Emotionalität & Adressabilität

Dieser Text (Der Wutbürger – eine kleine Soziologie für Einsteiger und Unterhaltungsbedürftige) ist eine Leseempfehlung wert. Zum einen, weil er die passende Überschrift für den Argumentationsversuch wählt und zum anderen, weil er Wut als eine Form (instrumenteller) Emotionalität nicht aufgrund von psychischen Dispositionen erklärt, sondern explizit auf der sozialen, kommunikativen Ebene bleibt. Auch wenn ich dem Text inhaltlich nicht unbedingt zustimme, dient er als guter Hinweisgeber für ein Thema, das seit Beginn soziologisch interessant ist aber auch immer das Risiko in sich trägt, an zu hohen Ansprüchen zu scheitern oder auf halben Wege zu entgleiten in Vermutungen, Spiritualität oder wissenschaftliches Terrain, auf dem sich Soziologen stets verirren (vornehmlich Psychologie). Ein kleiner Beitrag zum Phänomen des „Wutbürgers“.

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Politik(er) zwischen Wahrheit und Gefallen

Die Geschichte zum Fall Guttenberg findet so langsam ihren Abschluss. Zumindest gibt es nur noch zwei Alternativen. Entweder der Minister tritt aufgrund persönlicher Untauglichkeit zurück und es geht weiter wie bisher. Oder der Minister bleibt und weite Teile Deutschlands warten resigniert auf die nächste Bundestagswahl. Es ist Zeit zu resümieren und zu fragen, was sich aus dem ganzen Theater lernen lässt.

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Wissenschaft 2.0

Angesichts der Entwicklungen neuer Kommunikationstechniken rund um das Internet sehen sich die Produktionspraktiken einiger Funktionssysteme vor große Herausforderungen gestellt. Die „Holzmedien“ wissen nicht, wie sie mit den werbefinanzierten Angeboten im Internet umgehen sollen und die Akteure des Gesundheitssystems haben einen virtuellen Horror vor öffentlich einsehbaren Rankings ihrer Dienstleistungen. Auch das Publizieren wissenschaftlicher Forschungsergebnisse verändert sich durch das technisch Machbare. Ein paar Gedanken zum Thema „Wissenschaft 2.0“. Weiterlesen →

Hidden in Plain Sight

Dieser Text soll darstellen, dass die WikiLeaks-Idee der Transparenz zwar eine gute Sache ist, aber nichts verhindert, was politisch wirklich gewollt ist oder einfach passiert.

In einer der letzten Quarks & Co Sendungen ging es um die Psyche und ihre Mechanismen, mit einer plötzlichen aber andauernden Extremsituation (Entführungen, Bergwerkseinschlüsse, …) zurechtzukommen. Man kann das interessante Interview mit einem Experten (Georg Pieper) nochmal vollständig sehen. Kernpunkt: Die Psyche (nicht nur ihr „Bewußtseins-Teil“) findet bei Notwendigkeit Wege, Kontroll- und Orientierungsverluste auszugleichen, Erwartungen anzupassen und neue, aktuell unbekannte Quellen für Stabilität zu finden.

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Wikileaks und Professionen bei Anne Will

Ich erzähle mal einen Witz: Treffen sich ein Politiker, ein Journalist, ein Berater und ein „Internetblog(g?)er“ und reden über Wikileaks. Sagt der Journalist: „Bei Wikileaks wird aber nicht ordentlich journalistisch gearbeitet, das ist ein ernstes Problem“. Sagt der Politiker: „Wikileaks ist aber nicht demokratisch legitimiert, das ist ein ernstes Problem“. Sagt der Berater: „Bei Wikileaks werden geheime, gestohlene Daten ohne Kontext herausgegeben, das ist ein ernstes Problem“. Sagt der „Internetblog(g?)er: „Wikileaks ist/zeigt einfach die Realität wie sie passiert, bevor der Jurist, der Journalist, der Berater, der Politiker auf diese Weltgestaltung Zugriff erhalten.

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3 Sekunden Unordnung

Im Video sieht man eines der tollsten „Krisenexperimente“ überhaupt. Der Ball ist im Spiel, wenn ihn der Quarterback empfängt. Normalerweise versucht man ja dann rennend die aufgebaute Defense zu umlaufen oder mannschaftsstark zu überrennen. Doch nicht so in diesem Fall. Keine hektische Bewegung, kein Versuch des Ausweichens – sondern ruhig und geradezu durch, alle anderen im Team bleiben ruhig und tun so, als ginge es noch nicht los. Im Fussball gibt’s derartige Anti-Action leider nicht. Das einzige was man manchmal versucht ist ein blitzartig ausgeführter Freistoß, oder ein Einwurf direkt aufs Tor, weil’s da bei der Ballannahme kein Abseits gibt.

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Politische Diskussionen und die Freiheit des Einzelnen

Es reden sich gerade alle den Mund fusselig, weil ein Journalisten-Professor aus Amerika eine Meinung hat, die er den Deutschen mit dem Vorschlaghammer nahe bringt, obwohl er weder von Kultur noch Sprache hierzulande viel (oder besser: hinreichend) Ahnung hat. Und diejenigen, die ihm entgegnen wollen, fangen schon an nach Habermas zu rufen… Bis auf die ein oder andere Ausnahme, wird gerade recht viel heiße Luft produziert.

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Unmenschlicher Güterverkehr

Heute, am 42-Tag, hat Google 00:00 Uhr die News veröffentlicht, dass sie seit Monaten mit sich selbst steuernden Autos über kalifornische Highways fahren. Laser auf dem Dach, kartographierte Straßen, Kameras, Bewegungssensoren und der Google-Software-Hardware-Komplex machen dies möglich.

Der Spiegel fragt sich nun, warum Google an einer sachfremden Technik forscht, für die es noch kein Geschäftsmodell gibt. Man muss den Redakteuren anscheinend auf die Sprünge helfen: Sich selbst steuernde LKWs, die auf der linken Autobahnspur (die natürlich eine neue Bedeutung erhält) im 50m Abstand fahren und sich nie überholen, sondern die Spur nur zum von der Autobahn abfahren verlassen. Allein diese Umsetzung sollte Milliarden wert sein.

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Konservative in der Klemme

Nicht nur in Deutschland erlebt der Konservatismus und seine politischen Protagonisten und Anhänger gerade das ernste Problem der Abgrabung der Machtmasse von rechts. Diese Veränderung scheint grundlegend. Der politische und Ideologische Kampf zwischen den Konservativen und Progressiven bzw. den Konservativen, Liberalen und Sozialisten ist historisch und nervenaufreibend. Über die Jahrhunderte konnte sich mal die eine, mal die andere Seite in schönerem Licht darstellen. Die Lager sind gebaut und die Gräben tief. Doch es bestand doch immer die (philosophisch untermauerte) Gewissheit, dass, wenn eine Seite die Oberhand hat, bald die Gegenbewegung kommt und letztlich eine Balance gehalten wird. Anfänglich bestand dieser Gegensatz zwischen Diktaturen (Volk = Partei) und Demokratien („Volkspartei“ geg. „Volkspartei“), heute hat sich die Gesellschaft, der Komplexität wegen, ganz auf der Demokratieseite eingependelt und trägt den Konflikt intern lösungslos fort. Alle vier Jahre werden die Regierung ausgetauscht und hin und wieder erscheint ein neues Buch.

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