Die zwei Seiten der Europawahlmedaille

Europawahl – der langweilige Teil:

Morgen ist Europawahl, bzw. seit vorgestern bis morgen, und es könnte fast nichts unspannender sein, als die Frage, welcher der dämlichen Werbespots am besten funktioniert hat. Falls die deutsche Wahlbeteiligung morgen über 34,7% liegt, liegt es allenfalls daran, dass dieses WE nichts Weiteres anliegt, was um das bisschen Aufmerksamkeit buhlt. Aber wehe es regnet, dann ist selbst dieser kleine Langweiligkeitsvorteil hinüber.

Wieso soll man wählen gehen? In den öffentlichrechtlichen Massenmedien liefen die Tage Kinderreporter durchs Bild und erzählten, dass ganz, ganz viele Gesetze aus Brüssel kommen. Nur, Europawahl ist eben keine „Europawahl“, sondern EU-Parlamentswahl und das EU-Parlament hat zwar einiges mit der EU zu tun, aber relativ wenig mit Brüssel. Selbst ist es in Straßburg beheimatet, die Fraktionen treffen sich regelmäßig in Brüssel und das Generalsekretariat vergnügt sich in Luxemburg. Und diese regionale Ferne ist noch immer symptomatisch für die politische Rolle des Europäischen Parlamentes in Brüssel.

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Wer hat wozu und wieso überhaupt „Zeitungen“?

Zur Einstimmung bitte auch folgenden verlinkten Text lesen, um zu überprüfen, welcher von beiden sinnloser ist: http://www.zeit.de/zeit-wissen/2009/04/Kiosk-Schluss-Mit

Es ist eine allgemeine Qual, Therapeuten sind entsetzt und eigentlich wissen wir es alle. Man erahnt es instinktiv und dennoch begegnet man demselben Frevel überall. Ca. 20 Mio. Menschen, vorrangig Männer, verbringen ihr Leben in Familien, verheimlichen jedoch, dass sie in Wahrheit allenfalls, sofern überhaupt, physisch anwesend sind. Geistig schwirren sie durch die Welt, verbringen Zeit in Gedanken und verstecken sich hinter quadratmetergroßen Papierzetteln, die sie moralisch aufgeladen als „Lektüre“ oder „Zeitung“ ohne weitere Erklärung höher als ihre Familien und Freunde bewerten.

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Comments on systems theory: The distinction of operation and observation

Facing the void

Our concern in this article will be the distinction between operation and observation as systems theory according to Luhmann proposes it. We want to ask in which way the distinction is used and which consequences arise from this particular use of a specific distinction. Furthermore, the question is why Luhmann ascribes such importance to this particular distinction. What is its value?

The answer to this question – as we will see – lies in the realm of constructivism. We do not want to ask for any general importance of this distinction, for this would extend the form of a blog- article. Another constraint is the focus on social systems. We, again, need this shortening to abbreviate the reasoning to an acceptable extent.

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Politik/Recht und das Technologieverstehdefizit

Irgendwann die Tage wurde ein „internationales Spionagenetzwerk“ im Internet gefunden, dass anscheinend vor allem die hohe Politik im Visier hatte. Tausende von Computern und hunderte von Amtsträgern sind betroffen. Die 20-Uhr-Tagesschau ergänzte die Berichterstattung mit dem zitierten Hinweis:

„Das Internet sei zu undurchsichtig um Schuldzuweisungen machen zu können.“

Allerdings ist es nicht nur das Internet, dass durch Undurchsichtigkeit politische Entscheidungen und rechtliche Konsequenzen erschwert, es ist die ganze moderne Technologie. Hier nur ein paar Themen, die zu dieser Misere beitragen: Weiterlesen →

Zur Transformation von Werten

…in das Schema politischer Probleme und Interessen am Beispiel „Sicherheitspolitik“

Die Ausgangsthese von Niklas Luhmann lautet: Interessenkonflikte sind letztlich triviale Konflikte, denn sie können vermittelt werden – sei es durch Kompromisse, Geldzahlungen, Drohungen und Gewalteinsatz. Religionskonflikte, ethische und Identitätskonflikte über nicht verhandlungsfähige Werte sind dagegen nicht politisierbar (2000: 218). Die anschließende These soll sein, dass unter einer vermeintlichen Friedens- und Sicherheitspolitik „Werte“ in das Schema von „Interessen“ und „Problemen“ transformiert werden (können) und damit politisch verhandelbar werden (bzw. scheinen).

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Omar Bassan al-Bashir und die Weltgesellschaft

Der Haftbefehl des Internationalen Strafgerichtshofs gegen den sudanesischen Präsident Omar Hassan al-Bashir dokumentiert den unaufhaltsamen Fortschritt weltgesellschaftlicher Differenzierung, wobei gleichzeitig zu beobachten ist, dass entlang verschiedener Ebenen der Weltgesellschaft Konfrontationslinien auftreten, für die es bisher keine Beobachtungsschemata gibt. Um dies zu zeigen, werde ich in einem ersten Schritt den Begriff der Weltgesellschaft einführen, dann das Problem von Nationalstaatlichkeit und Weltpolitik anreißen, um im dritten Schritt die Konfrontationslinien der weltkulturellen Eben zu skizzieren. Abschließend zeigt sich, dass Menschenrechte eine Transformation von Kultur zu Recht erlebt haben.

Weltgesellschaft

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Status der Semantikanpassung: noch zäh.

Die Krise, das Schreckgespenst. Sie hält uns weiterhin in Atem und versorgt uns mit allerlei Bildern und Zahlen. Wenn man das mit Wirtschaftskrise beschriebene Phänomen weiter auflöst, gelangt man zum Begriff der Orientierungslosigkeit, die sowohl die Kreditflüße, die Politik, wie auch jeden Einzelnen betrifft.

In ihrer Folge wird nun nach neuen/alten Indikatoren gesucht, die uns die Welt wieder so darlegen und erklären, dass wir mit ihr was anfangen können. Die alten Indikatoren sind zu erschreckend, lieber rätselt man über das Hellsehpotential des Dax, oder bastelt sich gleich neue Indizes.

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Religiöser und anderer Glaube

Religion, Gott und Glaube, das sind die Schlagworte der Texte, die mich die Woche am meisten interessiert haben. Irgendwie ist Richard Dawkins „Gotteswahn“, ein Buch, das ich aus Prinzip nicht lesen würde, hochgekocht und wurde, wie es das Thema hergibt, kontrovers und teilweise leicht emotional besprochen. Ergebnisse sind: Religion ist Bullshit, Gott ist keine so einfach zu umreißendes Phänomen und: es ist ein interessantes Thema, aber eben nur, solange es Thema bleibt.

Das Problem der Religion ist, das die Gesellschaft nicht ohne sie auskommt und nie ohne sie auskam. Religion ist der, wenn alle anderen Stricke des Weltbildes (Familienzusammenhalt, Karriereplanung, Fitnessplanung, …) reißen, letztlich übrig bleibende, ununterschiedene, absolut gesetzte Rückhalt, den man als Individuum, mit anderen Individuen, findet. Besonders wenn man sich einer unzähmbaren, unsicheren, unstabilen und inkonsistenten gesellschaftlichen Realität gegenüber ausgeliefert sieht.

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Ein leicht zu kritisierender Text zu einem schweren Thema

Folgender Text hat zwar ein Thema und eine Frage, darüber hinaus aber eher Sammelsuriumscharakter… Es geht um die Frage, wie denn die Kommunikation, und nur sie, kommunizieren kann, obwohl ihr die Fähigkeit fehlt zu Prozessieren. Ich möchte darstelle, dass die Kommunikation weder über ein Gedächtnis noch über einen „Arbeitsspeicher“ verfügt. Auf beides ist sie jedoch angewiesen. Frage: Kompensiert sie diesen Mangel durch Leistungsbeziehungen zu den strukturell gekoppelten psychischen Bewußtsein(plural)?

Dieser Satz: „Der Mensch kann nicht kommunizieren, nur die Kommunikation kann kommunizieren.“ aus „Wissenschaft der Gesellschaft“ (Seite 31) wird erschreckend oft nachgeplapert, ohne dass dabei wirklich geklärt wird, werden kann, was er bedeutet.

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Urteil zur Moderne: Nicht gut genug.

Solch eine normative These will natürlich auch ausführlich normativ durchargumentiert sein:

Wenn man in die Geschichtsbücher blickt, entdeckt man eine Welt voller Wunder. Ägypter bauten Pyramiden, Römer Abwasserkanäle, Amerikaner Riesenstädte und Russen Raumfahrzeuge. Oft bis immer ging es darum, vorhandene Dinge und Zustände besser zu machen. Die Entdeckung des Feuers führte zu warmer Speise und neuem Werkzeug, spezielle Sand-Wasser-Mischungen führten zu künstlichen Steinen für stabile Häuser und der Buchdruck führte zu Verfassungen, Organisationen, Staaten und leistungsfähigeren Sozialordnungen. Soweit so gut. Dieser Weg lässt sich als die Erfolgsstraße der menschlichen Zivilisation beschreiben. Vom kurzlebigen, einsamen wetter- und schicksalergebenen Homo sapiens zum langlebigen, gesunden, fröhlichen Homo sociologicus.

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Destabilisierung durch Verfahren

Rechtswege haben die Aufgabe Gerechtigkeit herzustellen, Ausgleich (sofern möglich) zu erwirken oder bei Undurchsichtigkeit Standpunkte mit Geltung zu versehen. All dies funktioniert, weil, eher latent, weitere Funktionen erfüllt werden. Ein Rechtsweg ist immer mit einer gewissen Laufzeit verbunden, die an sich schon aufgeheizte Gemüter beruhigt. Rechtswege bieten von sich aus bereits Orientierung, da sie grundsätzlich zur Verfügung stehen und Selbstjustiz damit immer unterbinden bzw. automatisch sanktionieren. Zudem haben Rechtswege den großen Vorteil, bereits vor in Kraft treten legitimiert zu sein. Sie gelten unabhängig von der eigentlichen „Sache“ die in ihnen verhandelt wird. Man kann am Stammtisch sonst was für Geschichten über erfahrene Ungerechtigkeiten erzählen, nachdem man vor Gericht verloren hat, wirkt die Erzählung nach außen nur noch wie Autosuggestion.

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Politische und Persönliche Hilfe

Ein Jahresende wird ja immer sehr rituell begangen. Anfang Dezember läuten die Medien mit Jahresrückblicken die Zeit der Besinnung ein, und wenn dann der Blick auf das Selbst und das was man so getan hat geweitet ist, stellt man fest, eigentlich geht’s einem ganz gut aber vielen anderen Menschen auf der Welt nicht. Und so folgt dann zum tatsächlichen Jahresende die Charitywelle, die von der Vorweihnachtszeit bis zur Brot-statt-Böller-Aktion reicht. Sobald das neue Jahr dann angefangen hat, ist damit und somit dann auch mit dem alten Jahr Schluss.

Warum ausgerechnet das Jahresende so dermaßen mit dem ‚Guten Zweck‘ überfrachtet wird, ist mir ein Rätsel. Vielleicht hat es mit Weihnachten und der Rückbesinnung auf christliche Werte zu tun, vielleicht liegt es an den das Jahr über vernachlässigten Guten Vorsätzen, die einem Sylvester nahend wieder bewusst werden. Vielleicht liegt es an der Langeweile, wenn Geschenke gekauft, vielleicht schon wieder ausgepackt sind und die ganzen Feiertage sinnvoll gefüllt werden müssen. Vielleicht ist es auch einfach Tradition, im Dezember Jose‘ Carreras zu gucken und beim Anblick von Schnee an die Frierenden zu denken.

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