Reputation als riskante Währung

Ein Satz mit X. Unser Bundesminister v.u.z. Guttenberg wird sich aktuell ordentlich ärgern. Mit sehr viel persönlichem Aufwand hat er sich ein Problem geschaffen, das er jetzt nicht hätte, wenn er in früheren Etappen seines Lebenslaufs einfach ein wenig fauler gewesen wäre. Ein Doktortitel hat, in unserer modernen Gesellschaft, eigentlich nur eine ordentliche Funktion – er manifestiert wissenschaftliche Reputation. Reputation ist somit eine spezielle Variante von Popularität, eine Währung, mit der man in der Wissenschaft bezahlt. Man investiert früh und viel und hofft, dass es sich später auszahlt.

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Wissenschaft 2.0

Angesichts der Entwicklungen neuer Kommunikationstechniken rund um das Internet sehen sich die Produktionspraktiken einiger Funktionssysteme vor große Herausforderungen gestellt. Die „Holzmedien“ wissen nicht, wie sie mit den werbefinanzierten Angeboten im Internet umgehen sollen und die Akteure des Gesundheitssystems haben einen virtuellen Horror vor öffentlich einsehbaren Rankings ihrer Dienstleistungen. Auch das Publizieren wissenschaftlicher Forschungsergebnisse verändert sich durch das technisch Machbare. Ein paar Gedanken zum Thema „Wissenschaft 2.0“. Weiterlesen →

Kulturelles Überleben

Die aktuelle Dioxin-Geschichte ist an sich nur eine weitere, kleine Episode die ihre Vorläufer hat und auch ihre Wiederholung erleben wird und doch lohnt sich ein Blick auf den größeren Lauf der Dinge. Denn, wenn es um Leben und Tod geht und die Nuancen der dazwischen liegenden Welt juristisch, mathemagisch und medial verarbeitet werden – taucht eine Frage immer auf: Wer will uns Böses? Wer ist der Böse?

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Hidden in Plain Sight

Dieser Text soll darstellen, dass die WikiLeaks-Idee der Transparenz zwar eine gute Sache ist, aber nichts verhindert, was politisch wirklich gewollt ist oder einfach passiert.

In einer der letzten Quarks & Co Sendungen ging es um die Psyche und ihre Mechanismen, mit einer plötzlichen aber andauernden Extremsituation (Entführungen, Bergwerkseinschlüsse, …) zurechtzukommen. Man kann das interessante Interview mit einem Experten (Georg Pieper) nochmal vollständig sehen. Kernpunkt: Die Psyche (nicht nur ihr „Bewußtseins-Teil“) findet bei Notwendigkeit Wege, Kontroll- und Orientierungsverluste auszugleichen, Erwartungen anzupassen und neue, aktuell unbekannte Quellen für Stabilität zu finden.

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Differenzen der Hochschulen

In seiner Abschiedsrede als Präsident der Humboldt Universität zu Berlin überrascht Christoph Markschies mit der Überlegung, dass in Deutschland trotz Abschwächung ideologischer Borniertheiten immer noch keine wirkliche Differenzierung von Hochschultypen möglich sei („Universitäten können nicht allen alles bieten“, FAZ vom 28.10.2010). Überraschend ist ebenfalls seine Schlussfolgerung. Die deutsche Hochschullandschaft sei „also“ nicht konkurrenzfähig, weder im Verhältnis mit angloamerikanischen Spitzenuniversitäten („entschlossene Elitenförderung“) noch in Bezug auf das Ziel, „die breite Masse“ adäquat auszubilden.

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Famelab – Ein direkter Weg hinaus aus der Wissenschaft

Zwischen Wissensproduktion und Wissenspräsentation liegen Welten. Für wissenschaftliches Wissen fällt dieser Unterschied vielleicht am deutlichsten aus. Studierende in den ersten Semestern erfahren den Unterschied zwischen Produktion und Präsentation wissenschaftlichen Wissens in gähnend langweiligen Vorlesungen auf eine besonders schmerzvolle Weise. Hochdekorierte Forscher halten Vorlesungen, denen man beim besten Willen nicht folgen kann. Monotone Monologe über Monopole.

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„Was ist Öffentlichkeit?“ ist die falsche Frage

Eigentlich ist Jeff Jarvis ein Typ, dem man gut zuhören kann. Er darf sich nur nicht vorbereiten und weder über Journalismus noch Google sprechen. Bei Twig („This Week in Google“, einem Leo Laporte „Netcast“) ist Jeff Jarvis wöchentlich eine Stunde zu hören – man redet über das Neuste aus dem Internet, bereitet sich nicht groß vor, sondern liest einfach die einschlägigen Blogs und Jeff Jarvis stellt häufig kluge, naive Fragen, mit denen er die Techies etwas aus der Reserve lockt.

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Millionengehälter und Gehirne bei der S21-Schlichtung

Unsere moderne Vorstellung von Politik und allem anderen weltbewegenden, außer der Liebe, ist durch eine Besonderheit geprägt: Wir sehen nur, was Politiker(, Manager, …,) entscheiden, wir sehen aber selten wie sie es tun. Das politische Tagesgeschäft versteckt sich in Organisationen und deren Teilbereiche. Dort, in Ministerien, Rathäusern und Abgeordneten-Bürogebäuden zirkulieren die Papiere, werden die Termine entschieden, wird im kleinen Kreis getüftelt und diskutiert – und nur ab und zu kommt mal jemand mit einer Fernsehkamera, niemals unangekündigt, und dann wird kurz und knapp vor schöner Kulisse verlesen, was herausgekommen ist.

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(Buchempfehlung) Thema: Staatsschulden

Seit 2008 die „Krise“ losbrach, kamen, auch in Texten dieser Seite, viele soziologische Fragen auf, die den Unterbau der „wirtschaftlichen Realitäten“, wie er in den Massenmedien erzählt wurde, betrafen. Eine, und die mich am meisten interessierende, war die nach dem Phänomen der Staatsschulden. Während Unternehmen als Organisationen des Wirtschaftssystems klar was mit Geld zu tun haben und sich beinah gänzlich darauf (Kosten und Profit) reduzieren lassen, nicht weil es erkenntnisfördernd ist (ihren Organisationscharakter zu ignorieren), sondern weil es der Semantik der Gesellschaft entspricht, liegen bei Staaten doch andere Grundlagen. Ein Staat ist weder als Organisation noch als primär wirtschaftliches Phänomen zu begreifen. Doch gerade er ist die Instanz, die dem alltäglichen Geld, nach der Abkehr von materieller Rückversicherung, seinen Wert verleiht.

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Gesellschaft erfahren

Viele glauben ja, der Begriff „christliche Werte“ sei ein politischer Kampfbegriff, der benutzt wird, weil er wischi-waschi-diffus auf genau gar nix verweist aber trotzdem offensichtlich genug praktische Geschichte mittransportiert, so dass er glauben macht, er bedeute dennoch etwas. Tatsächlich ereilt dieses Schicksal der Unbestimmtheit bereits den Begriff „Integration“. Denn was soll das denn sein? Deutsch sprechen, Bratwurst essen, im Verein sein, Omas über die Straße helfen? Wer sonntags mit Vergnügen „Schwiegertochter gesucht“ guckt und überzeugt von einem deutschen Einheitskulturgedanke das Wort Integration benutzt ist schlicht dumm!

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