Institutionalisierte Organisationsexile

Ungestörte Lage für effektive Führungskräftetrainings

Mein soziologisches Selbstgespräch über journalistische Selbstgespräche hat, immerhin, zu zwei explizierten Kommentierungen geführt. Beide verweisen, neben inhaltlichen Anmerkungen, auf Verständnisschwierigkeiten. Daher gehe ich dem Problem noch einmal nach. Mit folgender Frage/Antwort-Problemstellung: Was haben Enquetekommissionen, Führungskräfte-Coachings und manche Journalisten-Konferenz (und weitere auffindbare Einrichtungen) gemeinsam? Sie stellen institutionalisierte Exile dar und versuchen Probleme von Organisationen außerhalb von Organisationen zu lösen. Aus bestimmten soziologischen Perspektiven sind solche Lösungen wie folgt zu beschreiben: praktisch aber falsch.

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„Put your best shirt on, baby“

Man könnte jetzt darüber nachdenken, dass man 1972 dachte, man muss im Jahr 2000 immernoch die Probleme von 1972 lösen. Oder, man könnte sich wundern, dass Probleme in den letzten 40 Jahren kaum gelöst, sondern vielfach vergessen und verdrängt wurden. Oder, man könnte einfach darüber lachen. Nicht über den Film, sondern über uns, die wir heute das Internet mit Prognosen und Plädoyers darüber vollschreiben, dass Google+ jetzt endlich die Twitterstarre löst, Facebook wegrevolutioniert und uns morgen die verdiente Lebensfreude bringt – als ob das morgen unser Problem wäre. Oder, man könnte sich fragen: Ist nicht die grüne Wiese im Sommer noch immer das größte soziale Medium? In Jena heißt der Park zurecht Paradies, seit ewig, für ewig. Da trifft man sich nicht, um darüber zu reden, ob die Wiese morgen grüner sein wird oder wie man sie grüner bekäme… Ich finde das ziemlich gut, auch wenn es um ein vielfaches zu sachte formuliert ist.

Was es kann und was wir wollen #Hangout

Diese ganzen Social-Media-Hypes sind ja eigentlich nur was für Spielkinder, die sich schon immer für magische Maschinen interessiert haben. Wer sich heute mit finanzieller Hilfe bei Ebay um eine Google-Plus-Einladung bewirbt und das Glück hat, dies nicht aus beruflichen Gründen tun zu ‚müssen‘, folgt mit hoher Wahrscheinlichkeit einem lebensbestimmenden Muster. Chronologisch rückwärts hat man sich mit ähnlicher persönlicher Inbrunst und finanzieller Hingabe um die Anschaffung digitaler, elektronischer und mechanischer Maschinen gekümmert. Alle 5 – 20 Jahre änderte sich die Spezies der Maschine, die Neugier bleibt dieselbe.

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Ließe sich alles retten? Schon morgen!?

Das Nachdenken über den Staat wird ja heutzutage etwas erschwert. Überall steht geschrieben, der Staat solle Banken retten, Hauptschulen und Atomkraftwerke abschaffen und, sofern er sich in der Lage sieht, Olympische Spiele veranstalten. Wenn man von diesen Luxusproblemstellungen absieht, die die Moderne dem Staat aufbürdet, bleibt von der Institution Staat ein zweiseitiges Prinzip übrig: Er soll soziale Ordnung garantieren in dem er individuelle Freiheit einschränkend und absichernd reguliert. Die Phänotypen dessen sind das Steuerrecht und das Strafrecht.

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The Chancellor‘s Speech

In regelmäßigen Abständen gibt es von der Bundeskanzlerin einen Video-Podcast, der, immer ein Thema behandelnd, als ihr direktes Sprachrohr dient. Manchmal redet nur sie, manchmal werden Interviews abgelesen und manchmal überlässt sie den Kanal auch Anderen. Für die kommende Woche steht ein Halbjahrwechsel bevor. Diese bringen zuweilen große Änderungen und Überraschungen in die Politik. Eine Überraschung könnte sein: Eine Kanzlerlin-Videobotschaft mit umgekehrten Vorzeichen. Ich helfe bei der Formulierung.
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Konstruktive Interaktionssabotage (Komplimenteabwehr)

Zuletzt gab es hier auf der Seite eine „Tollerei“-Inflation. In die Kategorie „Tollerei“ werden all die Texte einsortiert, die einen Anspruch an gute Soziologie, mal mehr, mal weniger, gegen den Anspruch einer irgendwie ausfallenden Praxistauglichkeit eintauschen. Der folgende Text fällt beinah komplett unter derartige „Lebenshilfe“ und betrifft zudem das mir eigentlich völlig unbekannte „Gender“-Thema (ich gehe aber kein großes Risiko ein und bleibe jeder generalisierenden Referenz auf Gesellschaft fern).

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Twitter ist ein sicherer Ort

Klicken vergrößert. (Nur für den Fall: Man liest von unten nach oben.)

Seit ein paar Tagen folge ich Stefan M. Seydel bei Twitter. Bekannt ist er mir unpersönlicherweise aus seinen alten ((( rebell.tv ))) -Zeiten. Er hat die Verfügbarkeit seines reichen Video- und Ideenarchivs gekappt. Was nun noch bleibt, sind seine Tweets. Darunter fällt, was bei Twitter bemerkenswert üblich ist, eine regelmäßige Wiederholung des immer gleichen Tweets: seine morgendliche 10-Uhr-Behauptung, dass dieser Ort (Twitter) sicher sei. Die Erklärung zur Behauptung findet sich hinter dem immer mitgesendeten Link http://bit.ly/giOrw4.

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Ausgänge aus fremdverschuldeter Alternativlosigkeit?

In der heutigen F.A.S. ist ein interessanter Text über die „Diktatur der Notengeber“. Nach mehreren Jahren Krise wissen wir zwar immer noch nicht, ob es sich nun um eine Wirtschafts-, Politik-, Vertrauens- oder Währungskrise, eventuell in wilder Kombination, handelt, oder ob sie sich vielleicht nicht doch (irgendwann einmal rückblickend) noch als lähmende Zukunfts- oder Mutkrise entpuppt. Eine Einschätzung wird aber landläufig geteilt: Die Ratingagenturen sind schuld. Es ist die Idee des obigen FAS-Textes, diese Idee aufzugreifen, um sie ein bisschen zu entschärfen. Mithilfe eines kurzen historischen Rückblicks wird aufgezeigt, dass die Politik Verlässlichkeit suchte, die sie in institutionalisierten Marktbeobachtern und „Bonitätsprüfern“ fand. Mit dem Argument, dieses System habe sich historisch (und damit zwangsläufig unvorhersehbar) zum heutigen Gebaren entwickelt, ist jedoch nur eins von zweieinhalb auffälligen Strukturmomenten dargestellt, die alle beachtenswert sind. Ich erlaube mir an dieser Stelle eine Ergänzung des Textes, die an Punkt 1: historische Logik aus ihm anschließt.

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Michael Seemann Schreibmaschine

Ich muss gestehen, je mehr Michael Seemann ins Internet schreibt umso mehr bewundere ich ihn für sein Engagement und seine Hartnäckigkeit. Ersteres ist seine Mühe, sein Denken stets schriftlich mitzuprotokollieren, in vielen und langen Texten. Letzteres zeigt sich im bemerkenswerten Umstand, dass seine Texte stets auf dasselbe Plädoyer hinauslaufen unabhängig aller Quellen, die er zitiert; unabhängig aller Phänomene, die er beobachtet.

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Das Internet und die Privatmeinung des Einzelnen

Es ist soweit. Das Privatmeinungsinternet macht mir keinen Spaß mehr. Vor nicht langer Zeit habe ich hier den Twitter-Button eingebaut, mit dem man jeden Text direkt vertwittern kann. Ich hatte mich später sogar dafür entschieden, den Button zu nehmen, der die bisherigen Tweets zum Text anzeigen lässt. Doch so macht das keinen Spaß. Nicht, weil ich mich persönlich beleidigt fühle, sondern weil diese Art des sachfernen aber personenspezifischen Werturteils mittlerweile ein prägendes Strukturmoment des Privatmeinungsinternets ist, dem ein konstruktives Pendant (zunehmend) fehlt. Der 140-Zeichen-Widerspruch fällt viel zu leicht, dafür, dass sich (fast) niemand die Mühe macht und Zeit nimmt, sachlichen, konstruktiven Widerspruch zu leisten, wenn gemeint wird, dass Widerspruch erforderlich ist.

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#postprivacy

Man kennt es vielleicht. Man kommt zu einer privaten Party, der Gastgeber hat noch mit letzten Vorbereitungen zu tun und zwei, drei oder vier andere frühe Gäste sind auch schon eingetrudelt. Einen von denen kennt man vielleicht. Die anderen sind einem unbekannt und sich untereinander auch. Was tut man? Man versammelt sich um den Gastgeber in der Küche und sucht nach einem netten Thema, um nicht die ganze Zeit aufs kleine Buffet starren zu müssen. Man hält sich tapfer an seinem Getränk fest und beginnt zu reden, über das Essen, das es geben wird, über die Gäste, die noch erwartet werden, über den Abend, der erst noch passiert. Es ist eine der Situationen, in denen Gesprächsthemen nicht die Probleme der Interaktion sind, sondern die Lösung: Geselligkeit.

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