDS-Markt das Bruttoweltprodukt übersteigt, wer wundert sich denn da, dass da irgendwann eine Grenze erreicht ist?
„Vertrauenskrise“ ist als Semantik entweder gelogen oder beruht auf Unwissenheit. JC Trichet forderte gestern Optimismus und Vertrauen, dabei sollte er als oberster Banker wissen, dass Vertrauen kein Dinge für Banker ist. Banker brauchen Zahlen, und die bekommen sie nur durch Versicherungsgeschäfte und nicht durch Vertrauen. Allerdings ist der 45 Billionen Versicherungsmarkt nichts mehr wert. Seit den Pleiten von AIG und Lehman Brothers wissen die Akteure, dass Kreditversicherungen gar nichts Absichern und die Banken keine materiellen Sicherheiten haben. Von Lehman Brothers ist letztlich nur noch der 1.7-Mrd.-Dollar-Wert des Gebäudes übrig geblieben, alles andere war heiße Luft.
Die Finanzmarktkrise wird so lange dauern, bis die 45 Billionen substanzlose Dollar abgetragen sind. Wenn die Welt bereit ist, 10% ihrer Wertschöpfung dafür zu investieren und nicht auf Pump zu leben, dann dauert es 10 Jahre. Diese Rechnung ist grob über den Daumen gepeilt und genauso im Nebel erstochert wie alle anderen Berichte heute auch, Gegenargumente fallen mir jedoch nicht ein.
Schreibe einen Kommentar