Zur Transformation von Werten

…in das Schema politischer Probleme und Interessen am Beispiel „Sicherheitspolitik“

Die Ausgangsthese von Niklas Luhmann lautet: Interessenkonflikte sind letztlich triviale Konflikte, denn sie können vermittelt werden – sei es durch Kompromisse, Geldzahlungen, Drohungen und Gewalteinsatz. Religionskonflikte, ethische und Identitätskonflikte über nicht verhandlungsfähige Werte sind dagegen nicht politisierbar (2000: 218). Die anschließende These soll sein, dass unter einer vermeintlichen Friedens- und Sicherheitspolitik „Werte“ in das Schema von „Interessen“ und „Problemen“ transformiert werden (können) und damit politisch verhandelbar werden (bzw. scheinen).

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Omar Bassan al-Bashir und die Weltgesellschaft

Der Haftbefehl des Internationalen Strafgerichtshofs gegen den sudanesischen Präsident Omar Hassan al-Bashir dokumentiert den unaufhaltsamen Fortschritt weltgesellschaftlicher Differenzierung, wobei gleichzeitig zu beobachten ist, dass entlang verschiedener Ebenen der Weltgesellschaft Konfrontationslinien auftreten, für die es bisher keine Beobachtungsschemata gibt. Um dies zu zeigen, werde ich in einem ersten Schritt den Begriff der Weltgesellschaft einführen, dann das Problem von Nationalstaatlichkeit und Weltpolitik anreißen, um im dritten Schritt die Konfrontationslinien der weltkulturellen Eben zu skizzieren. Abschließend zeigt sich, dass Menschenrechte eine Transformation von Kultur zu Recht erlebt haben.

Weltgesellschaft

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Status der Semantikanpassung: noch zäh.

Die Krise, das Schreckgespenst. Sie hält uns weiterhin in Atem und versorgt uns mit allerlei Bildern und Zahlen. Wenn man das mit Wirtschaftskrise beschriebene Phänomen weiter auflöst, gelangt man zum Begriff der Orientierungslosigkeit, die sowohl die Kreditflüße, die Politik, wie auch jeden Einzelnen betrifft.

In ihrer Folge wird nun nach neuen/alten Indikatoren gesucht, die uns die Welt wieder so darlegen und erklären, dass wir mit ihr was anfangen können. Die alten Indikatoren sind zu erschreckend, lieber rätselt man über das Hellsehpotential des Dax, oder bastelt sich gleich neue Indizes.

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Religiöser und anderer Glaube

Religion, Gott und Glaube, das sind die Schlagworte der Texte, die mich die Woche am meisten interessiert haben. Irgendwie ist Richard Dawkins „Gotteswahn“, ein Buch, das ich aus Prinzip nicht lesen würde, hochgekocht und wurde, wie es das Thema hergibt, kontrovers und teilweise leicht emotional besprochen. Ergebnisse sind: Religion ist Bullshit, Gott ist keine so einfach zu umreißendes Phänomen und: es ist ein interessantes Thema, aber eben nur, solange es Thema bleibt.

Das Problem der Religion ist, das die Gesellschaft nicht ohne sie auskommt und nie ohne sie auskam. Religion ist der, wenn alle anderen Stricke des Weltbildes (Familienzusammenhalt, Karriereplanung, Fitnessplanung, …) reißen, letztlich übrig bleibende, ununterschiedene, absolut gesetzte Rückhalt, den man als Individuum, mit anderen Individuen, findet. Besonders wenn man sich einer unzähmbaren, unsicheren, unstabilen und inkonsistenten gesellschaftlichen Realität gegenüber ausgeliefert sieht.

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Ein leicht zu kritisierender Text zu einem schweren Thema

Folgender Text hat zwar ein Thema und eine Frage, darüber hinaus aber eher Sammelsuriumscharakter… Es geht um die Frage, wie denn die Kommunikation, und nur sie, kommunizieren kann, obwohl ihr die Fähigkeit fehlt zu Prozessieren. Ich möchte darstelle, dass die Kommunikation weder über ein Gedächtnis noch über einen „Arbeitsspeicher“ verfügt. Auf beides ist sie jedoch angewiesen. Frage: Kompensiert sie diesen Mangel durch Leistungsbeziehungen zu den strukturell gekoppelten psychischen Bewußtsein(plural)?

Dieser Satz: „Der Mensch kann nicht kommunizieren, nur die Kommunikation kann kommunizieren.“ aus „Wissenschaft der Gesellschaft“ (Seite 31) wird erschreckend oft nachgeplapert, ohne dass dabei wirklich geklärt wird, werden kann, was er bedeutet.

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Sprechstundenproblemchen

Warum gehen viele Menschen eigentlich so ungerne in Sprechstunden? Sei es die Konsultation eines Arztes, der Besuch beim Bürgeramt oder die die Beratung beim Professor, alle Situationen haben eins gemein: Sie sind unbefriedigend. Und zwar für beide Seiten, für denjenigen der die Sprechstunde anbietet und für die Person, die in die Sprechstunde kommt. Der Grund für die unbefriedigende Situation liegt darin, dass hier Routine die Interaktion einseitig determiniert und damit stört. Warum nur kann man sich damit nicht abfinden? Weiterlesen →

Urteil zur Moderne: Nicht gut genug.

Solch eine normative These will natürlich auch ausführlich normativ durchargumentiert sein:

Wenn man in die Geschichtsbücher blickt, entdeckt man eine Welt voller Wunder. Ägypter bauten Pyramiden, Römer Abwasserkanäle, Amerikaner Riesenstädte und Russen Raumfahrzeuge. Oft bis immer ging es darum, vorhandene Dinge und Zustände besser zu machen. Die Entdeckung des Feuers führte zu warmer Speise und neuem Werkzeug, spezielle Sand-Wasser-Mischungen führten zu künstlichen Steinen für stabile Häuser und der Buchdruck führte zu Verfassungen, Organisationen, Staaten und leistungsfähigeren Sozialordnungen. Soweit so gut. Dieser Weg lässt sich als die Erfolgsstraße der menschlichen Zivilisation beschreiben. Vom kurzlebigen, einsamen wetter- und schicksalergebenen Homo sapiens zum langlebigen, gesunden, fröhlichen Homo sociologicus.

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Destabilisierung durch Verfahren

Rechtswege haben die Aufgabe Gerechtigkeit herzustellen, Ausgleich (sofern möglich) zu erwirken oder bei Undurchsichtigkeit Standpunkte mit Geltung zu versehen. All dies funktioniert, weil, eher latent, weitere Funktionen erfüllt werden. Ein Rechtsweg ist immer mit einer gewissen Laufzeit verbunden, die an sich schon aufgeheizte Gemüter beruhigt. Rechtswege bieten von sich aus bereits Orientierung, da sie grundsätzlich zur Verfügung stehen und Selbstjustiz damit immer unterbinden bzw. automatisch sanktionieren. Zudem haben Rechtswege den großen Vorteil, bereits vor in Kraft treten legitimiert zu sein. Sie gelten unabhängig von der eigentlichen „Sache“ die in ihnen verhandelt wird. Man kann am Stammtisch sonst was für Geschichten über erfahrene Ungerechtigkeiten erzählen, nachdem man vor Gericht verloren hat, wirkt die Erzählung nach außen nur noch wie Autosuggestion.

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Politische und Persönliche Hilfe

Ein Jahresende wird ja immer sehr rituell begangen. Anfang Dezember läuten die Medien mit Jahresrückblicken die Zeit der Besinnung ein, und wenn dann der Blick auf das Selbst und das was man so getan hat geweitet ist, stellt man fest, eigentlich geht’s einem ganz gut aber vielen anderen Menschen auf der Welt nicht. Und so folgt dann zum tatsächlichen Jahresende die Charitywelle, die von der Vorweihnachtszeit bis zur Brot-statt-Böller-Aktion reicht. Sobald das neue Jahr dann angefangen hat, ist damit und somit dann auch mit dem alten Jahr Schluss.

Warum ausgerechnet das Jahresende so dermaßen mit dem ‚Guten Zweck‘ überfrachtet wird, ist mir ein Rätsel. Vielleicht hat es mit Weihnachten und der Rückbesinnung auf christliche Werte zu tun, vielleicht liegt es an den das Jahr über vernachlässigten Guten Vorsätzen, die einem Sylvester nahend wieder bewusst werden. Vielleicht liegt es an der Langeweile, wenn Geschenke gekauft, vielleicht schon wieder ausgepackt sind und die ganzen Feiertage sinnvoll gefüllt werden müssen. Vielleicht ist es auch einfach Tradition, im Dezember Jose‘ Carreras zu gucken und beim Anblick von Schnee an die Frierenden zu denken.

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Wozu brauchen Menschen Gefühle? (Update)

Was gibt es aus der Soziologie über Gefühle zu sagen? Nichts wohl, handelt es sich doch um die unergründbaren Inhalte der Blackbox, bei der allenfalls Psychologen glauben einen Zugang zu haben… Und solange die Soziologie nichts über Gefühle sagen kann, könne sie gleich gar nichts beschreiben, da „Fühlen und Denken (…) in sämtlichen psychischen Leistungen untrennbar zusammenwirken.“ Zudem sind „Emotionen die entscheidenden Motoren bzw. Energetika allen Denkens und Handelns. (…) Ohne Emotion keine Aktion.“ (so Luc Ciompi 2004, Soziale Systeme – Zeitschrift für Soziologie. Etwas zu knapp zusammengefasst.)

Man kann daraus eine Gesellschaftstheorie stricken, diese würde dann auf Handlungen als Letztelemtente basieren und die Handlungen würden auf Interessen verweisen, die durch Emotionen aus einem, irgendwie geartetem, Kosmos von Beliebigkeit und Zufälligkeit herausgeschält werden. Das passt zusammen, ist aber ziemlich unbefriedigend.

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Weniger (Information) ist vielleicht mehr (Stabilität)

Wie kommt es eigentlich, dass der allgemeine, gebildete Weltbürger der westlichen Hemisphäre so angetan ist, von den modernen Informationskanälen und seinen frei florierenden Inhalten?

Die ganze Internetbevölkerung ergötzt sich an Twitterstreams, RSS-Feeds und Youtube-Kanälen, dass eine Beschreibung wie „sexuell stimuliert“ am ehesten passt.

Ein besonderer Star der Szene, die jegliche Einschränkung der Internetmöglichkeiten mit dem Kommentar „… hat mal wieder nichts verstanden“ straft und informationelle Stauseebildungen für die einzig sinnvolle Zielrichtung der Geschichte hält, ist Thomas Knüwer, der beruflich für das Handelsblatt schreibt und ansonsten gerne seine Meinung im Internet kundtut.

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Blogs und Kommunikationsherrschaft

Die Gunst der öffentlichen Meinung zu haben, ist für alle Organisationen, seien sie politisch oder andersweitig aktiv, von enormer Bedeutung, sofern sie nicht nur öffentlich auftreten, sondern ihre Entscheidungen auch öffentlich rechtfertigen müssen. Parteien und Verbände sind dabei besonders gefordert, sich mit der öffentlichen Meinung und ihrer gekonnten Beeinflussung auseinanderzusetzen. Für öffentlichkeitswirksame Organisationen steht und fällt ihr Erfolg häufig mit der Anerkennung ihrer Entscheidungen durch die Öffentliche Meinung zusammen. Daher wundert es nicht, dass Theo Zwanziger foldenden Satz zum Credo der Öffentlichkeitsarbeit des DFB gemacht hat:

“Wenn sie die Kommunikationsherrschaft nicht haben, sind sie immer Verlierer.”

Nur leider lässt sich die öffentliche Meinung nicht so leicht beeinflussen, was vor allem daran liegt, dass es sich hier um ein prinzipiell unabgeschlossenes Konglomerat öffentlicher Kommunikation handelt, die nach einer Eigenlogik operiert und sich nicht linear-kausal steuern lässt. Die Eigenrationalität und Eigenständigkeit öffentlicher Meinungsbildung wird durch das Internet noch einmal verstärkt, was am jüngsten Beispiel einer Auseinandersetzung zwischen DFB und dem freien Sport-Journalisten Jens Weinreich deutlich wird.

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