Kategorie: Gesellschaft

  • Zeitdiagnosen 4.0

    Ein Trend zu Neuem ist nicht zu übersehen. Im monatlichen Rhythmus werden neue technische Epochen, innovative Organisationsformen oder gleich neuartige Gesellschaftsformationen ausgerufen. Berater versuchen über schnell hingeworfene Zeitdiagnosen, ihre Angebote zu vermarkten, Wissenschaftler geben ihren Forschungen darüber eine massenmediale Bedeutung und Politiker versuchen, darüber Themen zu setzen. In der Vergangenheit wurden Zeitdiagnosen noch so formuliert,…

  • Das Ingenieur-Rätsel

    Weswegen sich so viele Ingenieure unter den islamistischen Terroristen finden und weswegen ein Blick auf die Sozialstruktur allein zu kurz greift Terroristische Anschläge scheinen in der Öffentlichkeit den Reflex auszulösen, sich die religiöse Sozialisation, die Bildungswege, die Berufstätigkeiten, die kriminellen Karrieren, den Familienhintergrund, die sexuellen Präferenzen, die psychiatrischen Krankengeschichten, die Gewohnheiten in puncto Drogenkonsum oder…

  • Promotionsplagiate in der Medizin – Im Zweifel gegen die Wissenschaft

    Die Verteidigungsministerin bleibt Doktor. Kein gutes Signal für den akademischen Nachwuchs, aber ein gutes Indiz dafür, Medizin-Promotionen nicht ernst nehmen zu müssen. Ursula von der Leyen behält ihren Doktortitel und damit ein Stück Würde. Günstig für die Person, jedoch nicht für die Wissenschaft. Nicht um Moral kann es gehen, nicht eigentlich um Anstand, um Sitte…

  • Die Prekarität der Macht

    Zum Verhältnis von Verorganisierung und Macht im Islamischen Staat Nicht erst seit den Anschlägen von Paris ziehen die Brutalität sowie der scheinbar unaufhaltsame Erfolg des „Islamischen Staats“ (IS) die Weltöffentlichkeit in ihren Bann. Der massenmedialen Aufmerksamkeit zum Trotz stellt eine soziologisch informierte Auseinandersetzung mit dem Thema derzeit noch ein Desideratum dar. Vor diesem Hintergrund hat…

  • Die erste Adresse des Terrors – Anmerkungen zu Stefan Kühls These der „Verorganisierung“ dschihadistischer Bewegungen

    Stefan Kühls These, dass dschihadistische Bewegungen, die sich „verorganisieren“, verwundbarer werden, leuchtet auf den ersten Blick ein. Was aber geht verloren, wenn man sich einseitig auf Nebenfolgen der „Verorganisierung“ des IS konzentriert?[1] Stefan Kühls These der „Verorganisierung“ von dschihadistischen Bewegungen zielt zuerst auf den Effekt der Adressierbarkeit. Der IS wird als Organisation wahrnehmbar; einerseits, weil…

  • Die „Verorganisierung“ des Islamismus

    Was man aus der Bewegungsforschung über den Islamischen Staat lernen kann Die Selbstbezeichnung „Islamischer Staat“, die sich die Islamisten in Syrien und im Irak gegeben haben, prägt die aktuelle Diskussion. Der Fokus ist auf ein dschihadistisches Staatsbildungsprojekt gerichtet, dessen Werte auch für Islamisten aus anderen Teilen der Welt interessant zu sein scheinen und deswegen zu…

  • Der Journalist als Mensch

    Als das Freundschaftsspiel zwischen Deutschland und den Niederlanden wegen einer Terrordrohung abgesagt wurde, sendeten ARD und ZDF live. Das Problem: Niemand wusste etwas, niemand konnte zu diesem Zeitpunkt etwas wissen. Die Thematisierung des Nichtwissens gehört zum Handwerkszeug journalistischer Berichterstattung. Es ist ohne Frage möglich, zu berichten, ohne etwas Konkretes mitzuteilen. In besonderen Momenten mag es…

  • Motivationsverdrängungseffekt – Die perverse Wirkung von Leistungsanreizen in der Wissenschaft

    Von der Lektüre von Managementliteratur kann man Hochschulleitungen nur abraten – zu groß sind die sprachlichen Zumutungen, die man beim Lesen ertragen muss, zu simpel ist in der Regel das zugrunde liegende Organisationsverständnis, zu grundlegend sind die Unterschiede von Hochschulen zu Unternehmen, für die die meisten Rezepte erarbeitet wurden. Angesichts der aktuellen Diskussion über die…

  • Anschubsen oder Wegschubsen – Ein Fall von politischer Fehlsteuerung in der Flüchtlingspolitik

    Obwohl deutsche Politiker immer wieder öffentlichkeitswirksam Hilfsmaßnahmen für Flüchtlinge aus dem syrischen Bürgerkrieg verkünden, sind die Möglichkeiten für Syrer, nach Deutschland zu kommen, um hier Asyl zu beantragen, sehr begrenzt. Soweit Flüchtlinge auf dem Landweg über andere EU-Staaten nach Deutschland kommen, war – jedenfalls bis vor kurzem – das Erstaufnahmeland für sie und ein eventuelles…

  • Die fast unvermeidliche Trivialisierung der Systemtheorie in der Praxis

    Es gehört zur Selbstverständlichkeit von sich als „systemisch“ verstehenden Beratern und Managern, sich auf die soziologische Systemtheorie Niklas Luhmanns zu berufen. Auf systemischen Fortbildungen werden regelmäßig Bilder von Bäumen ans Flipchart gemalt, auf dem die soziologische Systemtheorie als zentrale Wurzel des systemischen Managements und der systemischen Beratung dargestellt werden. Und fast jeder Text eines Systemikers…

  • Unter welchen Strukturbedingungen werden Geschlechterdifferenzen aktiviert?

    Über strukturschwache Interaktion in Organisationen und strukturstarke „Vollinklusion“ in „totalen Institutionen“ Über kaum ein anderes Thema gibt es so viele Begriffe und polemische Uneinsichtigkeiten wie über die formalen und informalen Ungleichheiten am Arbeitsplatz: Diversity, Gender-Gerechtigkeit und Frauenquote sind es aktuell. Es geht bei diesen Themen um gleiche Chancen bei gleicher(!) Qualifikation, nicht um Gleichheit oder…

  • „Nur die Dummen hoffen auf Frieden“

    In den vergangenen Tagen kam mir auch mal die Idee, etwas zum Krieg zwischen Israel und Hamas zu schreiben. Nicht so sehr wegen der Angriffe, sondern wegen der moralischen Ausbeutung die das Thema mit sich bringt, auch, weil es inhaltlich wenig über den Ort des Geschehens zu berichten gibt. Man kann nicht einfach nach Gaza…