Die üblichen Klagen

Das gegenwärtige Jahrzehnt klingt aus und während sich vielerorts ein kleiner Neustart gewünscht wird, ist das nächste Jahrzehnt schon weithin vorbestimmt. Zu viele Hausaufgaben blieben unerledigt. An den Unis wird protestiert. Wir wissen weiterhin nicht, was das Internet mit uns im Einzelnen und der Gesellschaft macht. Das Klima bleibt ungerettet und die kleine Riege von Topbankern ist gut bezahlt und exklusiv wie nie zuvor.

Diese vier Themen bilden die thematischen Eckpfeiler in allen Kanälen den Stammtischen, den RTL-2 Nachrichten und der FAZ. Sie sind die Mainstream-Diskussionen, die in den Archiven der Gesellschaft bestehen werden und aufzeigbar sind, wenn man einmal zurückblickt.

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Deutschland als Suchmaschine: Zusammenhalt 2.0

Von Thomas Hoebel und Rena Schwarting

Die Welt als Suchmaschine

Glaubt man dem Kabarettisten Ingo Börchers, dann ist die Welt eine Google[1]. Was wüssten wir schon von dieser Welt, gäbe es nicht die weltweiten Weiten des Internets, die wir mit der geeigneten Software virtuell bereisen können. Von Niklas Luhmann stammt das geflügelte Wort, dass wir alles, was wir von dieser Welt wissen, aus den Massenmedien wissen. Die von Nutzern selbst generierten „contents“ der Weblogs sind dabei keine Ausnahme, sondern nur die zwischenzeitlich letzte Konsequenz dieser Logik, die gerne mit dem Kürzel „2.0“ versehen wird.

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(Neu-) Ordnungen der Massenmedien.

Der vorliegende Artikel geht auf Stefans Angebot zurück, hier ein eigenes (zwischenzeitliches) Resümee der Diskussion um die künftige Rolle der Massenmedien veröffentlichen zu können. Die Diskussion selbst schließt an den ursprünglichen Artikel über die Selektionskriterien der Wikipedia an. Alle wesentlichen Gedanken dazu finden sich bereits in den entsprechenden Kommentaren – hier soll noch einmal explizit auf einige für mich besonders bedeutende Aspekte der Diskussion hingewiesen werden. Die Überlegungen bleiben, was ihrem Gegenstand geschuldet ist, notwendig hypothetisch – mehr als ohnehin findet der Flug über den Wolken statt.

Die Organisation.

Wie ist die Wikipedia, an der einige der folgenden Überlegungen exemplarisch durchgespielt werden sollen, formal organisiert? In Unterscheidung zu anderen sozialen Systemen stehen bei der Beobachtung von Organisationen ihre Anerkennungs- bzw. Mitgliedschaftsregeln im Zentrum der Aufmerksamkeit: Für die Kommunikationen im sogenannten „Web2.0“ (im Allgemeinen) und für jene innerhalb der Wikipedia (im Besonderen) stellt sich daher zunächst die Frage der Mitgliedschaft. Weiterlesen →

Zum Umbau des Systems der Massenmedien

Die Einführung und Etablierung neuer Verbreitungstechnologien bringt massive gesellschaftliche Veränderungen mit sich. Und die Theorie der Gesellschaft steht in der Folge vor dem Problem, den Veränderungen mit neuen oder modifizierten Begrifflichkeiten Rechnung zu tragen. Problematisch deshalb, weil eine gleichzeitige Veränderung von Theorie und Gesellschaft ein vergleichendes Beobachten unmöglich macht. Ich plädiere daher für eine konservative Anwendung systemtheoretischer Überlegungen zum Funktionssystem der Massenmedien, weil es mir nicht zwingend notwendig erscheint, mit einem massiven Eingriff in theoretische Grundannahmen zu reagieren, um neue Phänomene zu beschreiben.
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‚Relevanz‘ als symbolisch generalisiertes Kommunikationsmedium

Dieser Artikel schließt direkt an den vorhergehenden Artikel samt seiner Kommentare an – ist also eine Art Zusammenfassung und Strukturierung der Ideen, die im Besonderen Herr autopoiet beigesteuert hat.

Die moderne Gesellschaft unterscheidet sich von ihren Vorgängern durch den Abbau der Notwendigkeit persönlicher Beziehungen und Zurechnungen. Musste ein Bauer im 11. Jhrd. noch streng nach Kalender seine Ernteerträge an einen Herren abführen und der König bei längerer Abwesenheit fürchten, dass seine Pfälze niedergerissen werden, verfügt die Moderne über Organisationen und Institutionen, die sich mithilfe symbolisch generalisierter Kommunikationsmedien konstituieren und stabilisieren.

Der moderne Bauer verfügt nun über Geld und kann seine Waren egal wem, egal wann, und egal für welchen Preis anbieten. Und ebenso frei ist er im Ankauf. Und auch der König muss nicht mehr anwesend sein und seine Herrlichkeit religiös untermauern. Der moderne König wird gewählt, in ein Amt, das nicht im Vorfeld festlegt, wer es ausfüllt, was und wann entschieden wird. Soweit die Beispiele für Geld und politische Macht.

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Zum fehlenden externen Selektionsmechanismus der Wikipedia

Rund um die deutsche Wikipedia gibt es gegenwärtig Aufruhr, da einige Admins (Wikipedia-Leute) Texte von Autoren (Welt-Leute) löschen und dies mit ihrem Katalog für Relevanzkriterien begründen.

Die Wikipedia ist ein besonderes Projekt. Sie ist, in erster Linie, eine Organisation und folgt somit klaren Regeln in Bezug auf: Wer darf was und wer darf nicht. In diesem Sinne ist sie eine gewöhnliche Organisation. Sie verfügt über Verfahren durch die geregelt wird, wer zu den Entscheidern gehört und was und wie entschieden wird.

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Demokratie: Zeit-, Entscheidungs-, Legitimations- und Verantwortlichkeits- statt Wissensprobleme

Das Internet ist voll mit Leuten, die viel nachdenken aber zu wenig lesen. Die hypermoderne, internetgeprägte Moderne ist, um den Spaß mitzumachen, eine Redundanzgesellschaft. Eines der Themen, durch die das aktuell wieder besonders deutlich wird, ist die Thematisierung der Demokratie.

Was gibt es alles: Fluid Democracy, Real-Time-Democracy oder, um ein Modell explizit zu verlinken: die digitale Demokratie.

Was haben all die Ideen gemeinsam? Sie sind ziemlich kurzsichtig. Sie beobachten Politik allein anhand des Partizipationsprinzips. Legislaturperioden werden verkürzt, Mandate sind nur noch imperativ, es wird sichergestellt, dass jede Idee einzeln berücksichtigt wird und dass die Politik mit notwendigem Wissen ausgestattet ist, das sie bisher ignorierte. (Bzw. die Politik wird mit Wissen von Gruppen ausgestattet, die sie bisher ignorierte.)

Aber sind das die Probleme, die Demokratie löst? Kann man Demokratie allein aus Perspektive des Publikums und der Partizipationsprinzipien beobachten – oder verliert man dabei zu viel aus dem Blick?

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Wie beobachten wir Politik(er)?

Barack Obama hat den Friedensnobelpreis bekommen, Bodo Ramelow verzichtet darauf, als Wahlgewinner Ministerpräsident zu werden, Angela Merkel führt Koalitionsverhandlungen, in denen nur die FDP Abstriche von eigenen Zielen machen muss. Diese Vorgänge in der Politik bekommt eigentlich jeder mit. Man informiert sich in den Medien und bildet sich eine Meinung. Eventuell tauscht man sich noch mit anderen aus und bemerkt, dass andere zu anderen Schlussfolgerungen kommen.

Die Frage „was soll man davon halten?“, beruht dabei auf einer noch viel grundlegenderen, normalerweise impliziten Frage: Wie kann man diese politischen Vorgänge überhaupt beobachten? Wie kommt man zu sinnvollen Schlussfolgerungen. (Man soll ja gelegentlich auch Wählen.) Zumindest soziologisch lassen sich drei Hinweise formulieren, die dieses Problem explizieren, also im Blick behalten lassen, wenn schon keine Lösung gefunden werden kann.

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Liberal thinking in systems theory?

What kind of ideology does systems theory follow? Is there an ideology to be identified in the realm of the systems theory or is the theory exempt from any kind of “ideology”?

These will be our leading questions which are to be answered in this article. As always we need a definition of liberalism to ensure a, more or less, equal access to the topic we want to deal with.

Definition problems

First of all, we are in need of a closer frame for answering our question. What is it we want to call liberalism? Obviously, liberalism can be of a political or non- political kind.  We need to settle the question what kind of liberalism we want to refer to.

In our opinion, to cut a long story short, the question, whether systems theory is following a political liberalism, or not, is not qualified to gain much attention. There does not seem to be any leads of a politically motivated liberal thinking in systems theory. So we are not going to follow this question up. At least any attempt to show this appears volitional and artificial – in sum, not reasonable in our view.

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Blablabla, Twitter, Facebook, bla, History, bla

Es macht ja viel Spaß, Soziologie zu betreiben und daraus Schlüsse für den Alltag zu ziehen. Man erkennt, dass Taxifahrer ebenso zutreffend über Politik reden können wie Anne-Will-Gäste, dass poetische Vierzeiler mehr über die Welt aussagen als Jahrtausende alte Religionstexte oder dass meine Oma mehr über Rückenschmerzhilfe weiß als mein Arzt. All dies ermöglicht die ständig präsente Unterscheidung von Gerede und Gemache. Keiner hat ein Vorrecht darauf (oder die Möglichkeit), die Wahrheit des Gemaches zu ergründen, nur weil er es sich zum Thema des Geredes erwählt hat. Alles funktioniert einfach, weil es funktioniert und ob man darüber redet oder nicht, entscheidet noch nicht, wie es funktioniert oder ob überhaupt.

Gerede bleibt Gerede und Gemache bleibt Gemache.

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EP-Wahl: Europafeindlichkeit, Demokratiedefizit – wie problematisch ist das? (Update)

Das deutsche öffentlich-rechtliche Fernsehen hat es sich gestern wieder besonders einfach gemacht. Die 90-Min.-Wahlberichterstattung ab 18 Uhr verlief zusammengefasst so: CDU/CSU, besonders Seehofer, durfte frei in die Kameras sprechen und sich als, trotz Stimmenverlust, Sieger darstellen. Bei der LINKEn wurde es dann investigativ, Gysi durfte nur auf freche und kritische Fragen antworten, erhielt aber kein unkommentiertes Verlautbarungszeitfenster und ausländische Parteien, die als „europafeindlich“ gelten, durften gar nicht mehr selbst zu Wort kommen, sondern wurden nur noch mit Besorgnis und Stirnfalten kommentiert.

Wenn man das Europabild der Öffentlich-rechtlichen teilt, passt das natürlich alles ins Bild: Europa ist die politische Bühne der euro-lauteren Parteien, die das politische Gefüge ehren und sich in ihren Regionen durchsetzen. Europakritik ist nicht so gern gesehen und muss, da vorhanden, zumindest kritisch hinterfragt werden. Europagegner sind dagegen Sorgen bringende, unwürdige Entitäten, deren Hinterfragung unerheblich ist, da sie schlicht die Bösen sind.

Dies alles beruht dabei auf einem phänomenalen Informationsvorsprung der GEZ-Kanäle: Sie wissen, was Demokratie ist und sie wissen, wie man Europa demokratisieren kann, während Politikwissenschaftler noch grübeln und Soziologen desinteressiert oder unsicher abwinken.

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