Nachtrag zur Facebook- und Twitterindustrie

Sascha Lobo hat recht. Mein zuletzt vorgetragener Vergleich von Twitter und der Bahn hinkt. Denn man weiß natürlich, was ein Zug macht und man darf seine Bürgerrechte während der Fahrt behalten, während Online Social Networks es bei einem vagen „möglicherweise“ in ihren AGB belassen und den ihnen ausgelieferten User fordern. Der „Zugriff auf die Datenbank des Denkens und Fühlens“ soll per Marktwirtschaft geschehen und das Scharnier zwischen Individuum, Organisation und Gesellschaft sind die AGB. Warum?

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Social Web sollte auch social sein!

Der AGB-Unfug muss ein Ende haben. Das Internet macht sich in der Gesellschaft breit, und kaum jemand bekommt es bewusst mit. Aufklärung hilft nicht. Wie auch? Das ist nicht neu. Aufklärung war noch nie eine wirkliche Lösung. Wenn es zu kompliziert ist, ist es zu kompliziert. Noch bevor Sascha Lobo seine Kolumne heute veröffentlichte, twitterte Johnny Haeusler: „Hiermit akzeptiere ich die Allgemeinen Geschäftsbed…“ Klick. Und er hat damit (genau, womit denn?) recht. Die Gesellschaft muss reibungsarm funktionieren. Wenn sie jedoch auffällig merkwürdig funktioniert und uns ständig überrascht und zur Problemlösung anhält, ist der Rat, die Gesellschaft möge in jedem an sie angeschlossenem Gehirn mitprozessiert werden, keine zielführende Antwort.

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TV-Series of Interest

Nach Luther und Sherlock gibt es eine wirklich gute neue Serie wieder aus Amerika: Person Of Interest. Während Luther eine komische Welt und Sherlock eine merkwürdige Person in den Mittelpunkt stellt, sind es bei Person of Interest die Personen und die Welt. Die Serie spielt in der Jetztzeit, aber eigentlich greift es doch ein paar Jahre, vielleicht Jahrzehnte voraus. Ohne zu spoilern, ich habe selbst erst die ersten beiden Folgen gesehen, kann man kurz darüber reden was passiert.

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Stefan Schulz über Social-Media-Enthusiasmus: „In Deutschland hat man ja auf gar nichts Lust.“

Nur etwa ein Drittel der Deutschen nutzen soziale Netzwerke, belegt eine Studie. Im internationalen Vergleich ist das eine ziemlich schwache Quote. LEAD Digital hat nicht bei Social-Media-Guru Stefan Schulz nachgefragt, warum die Deutschen im Web immer noch so zurückhaltend sind. Geantwortet hat er trotzdem. (Die Antworten des echten Gurus Klaus Eck.)

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Das Internet ist nun doch nur ein Auto

Man lernt viel, wenn man im Internet ständig liest, was Leute denken. Aber ebenso oft wird man auch verwirrt. Seit Jahren reden die Berater, Businessmänner und Besserwisser davon, dass das Internet alles verändert, dass es die Grenzen von Raum und Zeit nicht nur überbrückt, sondern nie kannte. Das Internet ist so toll, es kann auf Papier, Vertriebswege und Verlage verzichten. Wer Internet hat, braucht keinen Lektor, keinen Verkäufer, keine Geduld mehr. Schreiben, Publizieren, fertig. Hurra.

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Amtsaufmerksamkeitsakku voll geladen

Mit Wulff auch das Präsidialamt abzuschaffen, liegt für manche Twitterer sehr nahe. Auf Twitter ist man der Welt voraus, aber es gibt sie trotzdem noch, die Welt, auch wenn sie zurückgelassen wird. Guckt man ins Facebook, bekommt man den Zeitgeist viel besser zu sehen. Und eine Erfahrung des heutigen Tages ist, dass man im kleinen Twitterkreis noch so sehr über die Amtswürde und ihre moralische Brücke zum Amtsträger spekulieren kann. Letztlich zählt nicht die moralische Amtsausübung, sondern die mediale Amtsaufmerksamkeit.

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Bücherwelten

The Fantastic Flying Books of Mr. Morris Lessmore from Moonbot Studios on Vimeo.

Wahrscheinlich fände ich die netztechnokratische Utopie von Post-Privacy und Post-Piracy attraktiver, wenn sie nur einmal anschaulich dargeboten würde. Wer will schon in einer Welt leben, die in jedem Hollywood-Zukunftsentwurf mißlingt um mit immer wieder gleicher und immer wieder schöner Nächstenlieberomantik zu enden. Überall Internet, das überzeugt nicht. Und da es ja nicht auf Sachverstand, sondern Lebensgefühl ankommt, empfehle ich zur fünfzehnminütigen Steigerung der Lebensfreude einen Film, der den Gegenentwurf obiger Utopie präsentiert. Sozusagen als impressionistische Dokumentation einer Lebenswelt, in der Bücher machen, was sie eben machen: ein mitreißendes Eigenleben führen.

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Apple befreit Schüler von nervigem Text

Aussterbende Kulturpraxis: Bücherverschlingen

Nach den ersten fünf Minuten der gestrigen Bildungs-Präsentation von Apple muss man sich vor Ergriffenheit fast eine Träne verdrücken. Die Erfindung des Buches sei ja schön und gut, aber jetzt, da Apple das bewegte Bild erfunden hat, kommt die eigentliche Revolution: Interaktive, swipeable, zoomeable Schulbücher, auf Maß und Gewicht getrimmt; viele bunte Bilder, noch mehr Bewegung und Text, der sich von selbst aktualisiert, auf der Seite immer schön knappgehalten ist und der per Fingerschnipp entfernt werden kann, damit die 3D-Form des Bildes noch praller erscheint. Kurz: Schnick-Schnack statt Schulbuch. Hat sich Frau Schavan schon auf Knien dafür bedankt? Die Rettung des Bildungssystems steht bevor.

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Mitmachen und Bessermachen

Man muss nicht immer eine Olympiade daraus machen, doch auf der Liste der merkwürdigen Wörter 2011 gehört eines nach ganz oben: Demokratisierung. Sei es als kühne Idee, sei es als handfestes Kriterium. Alles, was 2011 mit dem Begriff „Demokratisierung“ dekoriert wurde, ging schief. Nach der „Arabellion“ regiert in Tunesien die Generation 60+, in Ägypten das Militär und in Libyen das Chaos und auch die hiesigen Demokratisierungsversprechen sind durch die Bank merkwürdig. Allen voran das Bekenntnis: Wenn wir es allen zur Verfügung stellen, haben wir es demokratisiert. Wozu brauchen wir einen Begriff, den wir für alles verwenden?

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